Als Alfons ist der Franzose Emmanuel Peterfalvi im deutschen Fernsehen bekannt geworden. Seit über 30 Jahren lebt der Kabarettist in Deutschland und macht erfolgreich sein Späße, die immer wieder das deutsch-französische Verhältnis aufspießen. Nun ist ihm etwas Großes passiert, wie er in seinem aktuellen Bühnenprogramm, das er in der Singener Stadthalle präsentiert hat, berichtet: Er ist Deutscher geworden.
Wie es dazu kam und was seine Großmutter damit zu tun hat, erfuhren die Zuschauer in der vollen Stadthalle bei seinem Programm „Jetzt noch deutscherer“, zu dem das Kulturzentrum Gems eingeladen hatte.
Mit Reibeisenstimme begrüßte Alfons das Publikum. „Alles ist wahr“, betonte er zu Beginn. Kein geringerer als Olaf Scholz, damals noch erster Bürgermeister in Hamburg, habe ihm die Einbürgerungsurkunde übergeben. Etwas vorher bekam er einen Brief von Scholz, ob er nicht Deutscher werden wolle. Zu diesem Zeitpunkt lebte er bereits über 25 Jahre in Deutschland. „Meine Freunde Jérôme und Jean-François waren entsetzt“, erzählt er. Sie waren der Meinung, Deutscher und Franzose in einem Körper zu sein, sei doch ein Widerspruch in sich.
Das kann doch alles nicht wahr sein
Am Anfang denkt der Zuschauer, das kann doch alles nicht wahr sein. Ein brennender Kühlschrank, der den Brief von Olaf Scholz vernichtet, scheint erfunden. Erst im Laufe des Programms kommt Alfons immer mehr auf den Punkt, sodass das Publikum seine großen Umwege auf dem Weg zum Deutschwerden verstehen kann. Dass dann doch alles wahr ist, zeigen auch Fotos ganz am Schluss.
Die Liebe zu seiner Großmutter, von Alfons „Grand-mère“ genannt, spannt den Bogen durch das Programm. Großmutter Erica folgte ihrem Urgroßvater André Wahl bei dessen Deportation nach Auschwitz im Jahr 1944. Nur knapp konnte die Großmutter dort dem Tod entkommen. Eindrucksvoll schildert er diese Episode im Leben der Großmutter, die später auch einmal den französischen Staatspräsidenten François Mitterrand kennenlernt.
Die Botschaft lautet: Es soll nie wieder Hass und Krieg geben
Bis nach dem Tod der Großmutter bleibt Alfons der Inhalt eines Tresors verwehrt. Ein darin liegender Brief an ihn überzeugt ihn schließlich endgültig, dass Menschen auch im Alter noch vergeben können. Mit dem Lied „Göttingen“, in dem die französische Sängerin Barbara in den 1960er-Jahren die Überwindung ihrer Emotionen gegenüber dem einst feindlichen Deutschland in Worte fasst, unterstreicht Alfons, dass es nie wieder Hass und Krieg geben darf. Der Song ist ein wichtiges Stück zur Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich geworden. Lorenz Boesche begleitet Alfons in diesem Moment am Flügel. Dem Pianisten gelingt es, gerade bei den ernsten Szenen die passende Musik zu spielen.
Eigentlich war am Tag darauf ein Treffen mit Schülern aus dem Hegau-Gymnasium zum Thema „Demokratie“ geplant, doch dieser wurde verschoben, da Alfons gesundheitlich angeschlagen war. „Wir haben im Geschichtsunterricht gerade die Deportation von Juden nach Auschwitz durchgenommen“, erläutert Lehrerin Franziska Zahn. Das Treffen mit 46 Schülern der Jahrgangstufen 9, 10 und 11, die alle Französisch bilingual gewählt haben, ist nun auf Ende Januar verschoben.