Welchen Sinn ergibt eine Weiterbildung für Handwerker zum Nachhaltigkeits- und Klimaschutzmanager, wo doch Handwerksbetriebe durch die Herstellung langlebiger Produkte, ihre ressourcenschonende Produktionsweise und die meist regionale Verankerung schon immer nachhaltig unterwegs waren? Doch zukünftig sind sie durch die Pflicht, den Beitrag des Unternehmens zum Klimaschutz nachzuweisen, noch mehr gefordert.

Für die Handwerkskammer war dies Grund genug, als erste Handwerkskammer in Deutschland einen Zertifikatslehrgang anzubieten. Die Teilnehmer haben gelernt, wie ein systematisches Nachhaltigkeits- und Klimaschutzmanagement für den eigenen Betrieb entwickelt werden kann. Sie können eine Erklärung gemäß dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex veröffentlichen, in dem die Klimaschutzaktivitäten des Unternehmens dokumentiert werden, und sie sind in der Lage, konkrete Nachhaltigkeitsziele umsetzen. Förderung erfuhr das Pilotprojekt durch die Klimaschutzstiftung Baden-Württemberg.

Die ersten Absolventen haben jetzt in der Singener Bildungsakademie ihr Zertifikat erhalten. „Nachhaltigkeit ist mittlerweile zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor – auch im Handwerk geworden“, betont Georg Hiltner als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Konstanz. Wirtschaftlicher Erfolg und nachhaltiges Handelns gehen dabei Hand in Hand. Auch bei der Gewinnung von Auszubildenden sei ein Betrieb, der nachhaltig unterwegs ist, im Vorteil, da für viele junge Leute das Klimabewusstsein eines potenziellen Arbeitgebers bei der Wahl ihres Ausbildungsplatzes ein Entscheidungskriterium sei. Aufgrund des großen Erfolgs plant die Handwerkskammer bereits im Oktober einen weiteren Lehrgang durchzuführen.

Die frühere Kultusministerin Theresia Bauer kam als Geschäftsführerin der Baden-Württemberg Stiftung zur Zertifikatsübergabe.
Die frühere Kultusministerin Theresia Bauer kam als Geschäftsführerin der Baden-Württemberg Stiftung zur Zertifikatsübergabe. | Bild: Hubertus Bippus

Die Klimaschutzstiftung, vertreten durch ihre Leiterin Julia Kovar, hat das Pilotprojekt der Handwerkskammer mit gefördert. Übergeordnetes Institut der Klimaschutzstiftung ist die Baden-Württemberg Stiftung, deren Geschäftsführerin Theresia Bauer ebenfalls anwesend war, um die Zertifikate persönlich zu überreichen. Sie lobte die Teilnehmer für ihren Mut, sich als Pioniere für den Klimaschutz im Handwerk auf den Weg zu machen.

Handwerk bleibt mit Nachhaltigkeitsoffensive auf Kurs

„Unser Verband hat bereits vor einigen Jahren eine Nachhaltigkeitsoffensive initiert“ so Peter Haas, Hauptgeschäftsführer von Handwerk BW, und erinnerte an die Einführung der Klimaampel, einem CO2-Bilanzierungstool, mit dem Betriebe einfach und umfassend ihre Emissionen erfassen können. Er forderte die Absolventen auf, zukünftig als Botschafter für Nachhaltigkeit in den Unternehmen unterwegs zu sein.

Peter Haas ist Hauptgeschäftsführer von Handwerk BW.
Peter Haas ist Hauptgeschäftsführer von Handwerk BW. | Bild: Hubertus Bippus

Andreas Rebholz von Handwerk BW zeigte auf, welchen Mehrwert ein Unternehmen aus einem funktionierenden Nachhaltigkeitsmanagement gewinnen kann: „Es gewinnt nicht nur an Image und Reputation, sondern kann auch ganz konkrete ökonomische Vorteile erzielen.“ Wasser- und energiesparend unterwegs zu sein, vermindere Kosten. Flexible Arbeitszeitmodelle erhöhen die Attraktivität des Betriebes für Fachkräfte. Auch das ein Aspekt von Nachhaltigkeit. Aber: „Das Handwerk ist nachhaltig unterwegs und vernachlässigt die Berichterstattung darüber“ sagt Andreas Rebholz. Hier eine Optimierung zu erreichen, sei auch eine Aufgabe der neuen Klimaschutzmanager.

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Bernd Klaiber, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Balgheim, war einer von 20 Teilnehmern, die den Pilotlehrgang der Handwerkskammer Konstanz zum Nachhaltigkeits- und Klimaschutzmanager absolviert haben. „Als Obermeister der Kfz-Innung habe ich mich einfach verpflichtet gefühlt, als Vorbild an dem Kurs teilzunehmen, um die Kollegen für die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu sensibilisieren“, begründet er. Den Lehrgang selbst hat er zunächst etwas unterschätzt, sich aber durchgebissen und aus den gewonnenen Erkenntnissen jetzt schon Aufgaben für das eigene Unternehmen entwickelt.