Die Hegauer Teststationen gewinnen schlagartig an Bedeutung und riesiger Nachfrage. Dies gipfelt in langen Menschenschlangen. War dies bis vor kurzem noch ziemlich gegenläufig feststellbar, so sorgen die neuen Corona-Verordnungen für einen Umkehrschub. Der Grund: Ungeimpfte Beschäftigte dürfen nur noch mit einer Test-Bescheinigung ihre Arbeit aufnehmen. Und öffentliche Veranstaltungen können zwar von geimpften und genesenen Personen besucht werden, es braucht aber zudem die Vorlage eines zertifizierten negativen Testergebnisses. Wie wirkt sich das auf das Angebot an Teststellen aus und wie gehen Arbeitgeber, wie Stadt- und Gemeindeverwaltung mit der stark veränderten Ausgangslage um?
In der Stadt Singen müssen sich Testwillige auf einige Änderungen einstellen. So werden die Malteser, die die Teststation auf der Offwiese betreiben, in neue Räume in der Scheffelstraße 20 umziehen. Dort öffnen sie bereits am Sonntag, 28. November, für das Publikum, nicht wie ursprünglich berichtet am Montag, 29. November. Dies präzisiert der Stadtbeauftragte Christian Roth-Schuler. Ansonsten bleibt alles gleich: die täglichen Öffnungszeiten von 10 bis 18 Uhr und die Möglichkeit, von Montag bis Freitag einen PCR-Test machen zu lassen.
Gemeinden sollen Testkapazitäten ausbauen
Auf der Offwiese wird es dann für ein paar Tage keine Testmöglichkeit geben, berichtet Stefan Schüttler, der bei der Stadtverwaltung für den Bevölkerungsschutz zuständig ist. Das Testhäuschen werde an die Hohentwiel-Apotheke gehen, die ebenfalls Corona-Tests anbietet, in ihren Räumen aber Platzprobleme habe. Und am kommenden Dienstag würden die Stadt und ein privater Anbieter eine Drive-In-Teststation aufbauen, die am 1. Dezember in Betrieb gehen soll. Ob die neuen Testkapazitäten dann ausreichen, werde man bei der Stadt aufmerksam beobachten, so Schüttler. Sollte es mehr Bedarf geben, sei die Stadt schon im Kontakt mit Unternehmen, die Teststellen betreiben wollen. Und Schüttler appelliert an die umliegenden Gemeinden, ihre Testkapazitäten ebenfalls auszubauen. Eine Rückkehr von Testangeboten in Schulturnhallen, wie es sie Anfang des Jahres gab, sei jedenfalls nicht absehbar.
Viele Menschen stehen auch ohne Termine an
Bei der Singener Apotheke Sauter herrscht ein riesiger Ansturm. „Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Wir könnten noch weiteres Testpersonal dringend gebrauchen“, sagt Andreas Pfleger. Die Nachfrage sei noch wesentlich höher als in der zurückliegenden Phase, in der die Tests kostenlos gewesen seien. „Nun können wir diese wieder zahlungsfrei anbieten. Grundsätzlich sollten sich die Interessenten über unsere Internetseite anmelden. Es gibt aber auch viele Menschen, die vor unserer Teststelle anstehen. Die wollen wir auch bedienen“, sagt der Apotheker. Seit Samstag, 13. November, sind die Schnelltests wieder grundsätzlich kostenfrei. Die Teststationen können dann mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) abrechnen, die wiederum das Geld vom Bund weitergebe, erklärt Kai Sonntag, Pressesprecher der KV Baden-Württemberg.
Bürgermeister testet sich jeden Tag
In Hilzingen bietet ein privater Betreiber in Kooperation mit der Gemeinde Schnelltests an, aber nur an bestimmten Tagen pro Woche. „Aufgrund der aktuellen Entwicklung ist es gut vorstellbar, dass die Angebote an Schnelltests ausgeweitet werden“, erklärt der Hilzinger Bürgermeister Holger Mayer. „Die Gemeindeverwaltung bietet zweimal wöchentlich für das Personal wie gesetzlich vorgeschrieben eigene Schnelltests an. Das nutzen unsere Beschäftigten sehr rege. Auch das ungeimpfte Personal – das ist nur ein ganz geringer Anteil – erhält die Gelegenheit, sich testen zu lassen. Dadurch müssten sie nur an den anderen Arbeitstagen ein schriftliches Zertifikat vorlegen“, sagt Mayer. Er selbst lasse sich intern jeden Tag testen, da er vielfach in Kontakt mit anderen Menschen stehe.
