Für die Kinder des Kinderhauses am Salzberg ist der närrische Höhepunkt am Schmotzigen Dunschtig gekommen, sobald die Musik aus dem Film „Fluch der Karibik“ ertönt. Dann fährt das große Piratenschiff auf den Hof an der Mainaustraße. Mitglieder der Piraten AG tanzen mit den Mäschgerle den Piratentanz und verteilen Schätze aus ihrer Schatzkiste.
Ob das Schiff auch dieses Jahr den Weg ins Kinderhaus findet, war kurzzeitig fraglich. Denn die Piraten AG muss für die Anfahrt einen Umweg in Kauf nehmen, was ihren Zeitplan durcheinanderbringt – und der ist am fasnächtlichen Hochtag bekanntlich streng.
Grund dafür ist, dass die Piraten erstmals bei der Stadt eine Genehmigung für ihre Fahrt vom Inselhotel (dort ist das Schiff in der Nacht vor dem Schmotzigen geparkt) bis zum Kinderhaus einholen wollten. „Wir sind bislang immer über Spanierstraße, Jahn- und Moltkestraße zum Zähringerplatz gefahren und über die Allmannsdorfer Straße in die Mainaustraße eingebogen“, sagt Piraten-Chef Urban Okle dem SÜDKURIER.
„Doch jetzt hatten wir gehört, dass es in der Jahnstraße unten und oben je einen Poller geben soll, sodass wir uns um eine Durchfahrtgenehmigung bemüht haben.“ Die Fahrradstraße hat zwar nur auf einer Seite einen Poller, aber durchfahren darf das Schiff trotzdem nicht.

„Für das von einem Kraftfahrzeug gezogene Schiff gilt die Straßenverkehrsordnung“, teilt die städtische Pressestelle auf Nachfrage mit. „In einem konstruktiven Gespräch hat die Straßenverkehrsbehörde die Piraten AG darauf hingewiesen, dass eine Ausnahmegenehmigung aufgrund des äußerst hohen Radverkehrsaufkommens auch am Schmotzigen morgens nicht erteilt werden kann.“
Die Stadt bat die Narren um den „zumutbaren Umweg über die Schneckenburgstraße“. Aber wäre es nicht möglich, eine Genehmigung zu umschiffen, indem die Piraten auf den Unimog als Zugmaschine verzichten und das Schiff das kleine Stück auf der Fahrradstraße per Hand ziehen?

„Nein“, sagt Urban Okle. „Dafür bräuchten wir wegen des Bahnübergangs mindestens 15 Leute. So viele finden sich am Morgen des Schmotzigen nicht“, ergänzt er lachend. Künftig brauche die Besatzung für den Weg zum Kinderhaus und zurück also fast doppelt so lange: „Wir fahren nur sechs Stundenkilometer langsam.“

Bleiben nur zwei Fragen: Wie kam das Piratenschiff in den vergangenen Jahren trotz des Pollers in die Jahnstraße? Und warum nimmt es nicht den direkten Weg über den Sternenplatz? „Das Schiff passt nicht unter der Brücke hindurch“, begründet Okle. Und beim Poller hätten sich die Piraten selbst beholfen, indem sie ihn „selbstständig ohne Ausnahmegenehmigung entfernten“, vermutet die Stadt.
„Das stimmt nicht“, so Okle. „Entfernt haben wir ihn nie, aber umfahren. Wir haben immer aufgepasst, dass nichts passiert.“ Den Kindern ist es egal, auf welchem Weg die Piraten zu ihnen kommen. Hauptsache, der fröhliche Tanz findet statt.