Musik war seine große Leidenschaft und er war ein Virtuose am Saxophon. Wenn er auf der Bühne stand, dann war er in seinem Element. Doch nun ist sein letzter Ton verklungen: Dieter Rühland ist am 4. Dezember im Alter von 84 Jahren verstorben. Aber Dieter Rühland war mehr als ein Musiker. Er war Chefarzt am Singener Krankenhaus, er war Kommunalpolitiker, er war ein Kulturmensch. „Und dies alles aus Leidenschaft und mit ganzem Herzen“, sagt Marion Czajor, ehemalige Vorsitzende der Neuen Linie und Ehrenringträgerin der Stadt Singen, über den Verstorbenen.

Der Kommunalpolitiker

Dieter Rühland saß von 2009 bis 2019 für die Neue Linie im Singener Gemeinderat. Marion Czajor beschreibt ihn als einen Kommunalpolitiker, der stets die Sache im Blick hatte. „Parteipolitik war ihm egal, er wollte Singen voranbringen und hat sich mit allem, was er zur Verfügung hatte, für die Menschen in unserer Stadt eingesetzt“, sagt sie. Als Kommunalpolitiker habe Rühland viel bewegt. Aber natürlich sei ihm ein Punkt besonders am Herzen gelegen: das Singener Krankenhaus. „Er hatte natürlich als Arzt eine enorme Expertise, die er nutzte, um das Haus voranzubringen“, so Czajor weiter.

Rühland sei maßgeblich daran beteiligt gewesen, das Krankenhaus in den Gesundheitsverbund des Landkreises zuzuführen. Ohnehin sei ihm die Zukunft der Singener Klinik stets am Herzen gelegen.

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Zu Neuen Linie sei Dieter Rühland gekommen, als es die Fraktion schon gegeben habe, so Marion Czajor weiter. Zur Zeit, als der Verstorbene noch als Arzt aktiv gewesen sei, sei dies zeitlich kaum nötig gewesen. „Als ich ihn dann im Ruhestand gefragt habe, ob er kandidieren wolle, hat er nicht gezögert. Er wollte als Kommunalpolitiker stets Konflikte lösen. Aber er war auch ein streitbarer Mensch, der seine Meinung offen vertreten hat“, so Czajor.

Er legte den Finger in die Wunde

Auch Oberbürgermeister Bernd Häusler würdigt Dieter Rühland für seine komplexen krankenhausrelevanten Fragen als Stadtrat. „Seine Argumente, gerne pointiert vorgebracht, fanden fraktionsübergreifend Gehör und trugen zu den maßgeblichen Entscheidungen des Gemeinderates zur Sicherung des Singener Krankenhausstandortes bei“, schreibt OB Bernd Häusler.

Dirk Oehle, Fraktionsvorsitzender der Neuen Linie im Singener Gemeinderat, sieht dies ähnlich: „Dieter Rühland war ein sehr weit denkender Mensch, der eigentlich immer ins Schwarze getroffen hat. Für die Neue Linie war er ein perfekter Sparringspartner.“ Rühland sei Visionär gewesen, der aber immer sehr nüchtern argumentiert habe und sehr zielorientiert geblieben sei. „Bei seinen Debattenbeiträgen hat er immer den Finger in die Wunde gelegt. Es war eine tolle Zeit mit ihm in der Kommunalpolitik. Und auch nach seiner Zeit im Gemeinderat blieb er der Neuen Linie verbunden und blieb ansprechbar“, so Oehle.

Der Musiker

Nicht nur kommunalpolitisch war Dieter Rühland ein echtes Original. Er war vor allem ein großer Freund von Jazzmusik und galt als Theaterförderer. Als solchen bezeichnet ihn auch Färbe-Theaterleiterin Cornelia Hentschel. „Dieter Rühland wird auch weiterhin bei uns bleiben, das hat er mit dem Jazz Four Fixe, den er vor 15 Jahren gegründet hat, geschafft“, sagt sie. Für Hentschel sei es eine große Ehre gewesen, mit einem so tollen Medizinprofessor, Stadtrat und Musiker gemeinsam die Kulturlandschaft im Hegau zu bereichern. „Er war Musiker aus Leidenschaft“, betont sie.

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Jahrzehntelang habe sich Rühland im Vorstand des Fördervereins der Färbe engagiert und die Arbeit der gesamten Färbe mit der Dieter-Rühland-Band mit ganzem Herzen und großem Engagement unterstützt. „Mit der Etablierung und Erfindung des Jazz Jour Fixe hat er viele Menschen für Jazz, Theater und Kultur begeistern können“, so Hentschel weiter.

Der Kontakt zur Färbe sei durch Peter Simon gekommen. Simon war der Gründer des Theaters Die Färbe und verstarb im vergangenen Jahr 2023 mit 85 Jahren.

Der Chirurg

Das Engagement von Dieter Rühland für das Singener Krankenhaus kommt nicht von ungefähr. Als Medizinprofessor und Chirurg hat er sich über viele Jahre für die Gesundheit der Menschen im Landkreis eingesetzt. Eine Traueranzeige der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) zeigt, wie vielfältig Rühland im medizinischen Bereich unterwegs war – so war er unter anderem Präsidiumsmitglied und Präsident der Gesellschaft. Laut DGCH war Rühland seit 1980 Mitglied der Gesellschaft.

1999 habe er den 116. Jahreskongress der DGCH geleitet und sei 2003 zum Senator ernannt worden. „Er hat durch sein nachhaltiges wissenschaftliches und klinisches Wirken entscheidende Impulse zur Weiterentwicklung der Chirurgie und unserer Gesellschaft eingesetzt“, schreibt Udo Rolle, Präsident der DGCH.

Die Trauerfeier

Dieter Rühland wurde am 26. November 1940 in Aachen geboren. Er verstarb am 4. Dezember im Alter von 84 Jahren in Singen. Die Trauerfeier mit Urnenbeisetzung findet am Montag, 23. Dezember, um 13 Uhr auf dem Waldfriedhof in Singen statt. Anstelle von Blumen teilen die Hinterbliebenen mit, dass im Sinne des Verstorbenen um Blumen abgesehen werden soll. Stattdessen bittet die Familie um eine Spende an die Tafel: IBAN: 90692500350003603602, Sparkasse Hegau-Bodensee, Kennwort: Dieter Rühland.