Zu unseren Berichten über die von der Konstanzer Gemeinderatsmehrheit verhinderten hohen Einsparungen im Etat von Stadttheater und Philharmonie und dem Kommentar von SÜDKURIER-Lokalchef Jörg-Peter Rau haben die Konstanzer Lokalredaktion zahlreiche Leserbriefe erreicht.

Manfred Hensler aus Konstanz schreibt: „Glückwunsch – die Inszenierung ‚Verhinderung der Sparpläne der Stadt in Bezug auf unser Theater‘ war die mit Abstand beste Inszenierung in dieser Spielzeit. Auf den rhetorisch hervorragend besetzten ersten Akt auf dem Münsterplatz folgte in der Gemeinderatssitzung der Schlussakt mit einer eindrücklichen Kulisse von Theaterfreundinnen und -freunden auf den Zuhörerplätzen. Angesichts dieser Inszenierung hätte es von Seiten der Gemeinderäte schon sehr viel Mut und Weitsicht erfordert, trotzdem für eine Schließung von einer von drei Spielstätten zu stimmen – obwohl dies kein Weltuntergang gewesen wäre, hätte man die durch die fehlende Werkstatt entstandene Lücke ja sicher durch bessere Ausnutzung der zwei verbleibenden Spielstätten und ideenreiche Kooperation mit anderen in Konstanz vorhandenen Kleinbühnen wie das K9 sicher einigermaßen schließen können. So aber müssen die Lasten zukünftiger Sparhaushalte eben vor allem die tragen, die solche machtvollen Inszenierungen nicht hinbekommen und die entsprechende Lobby nicht haben, zum Beispiel SchulsozialarbeiterInnen, Kita-Eltern oder Sportvereine.“

Das könnte Sie auch interessieren

Die Konstanzerin Vera Scharff findet lobende Worte für Jörg-Peter Raus Kommentar: „Lieber Herr Rau, vielen Dank für Ihren Artikel. Er spricht mir aus dem Herzen. Auch ich gehe regelmäßig, oft und gern ins Konzert und ins Theater, bin auch Mitglied im Theaterfreundeskreis. Dennoch konnte ich es für mich nicht verantworten, an den angesetzten Demonstrationen teilzunehmen (Viele brüsteten sich geradezu mit der Teilnahme; es war in, man war unter sich), weil die Forderungen egoistisch und damit ungerecht waren. Es kann doch nicht angehen, dass die mit der LAUT-stärksten Lobby sich durchsetzen – wie auch jetzt bei Diskussion um G9 -, selbst bei den Stadträten. Schön, dass namentlich abgestimmt wurde, als es um die Vermeidung der Sparauflagen für Theater und Orchester ging. Es wird noch spannend sein, woher die NEIN-Sager das fehlende Geld im Etat nehmen wollen, welchem Ressort sie es wegnehmen wollen. Bitte dann auch mit namentlicher Abstimmung – zum Vergleich! Kultur ist nicht nur Theater und Sinfoniekonzert. Und Sätze wie: ‚Kultur ist wie Zähneputzen. Man muss es täglich tun, sonst vergammelt man!‘ sind einfach dumm. Und wenn das Theater dann wirklich die Werkstattbühne aufgeben müsste, gibt es immer noch die Spiegelhalle, die nicht jeden Abend bespielt wird, und sich sicherlich auch für die kleineren Produktionen für Kinder und Jugendliche eignen würde. Hätten wir in Konstanz einen richtigen Konzertsaal, wäre sicherlich auch von einer noch höheren Auslastung der Konzerte zu rechnen und auch eine Erhöhung der Eintrittskarten zu verwirklichen. Stattdessen hält man das Bodenseeforum künstlich durch hohe Zuschüsse am Leben, ein Haus, das dem Normalbürger keinen Mehrwert in Konstanz bringt. Und die IHK im Obergeschoss lacht sich als Mieter ins Fäustchen.“

