Die Weichenstellungen hinsichtlich einer Integration von Zugewanderten laufen in Singen gut. Das finden die Mitarbeiter der Stabsstelle Integration mit ihrem Leiter, dem kommunalen Integrationsbeauftragten Stefan Schlagowsky-Molkenthin und Linda Kelmendi (Projektmanagerin Integration). Allerdings wünschen sie sich im Bereich der Ehrenamtlichen mehr Menschen, die sich hier engagieren möchten. Zur Integration gehört für die Experten auch der Aufbau eines interkulturellen Dolmetscherdienstes, der seit Sommer 2022 am Start ist.

Im Alten Zollhaus in der Hegaustraße 42 befindet sich das Integrationszentrum als Anlaufstelle für alle Migranten.
Im Alten Zollhaus in der Hegaustraße 42 befindet sich das Integrationszentrum als Anlaufstelle für alle Migranten. | Bild: Gehrmann-Röhm, Susanne

„Wir müssen Integration neu denken und als Querschnittsaufgabe betrachten“, sagt Linda Kelmendi, Projektmanagerin für Integration. Allerdings habe man heute nicht mehr diesen großen Pool an Ehrenamtlichen, wie es im Jahr 2015 bei der großen Flüchtlingswelle der Fall war. „Wir wollen bei unserer Arbeit vom Nebeneinander ins Miteinander kommen“, so Kelmendi. Stefan Schlagowsky-Molkenthin spricht von einer Schieflage bei enorm steigenden Herausforderungen aber gleichzeitig Kürzungen bei den Mitteln.

In Singen gebe es fünf Säulen, auf denen die Arbeit im Bereich Integration aufbaue. Dies sind neben der Stabsstelle Integration der Verein Integration in Singen e.V. (kurz InSi), das Netzwerk „Wir in Singen“, der Dolmetscherdienst „IDOL“ sowie das Forum der Religionen, zählte Kelmendi auf. „Wichtig ist für uns auch, auf Landesebene im Landesverband post-migrantischer Organisationen vertreten zu sein“, berichtet Linda Kelmendi. Auch das Handbuch „Wohnen im Landkreis Konstanz wird derzeit neu gedruckt und das Willkommensbuch für Neu-Zugewanderte wird überarbeitet.

Dolmetschen für Zugewanderte

Ein Schwerpunkt der Arbeit ist der interkulturelle Dolmetscherdienst (abgekürzt IDOL). Dieses Projekt wird von der Werksstudentin Annika Bremermann geleitet und befindet sich im Aufbau. Sie ist mit ihrem Projekt am Verein InSi angedockt. Der Dolmetscherdienst war im Juli 2022 gegründet worden und hatte zu Beginn den Schwerpunkt auf Geflüchtete von Schutzsuchenden aus der Ukraine gelegt. „Im Oktober 2024 hatten wir 41 Dolmetscher in über 14 verschiedenen Sprachen“, berichtete Bremermann.

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Bis zum Stichtag im Jahresbericht, dem 22. Oktober 2023, waren bereits für sechs verschiedene Sprachen Einsätze vermittelt worden. Insgesamt waren 149 Anfragen gestellt worden. Die meisten kamen von Integrationsmanagern wie von der Arbeiterwohlfahrt (34 Prozent) und dem Caritasverband (19 Prozent). Aber selbst das Landratsamt Konstanz habe bei IDOL Dolmetscher angefragt. Die häufigsten Anlässe für die Anfragen nach einem Dolmetscher waren die Begleitung bei Arztbesuchen (41 Prozent) oder zum Jobcenter.

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Die Dolmetscher werden eigens geschult, im Januar findet eine zweite Schulung statt. Besonders im Bereich Russisch und Ukrainisch stehen viele Dolmetscher (20 bzw. 16) zur Verfügung, aber auch für Sprachen wie Arabisch, Persisch, Litauisch, Serbokroatisch, Rumänisch, Türkisch oder Kurdisch.

Nachfrage für Angebot steigt

Martin Zimmermann-Hornung, der Leiter der Geschäftsstelle des Vereins „InSi“ soll aufgrund der steigenden Nachfrage nach Dolmetschern bei der Einrichtung einer EDV-technisch basierten Prozessautomatisierung unterstützen. Wenn der Aufbau und die Organisation des Dolmetscherdienstes dann auf festen Füßen steht, soll IDOL komplett an den Verein „InSi“ angedockt werden.

Im Hinblick auf die bevorstehenden Kommunalwahlen im Juni appellierte Stefan Schlagowsky-Molkenthin, dass sich auch Zugewanderte eine Kandidatur zutrauen sollten. „Aktuell ist niemand mit Zuwanderungsgeschichte im Gemeinderat“, sagt er. Der Verein „InSi“ hatte bereits Ende 2023 zwei nicht-öffentliche Veranstaltungen durchgeführt, um Menschen mit Zuwanderungshintergrund zu gewinnen, sich kommunal-politisch zu engagieren.