Immer wieder taucht bei der Betreuung von Kindern die Begrifflichkeit „Kindertagespflege in anderen, geeigneten Räumen“ auf. Zuletzt in Singen, als es darum ging, dass eine Kindertagespflege im Industriegebiet eröffnen will. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dieser sperrigen Bezeichnung?
Nicole Eckstein hat lange gesucht, bevor sie auf die Räume in der Rudolf-Diesel-Straße 17 aufmerksam geworden ist. Dort will sie in wenigen Wochen eine neue Kindertagespflege eröffnen – und zwar mitten im Singener Industriegebiet in einem derzeit nicht mehr genutzten Gebäudeteil eines Farbhandels. „Wir planen im März zu eröffnen“, sagt die Chefin der Kindertagespflege Lebenswerk. Sie hat 20 Jahre lang als Erzieherin gearbeitet und sich 2019 mit der Kindertagespflege Lebenswerk selbstständig gemacht. Aktuell betreibt sie zwei Betreuungseinrichtungen: je eine in Riedheim und Gottmadingen.

Was steckt hinter der Idee? Darauf hat Nicole Eckstein eine einfache Antwort: In zwei Gruppen sollen dort schon bald bis zu 18 Kinder betreut werden. „Und zwar in dem Umfang, wie es die Familie braucht“, betont sie. Soll heißen: In der Kindertagespflege werden Kinder individuell betreut.
„Wir haben Kinder, die kommen stundenweise, oder nur an bestimmten Tagen oder die ganze Woche“, sagt Eckstein. Dies sei auch ein Vorteil der Kindertagespflege im Vergleich zum Angebot in einer gängigen Kita. Ein weiterer Unterschied: Die Gruppen seien laut Eckstein kleiner, familiärer. „Wir können auf jedes Kind individuell eingehen“, sagt sie. So sollen auch in den neuen Gruppen ab März Kinder von 7 bis 17 Uhr betreut werden.
Lange Suche nach geeigneten Räumen
Aktuell stehen in den neuen Räumen noch Umbaumaßnahmen an. Kurz nach dem SÜDKURIER-Besuch macht sich Nicole Eckstein etwa auf, um zwei neue Küchen zu kaufen. Neben der Küchen soll es auf den 252 Quadratmetern später neben den Gruppenräumen auch Schlafräume und neue Sanitäranlagen geben. Dafür investiert Eckstein nach eigenen Angaben etwa 70.000 Euro. Bis sie auf die Räumlichkeiten aufmerksam geworden sei, habe sie lange suchen müssen. „Wir haben auch einen Makler engagiert“, sagt sie.
Ohnehin sei es auf dem aktuell angespannten Immobilienmarkt schwer, Objekte zu finden. Zudem würden laut Eckstein die meisten Vermieter dem Plan einer Kindertagespflege skeptisch gegenüberstehen. Zu groß sei die Angst vor Beschädigungen oder lautem Kindergeschrei. „Dabei habe ich in den letzten fünf Jahren zwei neue Bücher kaufen müssen“, betont Eckstein. Dies sei alles gewesen, was kaputt gegangen sei.
Was sie sich wünschen würde? „Dass wir leere Räume einfach leichter finden.“ Denn eines spüre sie deutlich: Der Bedarf nach alternativen Betreuungsangeboten sei da. „Wir haben für die neue Einrichtung schon eine Warteliste“, sagt Eckstein.
Fehlenden Außenfläche? Kein Problem!
Zuletzt wurde im Ausschuss für Stadtplanung, Bauen und Umwelt vor allem über die fehlenden Außenanlagen in der Rudolf-Diesel-Straße gesprochen. Ein Umstand, der für Eckstein allerdings kein Problem darstelle. Zwar seien die Außenanlagen ein Knackpunkt. „Aber das darf doch kein Ausschlusskriterium sein“, sagt sie. Schließlich sei die Natur nur wenige Meter entfernt und schnell fußläufig zu erreichen. Oberbürgermeister Bernd Häusler sah dies jüngst ähnlich. „Es ist die Entscheidung der Eltern, ob sie sich für eine Kita mit weniger Außenanlagen entscheiden“, so Häusler.