„Hohe Rendite, gefragte Innenstadtlage, lukrativ mit Potenzial.“ So wurde das schmale Haus in der Kreuzlinger Straße 12 in einem Immobilienportal beworben. Für 810.000 Euro stand das Gebäude aus dem Jahr 1523 mit 311 Quadratmetern Wohnfläche und zwei Ladenlokalen in Stadelhofen zum Verkauf.

Hört sich gut an, doch die weitere Beschreibung verrät, wo der Haken liegt: „Das Objekt ist hochrentabel, allerdings auch sanierungsbedürftig. Heizung, Fenster, Dach, Sanitäranlagen und Böden sollten erneuert werden.“ Nach gut acht Monaten fand sich endlich ein Käufer, doch auf Sanierung hat er wohl keine Lust. So sagt Makler Patrick Rosen: „Das ist ein Kapitalanleger. Der lässt das weiterlaufen, ohne zu investieren.“

Der ehemalige Besitzer Franco Nesci ist „froh und traurig zugleich“ über den Verkauf. Ihm gehörte das Haus seit 2009, zeitweise lebte er dort mit seiner Familie. Wie viel Geld er vom neuen Besitzer bekam, will er nicht verraten.

Was nach dem Besitzerwechsel auf die Mieter – junge Männer aus aller Welt, die in der Gastronomie arbeiten – zukommt, wird sich zeigen. ...
Was nach dem Besitzerwechsel auf die Mieter – junge Männer aus aller Welt, die in der Gastronomie arbeiten – zukommt, wird sich zeigen. „Ich war wie ein Vater für meine Mieter“, sagt Franco Nesci. „Mir war es egal, wenn jemand ein paar Tage später gezahlt hat, auch Wasser und Strom habe ich nicht berechnet.“ | Bild: Hanser, Oliver

Nur so viel: „Es war deutlich weniger als erhofft. Ich habe mein Haus fast verschenkt.“ Das liegt laut Patrick Rosen auch an den Preissteigerungen in der Baubranche: „Als Faustregel gilt: Ein Prozent mehr Bauzins bedeutet zehn Prozent weniger Kaufpreis“, so der Makler.

Einerseits hat Franco Nesci, der im Erdgeschoss einen PC-Service betreibt, nun ein paar Sorgen weniger: „Das Haus hat mich in den vergangenen fünf Jahren sicher 50.000 Euro gekostet.“ Das habe auch daran gelegen, dass das Nachbargebäude abgebrochen wurde und bei ihm Risse aufgetaucht seien.

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Besitzer hätte das Haus eigentlich gerne behalten

„Allein die Stützen haben sehr viel Geld gekostet, dazu kam die Forderung nach einem Brandschutzkonzept. Die Stadt hat mir sehr viele Auflagen gemacht.“ Andererseits sagt er: „Ohne diese Forderungen hätte ich das Haus gern für die nächsten 500 Jahre behalten.“ Der 51-Jährige zieht nun einen Schlussstrich und verlegt auch seinen Laden. Ab September ist er in der Scheffelstraße 8 zu finden.

Und was tut sich bei der Baulücke nebenan? Dort wurden im Herbst 2018 zwei Häuser abgerissen, seitdem liegt die Stelle brach. Franco Nesci ärgert sich: „Mir macht die Stadt Druck und die nebenan dürfen die Lücke jahrelang so lassen.“

So sieht das verkaufte schmale Haus, im Kern ein mittelalterliches Fachwerkhaus mit massiver Fassade des 19. Jahrhunderts, von hinten ...
So sieht das verkaufte schmale Haus, im Kern ein mittelalterliches Fachwerkhaus mit massiver Fassade des 19. Jahrhunderts, von hinten aus. Rechts daneben die Baulücke, die immer mehr zuwächst. | Bild: Hanser, Oliver

Die Verwaltung sei hier machtlos, schrieb die Pressestelle einst dem SÜDKURIER: „Bei der gegebenen Sach- und Rechtslage gibt es keine rechtliche Möglichkeit, einen Baubeginn oder die Fertigstellung des Bauvorhabens zu erzwingen.“

Matthias Hotz, einer der Grundstücksbesitzer, sagt nun auf Nachfrage: „Wir möchten dort nach wie vor Wohnungen errichten. Es liegt nicht primär am Geld, dass es nicht weitergeht.“ Mehr will er dazu nicht sagen. Und das Loch klafft weiter.

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