Kaum ein Haus sorgte in den vergangenen Jahren für so viele Schlagzeilen wie die Markgrafenstraße 10, in der Szene auch als „Grafi10“ bekannt. Das erste Mal zog es das öffentliche Interesse auf sich, als die leerstehende Immobilie 2020, mitten im Oberbürgermeister-Wahlkampf, besetzt wurde. Die Hausbesetzer sagten damals, sie hätten auf die Wohnungsnot in Konstanz hinweisen wollen.

Über drei Jahre sind seit dem Vorgang – der in Konstanz Seltenheitswert hat – vergangen. Mehr Leben als in den drei Tagen der Besetzung ist in das Gebäude bis heute allerdings nicht eingezogen. Und, wo in der Zwischenzeit eines sicher nicht passiert ist – eine Entspannung auf dem Konstanzer Wohnungsmarkt.

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Vor diesem Hintergrund beantragte die Freie Grüne Liste (FGL) im August dieses Jahres Folgendes: Die Stadt soll das Gebäude kaufen. In einer entsprechenden Pressemitteilung begründete die Gemeinderatsfraktion den Antrag ebenfalls mit dem Mangel an Wohnungen, der in Konstanz herrsche. Die Stadt benötige das Gebäude, um den eigenen sozialen Aufgaben gerecht werden zu können.

Der Stadtverwaltung ist die Idee, das Haus zu kaufen, keinesfalls fremd. Bereits 2020, nach der Hausbesetzung, habe man dem Eigentümer des Gebäudes ein Kaufangebot unterbreitet. Dieses blieb allerdings erfolglos, da es bessere Angebote gegeben habe, die ebenfalls zur Wohnungsnutzung führen sollten. All dies teilte die Stadt auf Nachfrage der FGL mit.

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Eigentümer nicht erreichbar

Offensichtlich blieb selbst das lukrativste Angebot wirkungslos – das Haus an der Markgrafenstraße 10 ist weiterhin unbewohnt und wirkt zunehmend verkommen. Dies sei auch der Verwaltung aufgefallen, weshalb man versucht habe, den Eigentümer erneut zu kontaktieren, so die Stadt weiter. Jegliche Kontaktversuche schlugen fehl. Mittlerweile wurde eine Zwangsversteigerung der Immobilie angeordnet.

An eben jener Zwangsversteigerung solle die Stadt teilnehmen. Dies forderte die FGL in ihrem Antrag, über den vergangene Woche im nichtöffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung abgestimmt wurde. Die Entscheidung fiel jedoch nicht zu Gunsten der größten Gemeinderatsfraktion aus: Der Antrag wurde abgelehnt. Dies teilte Anja Fuchs, Pressesprecherin der Stadt Konstanz, auf SÜDKURIER-Anfrage mit.

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Marvin Pfister vertritt dennoch eine klare Meinung: „Ich wünsche mir, dass das Gebäude endlich zu Wohnraum wird“, sagt der Stadtrat der FGL. Er fügt hinzu, dass sich dies allerdings als schwierig erweisen wird. Eine kurzfristige Lösung zeichne sich nicht ab.

Auch die bereits angeordnete Zwangsversteigerung stimme Pfister in dieser Sache nicht zuversichtlich. Er erklärt, dass eine solche Versteigerung meist mit rechtlichen Problemen einhergeht. Da die Stadt keinen Kontakt zum Eigentümer habe herstellen können, gestalte sich das Ganze als schwierig.