Ein Brunnen, zwei Standorte: Der Stockacher Erznarr Hans Kuony aus Metall hebt heute seinen Finger vor dem Bürgerhaus Adler Post. Doch ursprünglich war sein Zuhause am Marktplatz, wo zuvor ein anderer Brunnen gestanden hatte.
Aber von Anfang an: Der Wunsch der Stockacher nach einem Hans-Kuony-Brunnen geht viele Jahrzehnte, ja sogar um mehr als ein Jahrhundert, zurück. 1872 kam in Stockach erstmals die allgemeine Idee eines Narrenbrunnens auf. Die Finanzierung war zu jenem Zeitpunkt aber ein Problem. In den 1930er-Jahren war erst erneut die Rede von einem Narrenbrunnen, dann konkret von einem Hans-Kuony-Brunnen.
Wunsch nach Kuony-Brunnen wächst
Im Lauf der Jahre verfestigte sich dieser Wunsch, Ende der 1960er kamen erste Spenden zusammen und der Kuony-Brunnen wurde in den 1970ern schließlich Wirklichkeit. Es gab verschiedene Entwürfe für das Becken und Figur selbst. Der Siegerentwurf im Rahmen der Ausschreibung stammte von Werner Gürtner aus Überlingen.


Der alte Brunnen am Marktplatz mit Säule, auf der ein gusseiserner Adler thronte, wurde im Dezember 1972 abgebaut. Bei einer Ortsbegehung sei festgelegt worden, dass der geplante Kuony-Brunnen dorthin sollte, wo der Adler-Brunnen gestanden hatte, erzählt Fritz Metterhauser senior, der damals im Stadtrat war. Es habe geheißen, dass dort der beste Platz sei.
Hubert Kunicki, damals ebenfalls im Stadtrat, erinnert sich, dass es auch Überlegungen für den Gustav-Hammer-Platz als Standort gegeben habe. Die Entwürfe seien aber alle für den Marktplatz konzipiert worden.
Für den Hans-Kuony-Brunnen gab es am 27. Januar 1973 einen großen Festakt. Die Zünfte bewegten sich in fünf Marschblöcken aus verschiedenen Richtungen durch die geschmückten Straßen auf den Brunnen zu, beschreibt ein SÜDKURIER-Artikel. Zünfte aus anderen Orten waren zu Gast und feierten mit.
Abends gab es ein Feuerwerk und die Feier ging einem Festzelt, dem Feuerwehrhaus, Lokalen und dem damaligen Rathaus weiter. „Und Hans Kuony hatte immer wieder Grund zum Lächeln, wenn übermütige Narren im eiskalten Wasser zu seinen Füßen närrische Taufakte vollzogen oder ein unfreiwilliges Vollbad nahmen“, schloss der Zeitungsartikel.
Warum der Brunnen heute woanders steht
2001 musste der Kuony-Brunnen am Marktplatz wegen der Umgestaltung des Straßenbereichs weichen. Die 250 Kilogramm schwere Figur erhielt neben dem heutigen Platz am Bürgerhaus auch einen neuen Trog und als Sitzplatz eine runde Granitkugel. An Fasnacht ist Kuony nun auch immer mitten im Treiben und direkt beim Narrenbaum.


Brunnen heute und Kuony in der Stadt
- Schatulle: Als die alte Hans-Kuony-Brunnen-Figur und der neue Trog mit Kugel Anfang September 2001 vor dem Bürgerhaus Adler Post ihren heutigen Platz fanden, legten der damalige Narrenrichter Karl Bosch und Gerichtsnarr Helmut Lempp eine Blechschatulle mit den närrischen Dingen in den Boden des Brunnens ein.
- Gewicht: Den neuen Trog schuf ein Welschinger Steinmetz. Dort war der acht Tonnen schwere Brunnen montiert und dann nach Stockach gebracht worden, wie der SÜDKURIER berichtete. Im Jahr 2016 fand eine Sanierung statt, doch der Bronzeglanz der Kuony-Figur ist jetzt eher grau.
- Närrische Spuren: Der Stockacher Erznarr Hans Kuony ist mit Name und Bild an vielen Stellen im Stockacher Stadtgebiet präsent. Es gibt außer dem Brunnen eine Hans-Kuony-Straße, eine Kuony-Apotheke, die Hans-Kuony-Quelle und das Gebäude, in dem der SÜDKURIER ist, war früher die Gaststätte Hans Kuony. Ein Gesichtsrelief des Narren ist noch an der Hauswand. Die großen, bunten Bleiglasfenster der ehemaligen Gaststätte Hans Kuony lagern heute im Alten Forstamt.