Der Donnerstagmorgen im Dingelsdorfer Strandbad Klausenhorn. Die ersten Gäste kommen mit Liegen, Handtüchern und Sonnenschirmen. Viertelstündlich werden es mehr – Einheimische, Gäste, Campingplatz-Mieter.

Natascha Burghardt sowie ihre Mitarbeiter Czanett Nemeth und Gabor Arnold befreien die Tische von der Nässe, die sich wegen der niedrigen Nachttemperaturen und der Luftfeuchtigkeit auf sie gelegt hat.
„Man merkt, dass es Herbst wird“, sagt Natascha Burghardt, Pächterin des Bistros. „Obwohl wir ja gar keinen richtigen Sommer hatten. Das war ja eher eine mittlere Katastrophe.“

Wenn es regnet oder wenn es zu kalt ist, muss sie gar nicht erst öffnen. Dann kann sie daheim bleiben. „Das lohnt sich nicht: Acht Stunden herumstehen und warten für vielleicht zwei verkaufte Kaffees.“

Im Mai hoffte sie auf den Juni, im Juni auf den Juli, im Juli auf den August – irgendwann gab sie die Hoffnung auf. Und siehe da: Der September zeigt sich bisher sommerlich warm und sonnig – ohne Aussicht auf Verschlechterung. „Aber ehrlich: So viel Getränke und Speisen können wir jetzt gar nicht verkaufen, um in den Gewinn zu rutschen.“ Wenn sie eine Nullrunde verbuchen könne in der Endabrechnung, sei sie schon zufrieden.
Trotzdem möchte sie mit ihrem „supermotivierten Traumteam“, wie sie ihre Mitarbeiter nennt, noch einmal ordentlich reinhauen. „Wir planen, den ganzen September zu öffnen“, sagt sie. „Am Freitagabend haben wir eine Band engagiert, die brasilianische Musik spielt. Eintritt ist frei. Schon unsere Beachparty am 14. August lief richtig gut – da hatten wir auch großes Wetterglück.“

Ein paar Kilometer weiter. Oli Krüger ist seit 19 Jahren Pächter des Bistros im Strandbad Litzelstetten. Der beliebte Mann weiß gar nicht genau, wie er den Sommer 2021 beschreiben soll. „So etwas habe ich nicht nie erlebt“, erzählt er. „Wir machen Miese. Zwei tolle Wochenenden – von denen wir in unserer Lage ja leben. Ansonsten alles verregnet. Katastrophal.“
In weiser Voraussicht hat er Mitte August kein Eis mehr nachbestellt. „Ich habe von davor noch genügend da“, sagt er. „Jetzt hoffen wir, auf einen guten Saisonabschluss, obwohl wir die Verluste nicht mehr wettmachen können.“

Das Wasser hat an diesem sonnigen Mittag etwas über 19 Grad, gegen Abend können laut Bademeister die 20 Grad erreicht werden. Angesichts der kommenden Sommertage lädt der See dann mit Temperaturen von 21, 22 Grad zum Baden ein.

Gibt es seitens der Bädergesellschaft Pläne, den arg gebeutelten Pächtern unter die Arme zu greifen? Sprecher Christopher Pape schreibt auf Anfrage dazu: „Die Endabrechnung erfolgt später im Jahr. Uns liegen keine Zahlen vor. Insofern existieren auch keine entsprechenden Pläne.“

Neben dem Kiosk im Strandbad Hörnle sitzt Ibrahim Yildirim auf einer Bank und atmet tief durch. „Natürlich war das ein schlechter Sommer, wie ich ihn in 20 Jahren am Bodensee noch nicht erlebt habe“, berichtet er. „Aber man muss ja immer damit rechnen. Mehr Sorgen bereitet mir das fehlende Fachpersonal im Restaurant.“
Der Kiosk sei kein Problem, obwohl es witterungsbedingt auch hier nicht wirklich gut lief in den vergangenen Monaten. „Doch im Restaurant gab es berechtigte Reklamationen, weil wir kein gelernten Servicekräfte gefunden haben.“