Dass die Konstanzer Blätzlebuebe ordentlich feiern können, das zeigt sich stets an den närrischen Tagen. Aber sie können es auch im Sommer, wie sie Jahr für Jahr am Schnetztorfest zeigen. Und diesmal war es sozusagen ein XL-Fest, quer über die Generationen und auch durch die Musikstile.

„Das soll so etwas wie eine musikalische Weltreise werden!“, versprach Vize-Zunftmeister Matze Trempa beim Auftakt am Samstagvormittag. Aber das Schnetztorfest setzt nicht nur musikalische Akzente, auch kulturell und kulinarisch war einiges geboten rund um das mittelalterliche Gebäude, das dank der vor 50 Jahren gestarteten Initiative zur Renovierung seit vielen Jahren die Heimat der Zunft ist.

Lud zum Auftakt die Büeble-Musik, der musikalische Nachwuchs der Blätzlebuebe, mit der „Fischerin vom Bodensee“ bei Sonnenschein zum Mitsingen ein, so sorgten anschließend die Wollmatinger Obierkrainer mit Blasmusik für Stimmung.

Der musikalische Blätzle-Nachwuchs, die Büeble-Musik, eröffnete das Schnetztorfest
Der musikalische Blätzle-Nachwuchs, die Büeble-Musik, eröffnete das Schnetztorfest | Bild: Jürgen Rössler

Der Nachmittag stand dann mit der „Big Band 4.0“ im Zeichen des Big Band-Sounds, ehe ein Gewitter zwar für Programmänderungen sorgte, aber die Stimmung keineswegs bremsen konnte. „Son Tres“ wollte eigentlich kubanische Musik vom Bodensee präsentieren, doch dieser musikalische Farbtupfer fiel dem Regen zum Opfer.

Zunftstube wird kurzerhand zur Disco umfunktioniert

Mit einer Open-Air-Disco unter dem Schnetztor-Torbogen sollte das Fest ausklingen, regenbedingt wurde dann aber kurzerhand die Zunftstube zur rappelvollen Disco und „DJ schereph“, der auch schon beim Campus-Festival für gute Laune sorgte, legte bis 23 Uhr auf. Den Plan der Open-Air-Disco, so „DJ schreph“, will man aber beim nächsten Schnetztorfest in die Tat umsetzen – trockenes Wetter vorausgesetzt.

Danach fand die Party im nahen Klimperkasten ihre Fortsetzung, denn schon bei der Planung wurde darauf Wert gelegt, die Nachbarschaft ins Fest zu integrieren. Und da rund um das Schnetztor auch tagsüber Programmpunkte für Kinder angeboten wurden, konnte Zunftmeister Roland Scherer zufrieden feststellen, dass alle Generationen auf ihre Kosten kamen.

Statt unter freiem Himmel fand die Gute-Laune-Party regenbedingt dann eben in der Zunftstube der Blätzlebuebe statt. Der Stimmung tat ...
Statt unter freiem Himmel fand die Gute-Laune-Party regenbedingt dann eben in der Zunftstube der Blätzlebuebe statt. Der Stimmung tat dies dank „DJ schereph“ keinen Abbruch. | Bild: Jürgen Rössler

„Es war wieder einmal ein schönes Fest, auch wenn wir ein wenig Wetterpech hatten“, war Scherer nach zwölf Feststunden, von 11 bis 23 Uhr, nahezu rundum zufrieden. „Wir verfolgen zwei Ziele mit dem Schnetztorfest, das wir seit etwa 30 Jahren feiern. Zum einen soll das ein Treffpunkt für unsere 1400 Zunftmitglieder außerhalb der Fasnet sein. Und dann wollen wir das Schnetztor, ein Schmuckstück, bei dieser Gelegenheit für alle zugänglich machen.“ Und der Erlös des Festes trägt auch zum Unterhalt des Schnetztors bei.

Ehrenrat führt hunderte Besucher durch das Schnetztor

Etwa 250 Festbesucher nutzten die Gelegenheit, das Schnetztor gründlich kennenzulernen. Walter Bialoncig, über 20 Jahre im Narrenrat und heute Ehrenrat der Zunft, führte durch das mittelalterliche Gebäude, erläuterte die Entstehungszeit anhand von Holzanalysen und ließ mit seinen Erklärungen einen Einblick in die Historie des Schnetztores, aber auch von Konstanz zu. Nur selten hat man Gelegenheit, bis hinauf in die einstiegen Wohnräume des Turmwächters zu gelangen.

In der Turmstube erläutert Walter Bialoncig (Mitte) während einer Führung die Entstehung und die Funktion des Schnetztors.
In der Turmstube erläutert Walter Bialoncig (Mitte) während einer Führung die Entstehung und die Funktion des Schnetztors. | Bild: Jürgen Rössler

Das Schnetztor wurde, so erklärte Bialoncig, in den Jahren von 1326 bis 1328 in die 1280 errichtete Stadtmauer integriert. Es sollte der repräsentative Zugang zur Bischofsstadt von Süden her sein, aber auch zugleich als Wehrturm die Stadt vor unerwünschten Eindringlingen schützen. Als 1353 Stadelhofen in den Konstanzer Stadtbereich und in die Wehranlage einbezogen wurde, verlor das Schnetztor ein wenig an Bedeutung.

Im 19. Jahrhundert spielten dann die Wehranlagen kaum mehr eine Rolle. Mit dem Bau der Eisenbahn wurden eine ganze Reihe von Wehrtürmen abgerissen und das Material der Stadtmauern zum Bau der Hafenmole genutzt. Der Rheintorturm, der Pulverturm und das Schnetztor blieben zwar erhalten, lange Jahre aber eher als vernachlässigter Taubenschlag. Mit dem großen Narrentreffen 1972 kam der Wunsch der Blätzlezunft nach einer Heimat auf.

Das könnte Sie auch interessieren

Heinz Hug wird beim großen Jubiläum sehr vermisst

Der erst vor wenigen Tagen verstorbene, langjährige Zunftmeister Heinz Hug startete die Initative zur Renovierung des Schnetztors, die dann 1974 begann und 1981 dank zahlreicher Spenden abgeschlossen wurde.

Daher bekam das diesjährige Schnetztorfest zum einen den Charakter eines runden Geburtstags, da man auf 50 Jahre Schnetztorinitiatve zurückblicken konnte, hatte aber eben durch den Tod des „Vaters der Initiative“, Heinz Hug, eine besinnliche Note.

Das könnte Sie auch interessieren

Heute sind die letzten drei mittelalterlichen Wehranlagen von Konstanz fest in Narrenhand, im Pulverturm residieren die Niederbürgler, im Rheintorturm die Vereinigung der Konstanzer Fanfarenzüge und im Schnetztor eben die Blätzlebuebe.