Anliegen an die Politik, die gibt es in der Wirtschaft in der Regel reichlich. Der Besuch der Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) bei der Singener Eisengießerei Fondium machte da keinen Unterschied. Die Visite beendete eine Kreisbereisung mit Stationen in Konstanz, Radolfzell und Singen. Dabei waren Landrat Zeno Danner, Mitarbeiter von Landratsamt und Ministerium sowie Vertreter der jeweiligen Städte.
Unternehmen schmilzt jährlich Gewicht von etwa 500.000 Kleinwagen ein
Achim Schneider, Co-Vorstand des Unternehmens Fondium mit Gießereien in Singen und dem nordrhein-westfälischen Mettmann, sprach als ein großes Thema die Energieversorgung an. Denn jährlich schmelze das Unternehmen etwa 600.000 Tonnen Eisen ein, etwa das Gewicht von 500.000 Kleinwagen. Dafür verbrauche das Singener Werk schon jetzt 100 Gigawattstunden Strom im Jahr, also etwa so viel wie die Singener Privathaushalte zusammen. Dazu komme der Koks für den Kupolofen, in dem der eigentliche Schmelzvorgang stattfindet. Würde man diesen auf eine Elektroschmelze umstellen, bräuchte man viermal so viel Strom, so Schneider.

Und auch für die Produktion habe der Koks-Betrieb des Ofens Vorteile, erklärte Frank Klooß, Geschäftsführer für das Singener Werk. Denn durch chemische Reaktionen würden dabei auch Stoffe aus dem Metall gelöst, die beispielsweise für Legierungen zuvor hineingeschmolzen wurden: „Da gehen auch Reifendrähte oder Schienenstücke rein.“ Und: „Eine Elektroschmelze macht nur warm.“

Laut Schneider ist zudem der Wirkungsgrad einer Elektroschmelze deutlich niedriger. Für die Nutzung von Bio-Koks als klimaneutralem Ersatz gebe es noch kein grünes Licht aus Brüssel und Berlin.
Beim Strom sieht sich Fondium benachteiligt
Wenn es um Förderungen geht, werde man beim Strom im Übrigen so behandelt, als würde man den normalen deutschen Strommix beziehen. Dabei beziehe das Unternehmen südlich der Bahnlinie Strom aus der Schweiz, wie Schneider sagte – der sei praktisch CO2-frei, wegen der Dominanz von Wasser- und Atomkraft beim südlichen Nachbarn. Die Ministerin versprach, dieser Ungleichbehandlung auf den Grund zu gehen.
Auch das Thema Wasserstoffversorgung der Region platzierten Landrat Zeno Danner, Oberbürgermeister Bernd Häusler und der Vorsitzende des Standortmarketingvereins Singen aktiv, Wilfried Trah, bei dem Besuch. Die Ministerin wies darauf hin, dass die Konsultationsfrist zum Ausbau des Wasserstoff-Kernnetzes bis Mai verlängert worden sei.
Bürokratie beschäftige das Unternehmen sehr, so Schneider. Er beklagte zum Beispiel, dass eine Emissionsrichtlinie aus Brüssel für Gießereien die Grenzwerte auf etwa zehn Prozent absenke, was Investitionen in Millionenhöhe nach sich ziehe. Hoffmeister-Kraut warb bei der Gelegenheit für die Entlastungsallianz aus ihrem Ministerium. Zwar gebe es für jede Regel auch eine Begründung. Doch momentan fehle die Planungs- und Investitionssicherheit, so die Ministerin.

Und schließlich plagt den Fondium-Chef das Thema Arbeitskräfte. Etwa ein Drittel der Belegschaft werde in den nächsten Jahren in Ruhestand gehen. Und: „Wenn es die Geflüchteten von 2015 nicht gäbe, hätten wir heute 150 Leute weniger und müssten eine Anlage abstellen.“ Das Unternehmen wäre froh, wenn die Einwanderer, die da sind, früher arbeiten dürften, so Schneider.