So viel Frieden war selten: Herbert Weber und Winfried Kropp vom Mieterverein auf der einen und Michael Pfefferkorn, Regionalbereichsleiter Württemberg, Martin Löhle, Regionalleiter Region Bodensee bei Vonovia sowie Pressesprecher Olaf Frei auf der anderen Seite plaudern und scherzen miteinander, als wären sie schon immer gute Freunde gewesen.

Das könnte Sie auch interessieren

Das waren sie nicht. Ein Jahr lang haben sie nun miteinander verhandelt, diskutiert, nachgerechnet und nachgewiesen. Sich mit Müllgebühren und geleasten Rauchmeldern beschäftigt. Was nichtig scheint, hat seinen Ursprung in einem drei Jahre andauernden Konflikt zwischen den Mietern der Schwaketenstraße 98 bis 102 und dem Wohnungskonzern Vonovia.

Von 2017 bis 2021 dauerte die energetische Sanierung des Wohnblocks inklusive Sanierung der Wasserleitungen. Eine Zeit, in der es viel Unmut und Ärger gab. Ärger um Lärm, um auf Balkonen abgestelltes Baumaterial und um Dusch-Container, die die Mieter nutzen sollten.

120.000 Euro werden zurückerstattet

Konkret geht es bei der jetzt geschlossenen Einigung um die Rückzahlung eines Teils der Miet-Nebenkosten, die im Sanierungszeitraum anfielen, die aber aus Sicht des Mieterbundes nicht gerechtfertigt waren – weil die Leistungen nur teilweise oder gar nicht mehr erbracht wurden. Am Ende der Verhandlungen steht nun eine Summe von 120.000 Euro, die Vonovia an die betroffenen Mieter auszahlt.

Die Vonovia-Wohnanlage 98 bis 102 hat es zeitweise während der Sanierungsphase zu bundesweiter Bekanntheit gebracht.
Die Vonovia-Wohnanlage 98 bis 102 hat es zeitweise während der Sanierungsphase zu bundesweiter Bekanntheit gebracht. | Bild: Hanser, Oliver

Die gründlichste Debatte führten die Verhandler um die Entsorgungsgebühren, die in den Mietnebenkosten enthalten waren. Winfried Kropp bringt es in Zahlen auf den Punkt: Zuvor habe Vonovia 15.000 Euro für das Müllmanagement des Wohnblocks ausgegeben, nun seien es noch knapp 2000 Euro. Erklärungsbedürftig sei zunächst gewesen, dass in Konstanz jeder Mieter die Müllgebühr selbst an die Stadtwerke entrichtet, erläutert Herbert Weber.

„Das Thema Entsorgung hat bei mir den Stein ins Rollen gebracht“, räumt Michael Pfefferkorn ein. Weber habe nachweisen können, dass im Nachbarwohnblock wesentlich geringere Beträge dafür gezahlt würden. „Daraufhin haben wir uns von unserem bisherigen Dienstleister getrennt“, sagt Pfefferkorn.

Das könnte Sie auch interessieren

Wie kommen solche Fehlentscheidungen zustande? Auch hierbei räumt Pfefferkorn ein, dass die Zentralisierung des Großkonzerns an dieser Stelle der besseren und günstigeren Lösung im Weg steht. „Normalerweise rufe ich meine Fachabteilung an, dort gibt es gelistete Kontaktpartner, und sie organisiert einen Dienstleister“, beschreibt er das übliche Vorgehen. Der Nachteil: Lokale Gegebenheiten werden auf diesem Wege gar nicht erst wahrgenommen.

Die Verhandlungen an sich sind im Verhältnis des Wohnungskonzerns und seiner Mieter in ganz Deutschland eine einigermaßen einzigartige Errungenschaft. „In der Größenordnung wie hier habe ich eine solche Einigung noch nie erlebt“, räumt Regionalbereichsleiter Pfefferkorn bereitwillig ein. Beide Seiten, Vonovia und Mieterbund, loben die Gesprächsatmosphäre.

Herbert Weber als Vorsitzender des Mieterbunds sieht sich im eigenen Vorgehen bestätigt: „Durch die energetische Sanierung hatten wir hier einen hohen Organisationsgrad der Mieter. Das hat uns natürlich eine große Schlagkraft verliehen“, sagt er. Vielleicht half auch die Kette an Missgeschicken. Selten habe es eine Sanierung gegeben, bei der so viel schieflief, gibt auch Pfefferkorn zu. Das führte zu bundesweiter Aufmerksamkeit für das Vorgehen von Vonovia in Konstanz.

So ist das Verhältnis zueinander heute

Sind nun alle Konflikte der Vergangenheit vergessen? Zumindest habe sich die Atmosphäre zwischen den Mietern der Wohnanlage und Vonovia deutlich verbessert. „Es wurde einiges umgesetzt an Verbesserungen“, bestätigt Matthias Oehlschläger, der die Sanierungsphase selbst miterlebt hat und Mitglied der Mieterinitiative ist. Auch die Ankündigung der Rückzahlung eines Teils der Betriebskosten sei unter Mietern positiv aufgenommen worden. „Die Wohnzufriedenheit ist jetzt wieder etwa so wie sie vor der Sanierung war.“

Das könnte Sie auch interessieren

Teurer bezahlen müssen die Mieter ihre Wohnzufriedenheit dennoch, zumindest jene, die neu eingezogen sind. Für eine Drei-Zimmer-Wohnung mit etwa 80 Quadratmetern zahlten Mieter vor der Modernisierung 8,71 Euro Miete, nach der Sanierung zahlen Neumieter 10,36 Euro.

Wie Pressesprecher Olaf Frei versichert, sei Vonovia bei den Mieterhöhungen der Bestandsmieter unter dem gesetzlich Möglichen – eine Erhöhung um acht Prozent – geblieben. Mit vier Mietern habe es individuelle Lösungen gegeben, um die Kostensteigerung abzumildern.