Norbert Heizmann als Tigermücke, James Bond, Odysseus und Kretschmann, Hans Leib als Zeitungsausträger, Simon Schafheitle und Martin Tschaki als Holmes und Watson, Bubi Kreuz als Schlagerbarde, die Hupfdolls und die Imperijazzys und Claudia Zähringer als Gundula Gause, Camilla sowie Moneypenny – und viele weitere bekannte Namen aus der Konstanzer Fasnacht an einem einzigen Abend: Wer das erleben will, besucht am besten das Zirkuszelt im unteren Saal des Konzils.

Denn als dort das Konstanzer Narrenspiel unter dem Motto „So ein Zirkus“ Premiere feiert, ist die Begeisterung groß. Bestens unterhalten und voller Lob verlassen die Gäste nach mehr als dreieinhalb Stunden den närrischen Schauplatz und müssen lange überlegen, welche Nummer in der Manege sie am meisten begeistert hat.
So ist es nicht nur für die Narrengesellschaften Kamelia Paradies und Niederburg, die das gemeinsame Programm nun seit 25 Jahren auf die Beine stellen und das mit einer charmanten Silberhochzeit-Nummer der Hupfdolls feiern, ein Fest. Sondern auch für die Gäste.

Zugleich ist der Abend ein Triumph der handgemachten Fasnacht – mit Akteuren, die vom Publikum mit Beifall über den einen oder anderen Hänger im Text hinweggetragen werden. Mit vielen Aussagen, die über den Spaß hinausweisen und vor allem mit einer Gemeinschaft aus Akteuren und Zuschauern. Man kennt sich (oder lernt sich kennen), man hat es gemeinsam schön. So familiär kann Fasnacht sein.
Durchs Programm führen in diesem Jahr Anja Uhlemann, Nicole Paul und Conny Nack, und sie haben einige Namen anzusagen, die noch neu sind auf der Fasnachtsbühne. Nathalie Marquardt erntet für ihre Zaubernummer Beifallsstürme. Mit trockenem Humor zeigt sie so gar nicht Magisches, dass das schon wieder seine eigene Magie entfaltet. Auch neu dabei sind die Jungartisten – während sonst so oft der Mangel an Nachwuchs für die Bühnenfasnacht beklagt wird, beweisen Juliane Winter, Marina Böhm, Lara Gooßens, Oliver Straub und Florian Fiedler gemeinsam mit Christiana Gondorf, dass es auch anders geht.

Verschiedene Zirkusleute nehmen in diversen Nummern Alltägliches und Politisches aufs Korn, während der Balanceakt im Varieté mit Swantje Kunze und Julia Johannsen auch eine nachdenkliche Note setzt, indem er den Jugend- und Schönheitswahn kritisiert: „Lieber Speck auf den Hüften als Magersucht im Hirn!“
Wohl am schnellsten gewinnt Bubi Kreuz als Dieter Thomas Kuhn den Saal für sich. In einer irren Nummer blödelt er erst gekonnt mit Redensarten und geht dann in einen Dialog mit sich selbst, der einzig und allein aus Schlagertiteln besteht. Am Schluss gibt es dann noch Hossa, Hossa (hier: Abschiedslied für eine lange getragene Hose) für alle zum Mitsingen, und der Saal tobt vor Vergnügen.
Gewohnt politisch dagegen Hans Leib, in diesem Ampel-Aus-und-Wahl-Jahr besonders scharfzüngig. Als SÜDKURIER-Austräger verschont er niemanden vom Berliner Spitzenpersonal. Die SPD schickt Scholz erneut ins Rennen? Das wäre, wenn die Tourist-Information „Werbung mit Wollmatingen machen tät‘“.

Die Fischerin vom Bodensee (Christiana Gondorf) als zornige Maid, die den Großvater entsorgen und dem Schwan den Garaus machen will, zerstört so manches Klischee, während Sherlock Holmes und Dr. Watson (Simon Schafheitle und Martin Tschaki) mit den Stereotypen genussvoll spielen. Und dann führt eine sehr lustige Nummer, in der vier Fasnachtsbecher (Markus und Chistine Häring, Roland Huber und Tatjana Blanck) aus dem Leben eines närrischen Plastik-Mehrwegtrinkgefäßes berichten, zum abschließenden Höhepunkt.


Seit 25 Jahren stehen auch Claudia Zähringer und Norbert Heizmann gemeinsam auf der Bühne, und ihre Nummer beim Narrenspiel stellt erneut unter Beweis, warum sie bei der Konstanzer Bühnenfasnacht eine so wichtige Rolle spielen. In einer Art Revue schlüpfen sie noch einmal in einige ihrer Paraderollen. Der Text springt virtuos hin und her zwischen frivol und feinsinnig, intellektuell und albern, weltgewandt und lokalbezogen. Und ganz am Ende kommt es dann noch zu... nur so viel: Es hat etwas mit einem Bett zu tun.

Als kurz vor Mitternacht die ersten Gäste gehen, sind die Programmverantwortlichen sichtlich gelöst. Wieder einmal ist das Narrenspiel gut über die Bühne – oder besser: durch die Manege – gegangen.

Ein langes, aber nie langatmiges Programm mit ganz fantastischer Live-Musik, ganz viel Menschliches und Allzumenschliches, Deftiges in Richtung Politik und Gesellschaft und zugleich keinerlei Ausrutscher oder Peinlichkeiten: So soll es sein.

Und wer es noch erleben will: Für Samstagabend 8. Februar, 20.01 Uhr, die Matinee am Sonntag, 9. Februar um 13.01 Uhr sowie die Vorstellungen am Donnerstag, Freitag und Samstag, 14., 15. und 16. Februar jeweils um 20.01 Uhr gibt es noch Karten – entweder über die Homepage der Narrengesellschaft Niederburg oder im Kulturkiosk des Theaters in der Wessenbergstraße oder an der Abendkasse. Sie kosten zwischen 16 und 20 Euro zuzüglich Gebühren.