Die Mettnaukur hat ihre Baupläne auf der Radolfzeller Halbinsel um die Hälfte eingedampft. Keine Rede ist mehr von der Verlegung der Werner-Messmer-Klinik zur Hermann-Albrecht-Klinik und einem vierstöckigen Aufbau auf das Kurmittelhaus. Und doch ist bei einigen Beobachtern außerhalb der Kur, des Rathauses und des Gemeinderats eine deutliche Skepsis zu spüren. Diese Zweifel haben sie in der Bürgerfragestunde des Gemeinderats geäußert.

Bürger sorgen sich, dass die Mettnau nicht mehr für jeden offen sein sollte

Alfred Heim wollte wissen, ob bei einer Verwirklichung der Sanierungs- und Umbaupläne des Kurmittelhauses, der Weg vorbei am Scheffelschlösschen auf die Mettnauspitze für die Öffentlichkeit begehbar bliebe. Da verwies Oberbürgermeister Martin Staab auf einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderats: „Die Mettnau wird immer öffentlich zugänglich sein.“ Und auch Kurdirektor Eckhard Scholz bekräftigte: „Die medizinischen Reha-Einrichtungen der Stadt werden die Zugänge nicht versperren.“

„Die Mettnau wird immer öffentlich zugänglich sein.“Martin Staab, Oberbürgermeister
„Die Mettnau wird immer öffentlich zugänglich sein.“Martin Staab, Oberbürgermeister | Bild: Jarausch, Gerald

Warum solche Fragen zu vielleicht heimlichen Entwicklungen und Überlegungen der Kur immer wieder auftauchen, fasste Brigitte Pucher in der Fragestunde in einer grundsätzlichen Kritik zusammen: „Dass die Sitzungen des Kur-Ausschusses nichtöffentlich sind, ist sehr auffällig.“ Sie appellierte an die Verwaltung, doch die Öffentlichkeit an diesen Beratungen in Zukunft teilhaben zu lassen. Oberbürgermeister Martin Staab versuchte diese Kritik zu entkräften: „Die nichtöffentlichen Punkte sind durch die Gemeindeordnung eingegrenzt.“

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Doch weil die Vorberatung im Kurausschuss zu einem Verzicht auf einer Verwirklichung des „Ideenteils“ hinter verschlossenen Türen stattfand, können viele den strategischen Schwenk der Kur nicht nachvollziehen. Denn den „Ideenteil“ für die Zentralisierung der Kur auf der Mettnauspitze rund um die Hermann-Albrecht-Klinik hatte der Gemeinderat im März 2019 mit dem Entwurf des Bebauungsplans und der Möglichkeit, bis in die Höhe eines fünften Geschosses zu bauen, auf den Weg der Realisierung gebracht.

Zahl der Selbstzahlerkunden ist zurückgegangen

Die Abkehr von diesen Plänen und dieser radikale Schwenk hin zu einer Sanierung der Werner-Messmer-Klinik und des Kurmittelhauses sowie die Argumentation aus der Vorberatung im Kurausschuss ist nur in Teilen in der Sitzung angeklungen. Diese liegen wohl – auch pandemiebedingt – in einer zurückgehenden Ertragskraft der Kur. Der Anteil der Selbstzahler scheint deutlich zurückgegangen, während die Zahl der Reha-Patienten etwa nach Herz-Operationen in der Messmer-Klinik wohl relativ stabil geblieben ist.

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Verständlich dagegen ist die Erleichterung, die CDU-Stadtrat Christof Stadler angesichts der abgespeckten Baupläne verspürte. Nicht nur das geplante Investitionsvolumen reduziert sich von 50 Millionen Euro auf nun hochgerechnete 25,4 Millionen Euro, auch die im Ideenteil skizzierte Skyline auf dem Hügel über dem Strandcafé bleibt nun wahrscheinlich nur ein Entwurf. „Das wird ein Gewinn für die Mettnau“, hofft Stadler.

Ausgesprochen sanierungsbedürftig: Der Gemeinderat hat die Sanierung und den Umbau desKurmittelhauses unterhalb des Scheffelschlösschens ...
Ausgesprochen sanierungsbedürftig: Der Gemeinderat hat die Sanierung und den Umbau desKurmittelhauses unterhalb des Scheffelschlösschens auf den Weg gebracht. | Bild: Jarausch, Gerald

Für Dietmar Baumgartner von den Freien Wählern gab es wichtige Gründe, dem „neuen“ Realisierungsplan der Mettnaukur zuzustimmen. Das Konzept mit der Sanierung und Umbau von Messmer-Klinik und Kurmittelhaus sowie der Anbau an das Gästehaus der Hermann-Albrecht-Klinik sei schlüssig, „vorbehaltlich der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Kur“. Und vor allem, dass das „Wohnzimmer Mettnau allen erhalten bleibt“.

„Alle müssten sagen, aus einer schwierigen Diskussion kommen wir gut raus.“Siegfried Lehmann, FGL
„Alle müssten sagen, aus einer schwierigen Diskussion kommen wir gut raus.“Siegfried Lehmann, FGL | Bild: Jarausch, Gerald

Auch Siegfried Lehmann von der Freien Grünen Liste unterstützte das neue Konzept: „Alle müssten sagen, aus einer schwierigen Diskussion kommen wir gut raus.“ Er bezweifelte, ob eine komplette Verlegung der Kur überhaupt zu finanzieren gewesen sei. Bei solch einer Zentralisierung wäre die Frage im Raum gestanden, ob diese Bebauung nicht die Mettnauspitze überfrachtet hätte. Diese Befürchtung habe er bei den jetzt vorgelegten Plänen nicht: „Dass die Sanierung der Kur eine Zerstörung der Mettnau ist, diese Ansicht ist absurd“, sagte Lehmann.

„Wir müssen unsere Kur zukunftsfähig aufstellen, wollen wir unsere Arbeitsplätze erhalten.“Jürgen Keck, FDP
„Wir müssen unsere Kur zukunftsfähig aufstellen, wollen wir unsere Arbeitsplätze erhalten.“Jürgen Keck, FDP | Bild: Jarausch, Gerald

Norbert Lumbe (SPD) empfand die Entwicklung der Baupläne der Kur als ein Lehrstück in der Kunst des Kompromisses: „Der geplante Abriss der Werner-Messmer-Klinik, das Projekt auf der hinteren Mettnau, das hoch dimensioniert war, dafür haben wir zu recht Druck bekommen.“ Für ihn sei die „bauliche Entwicklung“ ein verkürzter Begriff: „Es geht um die Qualität der Mettnaukur.“ Auch Jürgen Keck (FDP) griff diese Argumentation auf: „Wir müssen unsere Kur zukunftsfähig aufstellen, wollen wir unsere Arbeitsplätze erhalten.“

„Man kann die Kurparkklinik doch dort lassen, wo sie ist.“Susann Göhler-Krekosch, SPD-Stadträtin
„Man kann die Kurparkklinik doch dort lassen, wo sie ist.“Susann Göhler-Krekosch, SPD-Stadträtin | Bild: SK

Einzig Susann Göhler-Krekosch und Derya Yildirim (beide SPD) stimmten gegen das neue Kur-Baukonzept. Kritikpunkt ist die Aufgabe der Kurparklinik: „Man kann sie doch dort lassen, wo sie ist“, sagte Susann Göhler-Krekosch. Dery Yildirim wünschte sich wie die Kritiker aus der Bürgerfragestunde „mehr Offenheit und Teilhabe bei diesen Projekten“.