Herr Meyle, freuen Sie sich, nach der coronabedingten Pause auch in Radolfzell wieder auf der Bühne stehen zu können?
Wir haben schon einige vorangegangene Konzerte gespielt, aber jedes einzelne davon ist eine Errungenschaft. Man muss sich auch mal den logistischen Aufwand dahinter anschauen. Niemand möchte, dass irgendjemand wegen einem Konzert von uns infiziert wird. Da werden alle machbaren und gesetzlichen Vorschriften durchgesetzt. Die meisten Konzerte sind auch von den Kapazitäten reduziert, aber das ist eigentlich nicht wild. Wir merken, dass die Leute total beseelt sind und sich einfach freuen, da sein zu können. Und wir sind froh, dass es wieder losgeht nach eineinhalb Jahren und dass wir unsere Miete bezahlen können. Unsere Haupteinnahmequelle sind eben Live-Konzerte.
Wie gut kennen Sie den Bodensee?
Wir waren schon ein paar Mal da. Ich habe Freunde dort und unser Schlagzeuger wohnt sogar da, aber auf der Schweizer Seite. Es ist eine tolle Region und schön, da leben zu dürfen, wenn man das kann. Für mich wäre das aber zu weit weg vom Schuss, weil wir viel unterwegs sind. Für mich ist es wichtig, wie schnell ich in Berlin, Hamburg, München oder Köln bin. Darum wohne ich auch in Nordrhein-Westfalen. Aber rein landschaftlich würde ich gerne am Bodensee wohnen. Und in Radolfzell haben wir 2018 schon einmal gespielt.
Was erwartet die Radolfzeller bei Ihrem Auftritt?
Es wird musikalisch ein buntes Programm aus den letzten 14 Jahren. Wir sind eine Zehn-Mann-Band auf der Bühne mit wirklich fantastischen Musikern. Wir sind enge Freunde, wir spielen seit sieben Jahren in dieser Konstellation. Wir machen kein Schickimicki, es gibt keine große Bühnenshow. Jeder einzelne Ton wird live gespielt. Und wenn uns jemand aus dem Publikum was zuruft kann es schon sein, dass wir uns da drauf einlassen und was anderes spielen als das, was auf dem Zettel steht. Und im nächsten Jahr gibt es ein neues Album, mal schauen, wie weit wir dann da im September schon sind und ob wir da schon eine Single spielen.
Spielt die Corona-Zeit beim neuen Album eine Rolle?
Ich schreibe alle Songs selber und Einflüsse von außen spiegeln sich da wider. Und natürlich hat die Pandemie uns auch auf Gedanken gebracht. Das wird auf jeden Fall mit einfließen. Da gibt es auch schon Songs, die schon in diese Zeit passen und die Entstehung ist auch in dieser Zeit passiert. Es ist nicht so, dass ich eineinhalb Jahre vor dem Fernseher saß. Wir haben wahnsinnig viel gemacht. Wir haben ein Best-of-Album produziert, wir haben ein Kochbuch fertiggestellt, wir haben drei eigene Weine gemacht. Und ich schreibe gerade auch relativ viel für andere, zum Beispiel Roland Kaiser und Sarah Connor.
Wie kommt es dazu, dass Sie als Musiker Kochbücher und Weine anbieten?
Seit ich 17 bin habe ich eine eigene Wohnung und bin da sehr früh selbstständig geworden. Mein Opa ist Koch gewesen und hat mich unter die Fittiche genommen und so ist die Leidenschaft fürs Kochen entstanden. Meine Brüder kochen sehr gut, wir kochen alle in unseren Familien. Das neue Kochbuch haben wir mit der kompletten Band produziert. Jeder hat seine zwei Lieblingsrezepte mitgebracht und dann haben wir das gekocht. Zwei Musiker sind tolle Fotografen, die haben Bilder dazu gemacht. Da bin ich sehr stolz drauf. Wein wollte ich eigentlich schon lange machen. Jetzt hatte ich genügend Zeit, um verschiedene Weine mit befreundeten Winzern zusammenzustellen. Das macht einen Heidenspaß und für mich ist es schön, wenn in meinen Lieblingsrestaurants meine Weine auf der Karte stehen.
Hätten Sie als Kind gedacht, dass Sie einmal da landen werden, wo Sie jetzt stehen?
Ich bin mit dem Plattenspieler meiner Mama aufgewachsen. Alles, was auf den alten Platten zu hören war, war für mich die große weite Welt. Als Kind habe ich immer davon geträumt, dass ich mit anderen Menschen Musik machen darf und dass Menschen kommen und sich das anhören, weil das einfach ein tolles Gemeinschaftsgefühl ist. Das ist der schönste Beruf auf der Welt. Für mich ist der eigentliche Indikator für Erfolg aber, zu wissen, dass ich als Musiker meine Familie ernähren kann. Sing meinen Song war der Wendepunkt, an dem ich dachte: Jetzt kann ich vielleicht für den Rest meines Lebens Musik machen und davon leben.
Sie waren auch bei erfolgreichen Fernsehsendungen wie The Masked Singer. Wie ist es, dort auf der Bühne zu stehen und nicht vor den Zuschauern an einem Konzert?
Bei Masked Singer war ja aus Corona-Gründen noch nicht einmal Publikum da. Aber das hat einen Heidenspaß gemacht und es war einfach cool, unerkannt in ein Kostüm zu schlüpfen. Beim Finale schauen da elf Millionen Menschen zu. Das ist schon toll. Aber man will ja auch die Jury umhauen. Du willst ja auch, dass die einen geilen Abend haben. Ich war froh, dass ich in dieser Zeit einen Job hatte, das sage ich ganz ehrlich. Aber wir mussten auch zwei Wochen Zwangspause machen, weil unter anderem ich, infiziert war. Ich bin dann 14 Tage später mit elf Kilo weniger in mein Kostüm geschlüpft. Das war schon eine Zeit, die ich nicht unbedingt so schnell vergessen werde. Das war eine intensive Zeit, auch eine emotionale Zeit. Ich habe mich zuhause selbst in Quarantäne begeben. Es konnte auch kein Arzt kommen. Dabei habe ich mir gewünscht, dass jemand nach mir schaut. Es ist auch schlimm, nicht zu wissen, was mit meiner Familie passiert, die war auch infiziert.
Was steht für Sie denn die nächste Zeit an? Geht es für Sie wieder ins Fernsehen?
Es wird im April ein neues Album geben, das werden wir im Herbst fertig machen. Ein paar Fernsehsachen entstehen gerade, ein, zwei tolle neue Formate. Und dann geht es nächstes Jahr auch wieder in die neue Runde. Da müssen wir natürlich ganz viele Konzerte nachholen, die verlegt wurden. Da gibt es noch fast 40.000 Tickets, die quasi alle noch zuhause an den Kühlschränken hängen. Wir werden alleine deshalb schon mindestens 70 bis 80 Konzerte spielen. Nächstes Jahr werde ich also sehr viel unterwegs sein.