Wie Hilzingen agiert auch die Gemeinde Rielasingen-Worblingen. „Eine ausgebildete eigene Fachkraft führt die Kontrollen durch, was die Ungeimpften in Anspruch nehmen können“, sagt Hauptamtsleiter Thomas Niederhammer. Für den eigenen Schutz und den für das Kollegium seien viele Beschäftigte bereit, sich testen zu lassen. In Rielasingen-Worblingen biete zudem das Fitnesscenter Injoy kostenlose Tests an.
Geschultes Personal ist nötig
Die Stadt Engen und die Gemeinde Gottmadingen räumen im Gegensatz zu Hilzingen und Rielasingen-Worblingen, den nicht immunisierten Mitarbeitern keine Gelegenheit ein, sich in der Arbeitsstätte testen zu lassen. „Wir müssten geschultes Personal bereitstellen. Das können und wollen wir nicht leisten“, betont der Gottmadinger Bürgermeister Michael Klinger. Die Konsequenzen müssten bewusst sein für diejenigen, die sich nicht impfen lassen. „Wer keinen Impfnachweis besitzt, kann nur mit einer negativen Testbescheinigung kommen“, stellt Klinger klar. Das Gottmadinger Unternehmen Happy Wax biete tageweise kostenfreie Testmöglichkeiten an. Wegen der großen Nachfrage sei eine Ausweitung denkbar
Drei Teststellen in Engen
„Wir haben kein eigenes geschultes Personal, das die Testungen durchführen könnten“, betont auch Jochen Hock, Hauptamtsleiter der Stadt Engen. Der Medizinverbund im ehemaligen Engener Krankenhaus führe Tests auf Terminanfrage durch. Diesen Service leisten laut Hock auch zwei Firmen.
Und wie geht eine Firma mit den neuen Regelungen um? „Wir stellen eine Arbeitskraft für die Kontrolle der Tests von Ungeimpften ab. Für die muss das aber außerhalb der Arbeitszeit erfolgen“, sagt Alfred Ptak, Geschäftsführer des Hilzinger Unternehmens Ladwig und Überall. „Die betroffenen Beschäftigten wissen schon lange darüber Bescheid. So bleibt ihnen nichts anderes übrig, als Teststellen, wie in Singen, aufzusuchen“, betont der Geschäftsführer.
Impfstelle und Testerlaubnis
- Wer darf testen? Seit Juni müssen Testzentren einzeln vom zuständigen Gesundheitsamt beauftragt werden. Das bedeutet, dass Anbieter, die gerne eine Teststation betreiben wollen, unter anderem den Bedarf nach ihrem Angebot nachweisen müssen. Auch ein Organisationsplan muss vorgelegt werden, der darlegt, dass die Tests ordnungsgemäß durchgeführt werden, so Informationen des Gesundheitsamtes des Landkreises Konstanz. Zuvor galt eine Allgemeinverfügung des Landessozialministeriums.
- Wo wird künftig geimpft? Die Stadt ist gerade dabei, eine regionale Impfstelle einzurichten. Diese soll wie die Teststation des Malteser in der Scheffelstraße 20 unterkommen, erklärt Stefan Schüttler, der bei der Stadtverwaltung für Bevölkerungsschutz zuständig ist. Die Einrichtung sei bald fertig, wann der Impfbetrieb startet, sei aber noch nicht ganz klar. Bei den zurückliegenden beiden Impftagen in Singen wurden laut Landratsamts-Sprecherin Marlene Pellhammer etwa 930 Impfungen verabreicht, davon etwa 530 am Freitag an der Hohentwiel-Gewerbeschule und etwa 400 beim Jobcenter. An der Schule seien etwa ein Drittel Erstimpfungen gewesen. Beim Jobcenter seien knapp 80 Prozent Erstimpfungen gewesen. (eph)