Es wurde bereits vermutet, nun ist es Gewissheit: Die Schulen in Stockach und der Umgebung bleiben erst einmal weiterhin geschlossen. Das beschlossen die Ministerpräsidenten in einer Video-Schalte mit Kanzlerin Angela Merkel am Dienstagabend. Der seit Mitte Dezember geltende Lockdown wurde bis Ende Januar verlängert. Die Schüler werden deshalb weiter im Home-Schooling betreut, eine Notbetreuung wird es ab Montag geben.
Holger Seitz, Leiter des Nellenburg-Gymnasiums in Stockach, und sein Kollegium empfinden sich als gut vorbereitet. „Wir haben die Verlängerung des Lockdowns erwartet und uns bereits darauf eingestellt“, sagt Holger Seitz im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Für mich war das angesichts der hohen Fallzahlen eigentlich schon vor Weihnachten klar.“
Abschlussjahrgänge sind komplizierter
Insgesamt sei man gut gerüstet, gerade was jüngere Schüler angehe. „In der Oberstufe ist das wegen den Klausuren komplizierter“, sagt Holger Seitz. „Diese müssen auf jeden Fall geschrieben werden und das können wir nur in der Schule mit Präsenz tun.“ Es müssten nun Möglichkeiten gefunden werden, um den Abschlussjahrgang gut durch ihr Abitur zu führen.
Für den Fernunterricht sei man mit der neuen digitalen Plattform Iserv gut aufgestellt. Ein Problem gebe es allerdings noch: Die Tablets für die Schüler seien noch nicht ausleihbar, da noch die Schutzhüllen für die Geräte fehlen würden. Deshalb werden die Tablets noch nicht an die Schüler herausgegeben. „Doch die Schüler haben ja selbst Geräte“, so Seitz. „Wichtiger ist die digitale Lehrplattform Iserv“. Die Lehrer seien bereits geschult worden, was die Bedienung der Plattform angehe. Nun wird der Fernunterricht anhand der Plattform und teilweise mit Videokonferenzen abgehalten.
Infektionsschutz steht über Präsenzunterricht
Für Holger Seitz ist Fernunterricht eine gute Möglichkeit der Beschulung. „Natürlich ist das eine schlechtere Erfahrung wie mit Präsenzunterricht„, sagt der Schulleiter. „Aber in der jetzigen Situation ist es das einzig Richtige. Der Infektionsschutz ist die oberste Priorität. Das steht vor dem Präsenzunterricht.“ Mit dem Ausrollen des Impfstoffes sei außerdem eine Perspektive in Aussicht, dass die Situation im Laufe des Jahres besser werde. Rückmeldungen von Schülern oder Eltern auf der verlängerten Lockdown habe er noch nicht erhalten, sei jedoch im Austausch mit dem Elternbeiratsvorsitzenden Thomas Maier.

Auch Thomas Maier hat die erweiterten Beschränkungen erwartet und hält sie aus Infektionsschutzsicht für notwendig. „Ich bin allerdings auch in der schönen Lage meine Arbeitszeiten selbst bestimmen zu können“, sagt Thomas Maier. Seine Tochter geht in die siebte, sein Sohn in die fünfte Klasse. Seine berufliche Situation mache es ihm im Vergleich zu anderen Eltern einfacher. Um neben dem Beruf die Kinder im Home-Schooling zu betreuen, hätten andere Eltern sicherlich größere Schwierigkeiten. Dahingehende Rückmeldungen habe er von Eltern aber noch nicht erhalten, allerdings sei er auch erst seit Mitte Dezember im Amt. Er selbst merke, dass die Betreuung seines jüngeren Sohnes mehr Zeit beanspruche, als bei der älteren Tochter. Es käme also auch darauf an, wie alt die Kinder seien.
Normalbetrieb nur mit besserem Infektionsschutz
Thomas Maier plädiert deshalb für weitere Konzepte, um den Infektionsschutz auch innerhalb der Schulen besser zu gewährleisten. Nur so könne man zu Normalbetrieb zurückkehren. „Das muss in Zusammenarbeit mit den Schulträgern und dem Land passieren“, so Maier. Seine Kinder fahren mit dem Bus von Steißlingen nach Stockach. Auch hier bräuchte es bessere Hygienekonzepte und beispielsweise mehr Busse. Das müsse mit Geldern aus öffentlicher Hand angegangen werden.
Hoffnung auf Rückkehr der Schüler
An der Weiherbachschule in Mühlingen-Zoznegg hofft man, dass die Schüler bald zum Präsenzunterricht zurückkehren können. Schulleiterin Renate Paul sagt: „Egal ob mit Hybrid- oder Wechselunterricht, wir hoffen, dass die Schüler sobald wie möglich in die Schule zurück kommen können.“ Bis dahin sei man gut gerüstet, das Kollegium habe dafür die Ferien durchgearbeitet. Man habe E-Books für die Schüler angeschafft und neue Apps und Programme bereitgestellt. Was die Abschlussklassen und deren Betreuung angehe, befinde man sich in der Planungsphase.
Doch was sagen eigentlich die Schüler zur Verlängerung des Lockdowns? Laut Justus Ratzke, Schülersprecher des Nellenburg-Gymnasiums, herrscht gemischte Stimmung unter den Schülern. „Einerseits macht man sich Sorgen um die Fallzahlen, andererseits ist es für unsere Abschlussklassen auch eine schwierige Situation“, sagt Abiturient Justus Ratzke. Er ist jedoch optimistisch und sieht auch eine Lernkurve im Umgang mit Home-Schooling seit dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020. Die Aufgaben seien genauer angepasst und auch der Umgang mit der Technik sei besser geworden.