Johannes Schacht von den Theaterfreunden Konstanz vertritt eine andere Meinung. Er schreibt: „Seit Längerem verfolge ich die Berichterstattung über das Theater im Zusammenhang mit der Haushaltsdebatte. Daraus erwächst der Eindruck, dass eine Sicht von Interessensgruppen, die gegeneinander antreten und sich miteinander vor den Verantwortlichen balgen, besser in Zeitungsartikel gegossen werden kann, als ein Aufgreifen der jeweils vorgebrachten Argumente. Wer beispielsweise die Stellungnahme der Theaterfreunde, des IBC und der Volksbühne liest, wird an keiner Stelle finden, dass es darum geht, billige Eintrittskarten für Besserverdienende zu finanzieren. Dass Bürger auch dann für Kultur in unserer Stadt bezahlen, wenn sie diese nicht konsumieren, ist genauso richtig, wie, dass auch Bürger, die nicht ins Schwimmbad gehen, für dieses bezahlen. Auch Kinderlose bezahlen Schulen und Kindergärten, die Liste könnte beliebig erweitert werden. Man nennt das Gemeinwesen. Gemeinderat und Stadt haben nicht die Aufgabe, Haltungsnoten im Gerangel von Interessengruppen zu vergeben, sondern herauszufinden, welche Investitionen unserem Gemeinwesen langfristig am meisten dienen. Und in diese Abwägung müssen alle Ausgaben auf den Tisch. Allein die Personalkosten unserer Verwaltung sind von 2015 bis heute von 49 auf 77 Millionen gestiegen, das wachsende Volumen von Beratungsverträgen ist da nicht eingerechnet. Der Haushaltsengpass ist kein Naturgesetz, sondern auch Ergebnis der Ausweitung der Aufgaben und Befugnisse der Verwaltung. Es wäre schön gewesen, wenn der SÜDKURIER im Rahmen der Debatte auch diesen Blickwinkel ähnlich intensiv verfolgt hätte.“

Manfred Sobisch aus Konstanz meint: „Es wäre schön gewesen, wenn mehr Gemeinderäte und -rätinnen bei der Abstimmung zu den haushaltspolitisch nötigen Kürzungen diesen Weitblick gehabt hätten wie der Redakteur des SÜDKURIER. Natürlich auch den Mut, unpopuläre Maßnahmen (zumindest für das kulturaffine Publikum bei der Gemeinderatssitzung) im Interesse der Allgemeinheit und der Zukunft unserer Stadt zu ergreifen. Viel war von den Verantwortlichen zu hören von einer Zukunft, die ohne die entsprechenden Angebote trist aussehen würde, was zum Teil sicher ein wenig stimmen kann. Doch zum einen bedeutet eine Kürzung ja nicht gleich Schließung, sondern ist eben auch ein Appell, nicht nur künstlerisch, sondern auch wirtschaftlich kreativ zu werden. Zum anderen aber sollte man, wenn man von der Zukunft der nachwachsenden Generation redet, auch erwähnen, welchen Schuldenberg man ihnen auflädt. Vieles wurde in dem Text auf den Punkt gebracht. Danke dafür!“

Das könnte Sie auch interessieren

Wo bleiben die kritischen Stimmen? Das will Volker Martins wissen. Er schreibt an die Lokalredaktion: „Ich äußere mich nicht zum Thema Kürzungen im Kulturetat, sondern über die Art und Weise, wie der SÜDKURIER mit Meinungen, die nicht den Vorstellungen der Redakteure entsprechen, umgeht. Natürlich darf und soll Herr Rau seine Meinung äußern, auch über die Kulturpolitik. Dass im Nachgang aber ausschließlich Briefe zitiert werden, die ihm schmeicheln, finde ich niveaulos, plump und unsouverän. Ich vermute, Herr Rau hat viel Kritik für seine Formulierung einstecken müssen und ist sich nicht zu schade, mit den zitierten Leserbriefen Zustimmung zu suggerieren. Das ist peinlich. Übrigens: Ich wünsche mir eine erfolgreiche Lokalzeitung und erwarte keineswegs, dort nur meine Meinung zu lesen.“

