In Sachen Nordstadtversorger war es lange ruhig, nun scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Wie Oberbürgermeister Bernd Häusler im Ausschuss für Stadtplanung, Bauen und Umwelt mitteilte, hätten die ersten Gespräche mit möglichen Investoren bereits stattgefunden. „Der Prozess wird uns die nächsten Monate fordern“, sagte er.

Die Stadt rechnet mit 15 möglichen Investoren

Jetzt soll alles ganz schnell gehen: Die Ausschreibung soll laut Felix Freitag vom städtischen Fachbereich Bauen Ende Mai erfolgen. Voraussichtlich im November könnte der Investor oder Betreiber feststehen, teilt Freitag auf SÜDKURIER-Nachfrage mit. Im Frühjahr 2023 soll dann der Architektenwettbewerb stattfinden. „Es ist geplant, dass 15 interdisziplinäre Wettbewerbsgemeinschaften am Architektenwettbewerb teilnehmen“, sagt Freitag.

Auf dem rot umrandeten Grundstück soll ein Vollversorger für Lebensmittel entstehen – samt Wohnraum, darunter mindestens 20 ...
Auf dem rot umrandeten Grundstück soll ein Vollversorger für Lebensmittel entstehen – samt Wohnraum, darunter mindestens 20 Prozent geförderter Wohnraum. | Bild: Stadtverwaltung Singen

Dabei könne die Stadt Singen zwei und die für die Projektumsetzung ausgewählte Bewerbergemeinschaft drei Wettbewerbsgemeinschaften benennen. Eine Wettbewerbsgemeinschaft müsse sich laut Freitag aus Architekten und Landschaftsarchitekten zusammensetzen. Hintergrund seien die gewünschten Freiraumqualitäten.

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Wie teuer ein Architektenwettbewerb für den Nordstadtversorger kommen könne, steht derzeit laut Felix Freitag noch nicht fest. „Das Honorar der Vorplanung wiederum ergibt sich aus den anrechenbaren Baukosten“, sagt er. Diese seien aktuell jedoch noch nicht bekannt. „Die Bewerbergemeinschaften sind aufgefordert, im Rahmen ihrer Bewerbung erste Aussagen zum geplanten Gesamt-Investitionsvolumen zu treffen. Anschließend lässt sich die auszulobende Wettbewerbssumme abschätzen“, so Freitag weiter. Was aber schon jetzt feststehe: Die Kosten des Wettbewerbsverfahrens sind laut Freitag von der obsiegenden Bewerbergemeinschaft zu übernehmen.

Das gehört zum Nordstadtversorger

Die Stadt hat die Vorgaben für Investoren festgezurrt. Entstehen sollen ein Lebensmittelmarkt mit 1600 bis 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche und ein Drogeriemarkt mit 600 bis 800 Quadratmetern Verkaufsfläche. Ein Investor muss auch Wohnraum bereitstellen, wie Stadtplaner Felix Freitag erklärte. Diese sollen über dem Marktgebäude entstehen. Hier gelte es laut Freitag zu beachten, dass mindestens 20 Prozent der gesamten Wohnungen als geförderte Wohnungen realisiert werden.

Auf diesem Grundstück hinter dem Kreisverkehr plant die Stadt einen Vollversorger für Lebensmittel.
Auf diesem Grundstück hinter dem Kreisverkehr plant die Stadt einen Vollversorger für Lebensmittel. | Bild: Biehler, Matthias

Die geförderten Wohnungen müssen die Mindestvoraussetzungen für die Förderung erfüllen. Dies seien laut Freitag eine Sozialbindungsdauer von mindestens zehn Jahren und eine Absenkung der Miete von mindestens 20 Prozent unter die ortsübliche Vergleichsmiete. Weiterhin würden Konzepte positiv bewertet, wenn sie einen ausgeglichenen Mix hinsichtlich der Wohnungsgrößen, einen hohen Anteil familienfreundlicher Wohnungen und einen Mix aus Miet- und Eigentumswohnungen versprechen.

Die Sache mit den Parkplätzen

„Es gibt Bedenken, dass der Markt nicht so gut angenommen wird, wenn er keine oderirdischen Parkplätze anbietet“, betonte Freitag in der Gemeinderatssitzung. Deshalb hat die Stadt nachjustiert und gibt nun als Vorgabe, dass bei sämtlichen oberirdischen Stellplätzen eine konkrete Nutzung durch Kunden oder Bewohner aufgezeigt werden müsse. OB Häusler rechnete vor: Von den 13.000 Quadratmetern an Fläche müssen 45 Prozent von Bebauung und Stellplätzen freigehalten werden. 55 Prozent dürfen bebaut werden. Stadträtin Kirsten Brößke (FDP) sah Vorteile im jetzigen Vorgehen: „Ohne oberirdische Stellplätze werden wir kaum Investoren bekommen.“ Sie bezeichnete die bisherige Vergaberegeln als zu blauäugig.

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Stadtrat Markus Weber (Neue Linie) mahnte, jetzt aufs Tempo zu drücken. „Der Zeitplan ist straff, aber es muss jetzt etwas passieren. Die Leute warten darauf“, sagte er. Die Stadt habe große Erwartungen geweckt und diese gelte es jetzt zu erfüllen. Von Stadtrat Dietrich Bubeck (Grüne) gab es Kritik. „Das Argument, dass ein Markt nur mit oberirdischen Parkplätzen angenommen wird, ist nicht nachvollziehbar“, sagte er. Viele Märkte würden das Parken nur in Tiefgaragen oder in Parkplätzen auf dem Dach anbieten. Vielmehr regte er an, auch an genügend Fahrradstellplätze zu denken. Bubeck hoffe zudem, dass durch den neuen Nordstadtversorger der Pendelverkehr an Einkäufern in die Südstadt reduziert werde.

Lob gab es von Stadtrat Klaus Niederberger (CDU): „Das bisherige Verfahren war Tagträumerei, jetzt wird es realistisch.“ Stadtrat Walafried Schrott (SPD) zeichnete einen möglichen Zeitplan vor: Seiner Einschätzung nach sei mit einer Fertigstellung 2025 zu rechnen. „Wir müssen da aber zügig ran, wir haben durch die neue Diskussion zu den Vergaberichtlinien Zeit verloren“, sagte er.