„Ich glaub‘ ich steh‘ im Wald“, so staunten die Gäste sprichwörtlich, als sich beim Bunten Abend der Güttinger Schimmelreiter der Vorhang der Bühne in der Buchenseehalle lüftete. Nach einer Idee von Narrenrat und Chef-Bühnenbildner Andreas Bohl hatten die Güttinger die Halle in einen Wald verwandelt und mehrere meterhohe Bäume auf der Bühne platziert. Dies schreibt der Narrenverein in einer Pressemitteilung.
So wie bei der Gestaltung der Bühne hatten die Güttinger auch dieses Jahr wieder hinsichtlich seiner Aktualität ein glückliches Händchen bei der Wahl ihres Fasnet-Mottos „De Schimmel macht Halt im Wald“. „Da spielt uns der Zufall wieder einmal in die Hände“, kommentierte dies Manfred Hiller bei der Begrüßung der Gäste in der ausverkauften Buchenseehalle. Und schon tanzten die Jüngsten des Narrenvereins unter dem Titel „Wir kämpfen für den Wald“ über die Bühnenlichtung und griffen thematisch den Umweltschutz und auch die Rodungsarbeiten im Altbohl auf.
Hänsel und Gretel und die Schlümpfe
„Die Bsundere“, ein lockerer Zusammenschluss aus fasnetbegeisterten Güttingerinnen, trat dieses Jahr zum zweiten Mal auf. Sie interpretierten, als Raben und Hexen verkleidet, Grimms Märchen „Hänsel und Gretel“ als Singspiel neu. Dabei unterhielten die Sängerinnen das Publikum mit einem Repertoire von Schlager über Rap, auch ein lasziver Tanz mit dem Besenstiel gehörte dazu, nur um dann fleischlichen Genüssen mit Alternativen wie Sojaschnitzel den Garaus zu machen, heißt es weiter in der Mitteilung.

Im Anschluss war die Narrenjugend an der Reihe. Unzählige Schlümpfe wuselten vom Saal aus auf die Bühne und tanzten dort dem bösen Zauberer Gargamel gekonnt auf der Nase herum. Dieser wurde derart verwirrt, dass es schließlich zum unvermeidlichen „Wackelkontakt“ kommen musste, bei dem es im Publikum kein Halten mehr gab.

Nach einer kleinen Schunkelrunde öffnete sich der Vorhang für den mit Spannung erwarteten ersten Akt des Narrenrats mit dem Titel „Redragout – Waldfrieden“. Dieser kam zwar, entgegen des Programmtitels, als reine Pantomime daher, karikierte aber dennoch das Sprichwort „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“. Mit dabei waren ein paar Seitenhiebe auf tatsächliche und denkbare Ereignisse.
Doch nicht nur, was man in den Wald hineinruft, kommt zurück, sondern auch „Die, die aus dem Wald kamen“. In diesem Falle waren es die Hästrägerinnen in Gestalt von Waldgeistern und Kräuterfeen, die anmutig zu Liedern wie „Sweet Dreams“ von den Eurythmics über die Bühne schwebten. Gleich darauf flogen sie zu „Peter Pan“ von Julian Sommer und Mia Julia geradezu über die Bühne. Alle bisher erwähnten drei Tänze standen unter der Leitung von Nicole Winter.
Spaß – aber auch Kritik
Unter dem Titel „Wild, Säu und and‘re Viechereien“ fanden die Narrenräte im zweiten Akt ihres „Redragout“ die Worte wieder. Dabei blickten sie hinter die Kulissen des vorher gezeigten Waldidylls und nahmen das Dorfgeschehen teils deftig aufs Korn. Während die Akteure sich einerseits mit zwinkerndem Auge Missgeschicken des Turnvereins oder Kapriolen des Ortsvorstehers widmete, bezogen die Narrenräte unzweifelhaft Stellung gegen sexuelle Gewalt, als einem Exhibitionisten besonders anschaulich eine Ladung Steinsalz verabreicht wurde.
Nach kurzer Umbaupause wurde es ungemütlich im Wald. Im dritten Akt ihres „Redragout“ gingen die Narrenräte mit den Forstarbeiten im Altbohl, uneinsichtigen Fußgängern und der Stadtverwaltung ins Gericht. Besonders die Sorge um ihr Buchenseebad war den Güttingern dabei anzumerken.
So war der Erhalt des Buchenseebads ebenso im Programmpunkt der Holzer ein großes Thema. Zudem beklagten sie ihre Arbeitslosigkeit, nachdem rund um Güttingen kaum noch Wald zu finden sei. Die Gedanken kreisten dabei um die Frage, woher künftig der Narrenbaum kommen soll.
Gefeiert bis in den Morgen
Den Abschluss des Abends leitete wie gewohnt das Männerballett der Narrenräte ein. Dabei präsentierten sich die Herren als „Holla, die Waldfee“ zu einer Choreografie von Andrea Bix. Personell verstärkt wurden die krankheits- und verletzungsbedingt dezimierten Räte dabei von Philipp Künz und Peter Stocker. Ihnen wurde, ob ihres spontanen Engagements, sogleich die Narrenratsanwartschaft angetragen, heißt es in der Mitteilung.
Beim Finale zeigten sich die Akteure des Abends nochmals dem begeisterten Publikum, das sich mit viel Applaus bei allen Darstellerinnen und Darstellern bedankte. Narrenpräsident Hiller dankte seinerseits dem Publikum sowie den Helfern in und um die Küche und lud zum anschließenden Tanz mit Barbetrieb bis in die frühen Morgenstunden ein, heißt es in der Mitteilung abschließend.