Auch der Konstanzer Thomas Fuchs findet klare Worte: „Mit großem Erstaunen habe ich zur Kenntnis genommen, dass die Stadt Konstanz auch in Zukunft ihre Problemobjekte (Theater, Philharmonie und Bodenseeforum) mit vielen Millionen weiter unterstützen wird. Umso trauriger ist dagegen der Zustand der Umkleidekabinen und Duschmöglichkeiten der Vereine. Exemplarisch soll hier das Waldheim aufgeführt werden (Gebäude gehört der Stadt Konstanz). Von Umkleidekabinen kann man hier schon lange nicht mehr sprechen. Der Zustand der Räumlichkeiten ist derart schlecht, Schimmel und Dreck tun ihr Übriges. Wie wenig liegt der Stadt Konstanz die Jugend am Herzen? Jede Woche trainieren auf diesem Platz ca. 400 Kinder und Jugendliche, die sich in diesen Räumlichkeiten umziehen müssen, ein Skandal. Bereits vor der Pandemie haben wir, die Senioren des SCKW, darauf aufmerksam gemacht. Allein geschehen ist nichts. Die Außendarstellung der Stadt Konstanz, wenn am Wochenende Gastmannschaften aus nah und fern, bis hin zur Verbandsliga, sich dort umziehen und duschen, ist denkbar schlecht. Bitte nehmen Sie sich doch endlich diesen Räumlichkeiten an und sorgen für eine nachhaltige Verbesserung.“

Das könnte Sie auch interessieren

Jürgen A. Reimann aus Konstanz glaubt, dass das Geld besser in Bildung und Kinderbetreuung investiert werden sollte. Er schreibt: „Ich bin zutiefst enttäuscht über ‚unsere‘ Stadträte! Nicht einmal wegen der Entscheidung ‚Durchsetzen der Kultur‘, sondern darüber, dass sie einfach nur Schulden machen können. Danke lieber SÜDKURIER, dass wir wissen, wer für weiteren und größer werdenden Schuldenhaushalt gestimmt hat. Aber auch die Entscheidung an sich bringt Konstanz nicht voran! Junge Familien wünscht sich die Stadt doch eigentlich, nicht so alte Rentner wie mich. Aber junge Familien haben Kinder und da Millionen in die Kultur gesteckt werden, müssen die Kinder halt ins Theater zum Tragödienbastard, denn der Stadtrat steckt lieber Geld dorthin und nicht in die Kitas. Und die Schüler müssen sich mit Haydn, Grieg und Rimski-Korsakow zufriedengeben, denn dort hat der Stadtrat das Geld gegeben, welches viel dringender für die Schulen notwendig gewesen wäre. Ich werde jedenfalls am Ende meines Lebens mein Häuschen in Konstanz nicht an meine Enkelkinder vererben, denn für meine Urenkel wünsche ich mir u.a. ordentliche Kitas und Schulen – und vor allem Stadträte, die mehr als nur Schulden anhäufen können.“

Und der Konstanzer Harald Odersky erinnert in seinem Leserbrief daran, dass Gemeinderäte alle Bürger der Stadt vertreten sollen: „Endlich wird das Thema Kultur, das heißt Theater und Südwestdeutsche Philharmonie, noch von einer anderen Seite beleuchtet. Dafür Dank an Jörg-Peter Rau. Es kann beim besten Willen nicht sein, dass eine kleine lautstarke Kultur-Interessengruppe eine andere Meinung von Gemeinderäten mit Buh-Rufen quittiert und noch schlimmer ist, dass der Gemeinderat, angeführt von der FGL, gegen eine Kürzung der Kultur-Zuschüsse in Höhe von 735.000 Euro stimmt. Dieser Gemeinderat soll Vertreter aller Bürger und der Stadt Konstanz verpflichtet sein? Der geringe prozentuale Anteil der Kunstbegeisterten wird durch diese Regelung von allen Bürgern alimentiert, während die Konstanzer durch höhere Gewerbesteuer, Bettensteuer und Grundsteuer, die hoffentlich noch zu Fall gebracht wird, zur Kasse gebeten werden, was die Ertragskraft der Unternehmen und den Tourismus schwächt und Bauvorhaben einschränkt. Die Verfechter der Kulturszene, die Theater und Philharmonie in dieser Größenordnung brauchen, rufe ich auf, dafür auch den entsprechenden Preis zu zahlen und nicht auf Kosten der Allgemeinheit die Vorstellungen zu besuchen.“