Vom 31. Mai bis zum 10. Juni stieg der Pegel des Bodensees vor Konstanz durch anhaltende Regenfälle rapide: Rund einen Meter legte der Wasserstand in dieser Zeit zu und erreichte am Dienstag, 11. Juni, mit 5,09 Metern seinen bisherigen Höchststand des Jahres. Eine Chronologie.
Übrigens: Wie hoch der Bodensee-Pegel vor Konstanz steht, ist immer aktuell auf www.sk.de/11218644 zu finden. Im Yachthafen Konstanz erfasst der SÜDKURIER-Sensor stets die momentane Wassertemperatur, die dann aktuell auf www.sk.de/11220227 erscheint.
Ende Mai (Pegel: 4,05 Meter)
Die Fähren können fahren, der Katamaran auch. Der Dauerregen hat bis dato wenig Auswirkungen auf die Stadt Konstanz. Auf der anderen Seeseite ist die Alarmbereitschaft größer: Vor allem die Schussen bei Meckenbeuren führte so viel Wasser, dass Teile der Gemeinde unter Wasser gesetzt wurden.
Auch bei Günzburg und Laupheim hatte der Dauerregen verheerende Folgen: Dort kam es zu überfluteten Straßen, Menschen mussten evakuiert und Tiere gerettet werden. Die dortigen Kräfte schafften es nicht alleine, daher rückten auch das THW Radolfzell und Männer der DLRG aus dem Kreis Konstanz aus. Sie kamen ihren Kollegen zu Hilfe.
Anfang Juni (Pegel: 4,46 Meter)
Am ersten Juni-Wochenende spitzt sich auch im Landkreis Konstanz die Lage zu. Ein Bach tritt über sein Ufer und setzt das Konstanzer Kinderhaus St. Martin unter Wasser, es gibt mehrere Erdrutsche und Straßen müssen gesperrt werden. Außerdem wird eine Baugrube an der B33 geflutet. Die Feuerwehren absolvieren zahlreiche Einsätze am Bodensee und im Hegau.
5. Juni (Pegel: 4,91 Meter)
Durch steigenden Wasserstand warnt kurz darauf auch die Konstanzer DRLG vor einem Bad im Bodensee und Seerhein. „Die Gefahren sind durch die Wassermassen oftmals nicht zu erkennen“, erklärte DLRG-Vorsitzender Michael Bremer Anfang Juni. Die Strömung sei stärker als auf der Wasseroberfläche wahrnehmbar und werde schnell unterschätzt. Dieser Einschätzung schließt sich einen Tag danach auch das Gesundheitsamt an und rät vom Baden in den Konstanzer Strandbädern ab.
Zudem kommen nicht mehr alle Autos auf die Fähre, als sich der Bodensee-Pegel der 5-Meter-Marke immer mehr nähert. Tiefergelegte Fahrzeuge können nicht mehr mit dem Schiff nach Meersburg übersetzen. Sollte der Wasserstand auf etwa 5,20 Meter klettern, wird es auch für alle anderen Pkw nicht mehr möglich sein, auf die Fähren zu fahren. Die Rampen wären dann zu steil.
9. Juni (Pegel: 4,97 Meter)
Nachdem sich der Bodensee-Pegel für einige Tage knapp unter der 5-Meter-Marke bewegt hatte, lassen ihn weitere Regenfälle weiter ansteigen. Der Rheinweg im Tägermoos steht unter Wasser, der Seeuferweg zwischen Konstanzer Yachthafen und Therme wird vorsorglich gesperrt. Die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein kann nicht mehr alle Landestellen bedienen.
Am Schweizer Bodenseeufer spitzt sich die Lage mehr und mehr zu: Als der Bodensee-Pegel schließlich über fünf Meter klettert und auch der Seerhein entsprechend viel Wasser führt, kämpfen nun Mensch und Maschine in Gottlieben gegen die Flut. Ein Gewitter sorgt für zusätzliche Probleme.
11. Juni (Pegel: 5,09 Meter)
Inzwischen tritt der Bodensee auch in Konstanz über die Ufer und überflutet einige Wege und Stege. Auch die Schmugglerbucht, in der Konstanzer sonst gerne laue Sommerabende genießen, ist komplett mit Wasser gefüllt. Der Jahrhundert-Pegelstand von 5,65 Meter (24. Mai 1999) wird jedoch nicht erreicht werden.
Zur Sicherheit der Konstanzer Innenstadt haben die Konstanzer Feuerwehr und das Technisches Hilfswerk entlang des Hafens mit Paletten, Planen und Sandsäcken einen Schutzwall errichtet. Die Vorsichtsmaßnahme wurde von Passanten allerdings „belächelt, hinterfragt und gestört“. Die Helfer haben 13 Stunden dafür geschuftet und wurden während der Arbeit verbal attackiert.
13. Juni (Pegel: 5,05 Meter)
Während am Schweizer Unterseeufer zeitweise gegen das Wasser gekämpf werden musste und die Schweizer Behörden die höchste Gefahrenstufe 5 ausriefen, hatte der hohe Wasserstand in Allensbach und Reichenau nur wenig Auswirkungen. Am Yachthafen wurde ein provisorischer Steg errichtet, damit die Menschen trockenen Fußes zu den Booten gelangen können.
Wie ist die Lage in Kreuzlingen? Vom dortigen Hafen aus können weiterhin keine Schiffe in Richtung Untersee fahren. Die Durchfahrtshöhe unter der Alten Rheinbrücke in Konstanz ist immer noch zu gering. Zudem sorgen Überflutungen im Seeburgpark für nasse Füße. Der Kreuzlinger Hafenmeister Daniel Forster dazu: „Problematisch ist das aber nicht.“
15. Juni (Pegel: 4,99 Meter)
Der Wasserstand rutscht wieder unter die 5-Meter-Marke. Doch die Auswirkungen des Hochwassers bleiben am Bodensee weiterhin spürbar. Die Katamarane zwischen Friedrichshafen und Konstanz fahren wegen Treibholz abends langsamer – hier ist erhöhte Vorsicht geboten.
Und beim großen 24-Stunden-Flohmarkt – der am Samstag, 15. Juni, beginnt – wird der Bereich, in dem sonst Konstanzer Kinder ihre gebrauchten Spielsachen, Bücher oder Ähnliches verkaufen dürfen, vom Herosé-Park verlegt. Dort trat der Seerhein über das Ufer, weshalb die Jungen und Mädchen stattdessen im Schulhof der Stephansschule ab 18 Uhr ihre Decken ausbreiten dürfen. Eine Voranmeldung ist dafür nicht notwendig.