Zu Fuß vom Bodensee nach Rom oder mit dem Motorrad von Mahlspüren nach Marokko. Was nach Abenteuern klingt, die einer Verfilmung würdig wären, hat Heiko Schliek aus Mahlspüren im Tal schon selbst erlebt. „Ich bin fast schon ein Reisefanatiker und sehr gerne unterwegs“, sagt er lachend. Schon als 15-Jähriger sei er mit dem Interrail-Ticket in Europa unterwegs gewesen. „Meine Familie hatte einen Gasthof, und ich erinnere mich noch gut daran, wie ich schon als Kind begeistert war von Reiseberichten und von den Erzählungen unserer Gäste über ferne Länder und vergangene Abenteuer“, berichtet er.

Das könnte Sie auch interessieren

Kein Wunder, dass es ihn beruflich in die Hotellerie gezogen hat. Der gelernte Koch und Hotelkaufmann, der sein Handwerk in seiner Stockacher Heimat erlernt hat, ist mittlerweile Hoteldirektor auf einem Kreuzfahrtschiff und damit auch beruflich viel unterwegs. „Das schlimme ist: Je mehr ich mit dem Schiff unterwegs bin, desto länger wird die Liste meiner Wunsch-Reiseziele, weil wir ja nie lange an einem Ort sind“, berichtet Heiko Schliek.

Während der Pandemie kam ihm eine Idee

Dabei hat er sein Heimatdorf aber nie vergessen. Es ist immer noch der Ausgangspunkt für seine Abenteuer, hier ist er zuhause. „So schön es auf Reisen ist, eine der lebenswertesten Regionen der Welt ist der Bodenseeraum“, erklärt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Als die Corona-Pandemie seine Lieblingsbeschäftigung unmöglich machte, kam ihm zusammen mit seiner Freundin Katrin Ortleb die Idee, ein Festival auf die Beine zu stellen, bei dem das Thema Reisen im Fokus steht.

Das könnte Sie auch interessieren

Nun ist es soweit: Unter dem Titel Basecamp Bodensee startet das Festival am Mittwoch, 25. Mai in seine erste Auflage. Auf mehreren tausend Quadratmetern am Ortsausgang von Mahlspühren in Richtung Pfullendorf, an der Friedensstraße 3, erwartet die Besucher das Festivalgelände inklusive 15 Mal 25 Meter großem Festzelt.

Auch kulinarisch eine Reise um die Welt

Geboten werden soll ein abwechslungsreiches Programm aus unterschiedlichen Reisevorträgen. Preisgekrönte Fotografen und Abenteurer zeigen den Festivalbesuchern in bildgewaltigen Vorträgen andere Regionen der Erde, kündigt Schliek an. „Daneben wird es einen Streetfood-Markt geben, damit die Besucher auch eine kulinarische Reise antreten können.“ Abgerundet werde das Festival durch einen Auftritt des in England geborenen Komikers Johnny Armstrong. Daneben soll aber auch für musikalische Unterhaltung gesorgt sein.

Organisiert haben das ganze Heiko Schliek und Katrin Ortleb quasi im Alleingang. Die Kreuzfahrtschiff-Kontakte waren dabei eine große Hilfe, berichtet Schliek. Einiges hat er auch vom Schiff aus organisiert. Seit April 2021 laufen die konkreten Vorbereitungen. „Bei der Organisation habe ich aber noch einiges fürs Leben dazu gelernt“, fügt er hinzu. So habe etwa jede Stadt oder Gemeinde andere Vorgaben für das Anbringen von Plakatwerbung.

Das Festival zu organisieren, war nicht leicht

Auch acht Foodtruck-Besitzer davon zu überzeugen, sich fünf Tage lang auf ein Festivalgelände in Mahlspüren zu stellen, sei eine gewisse Herausforderung gewesen. Denn noch habe es die Veranstaltung ja noch nie gegeben. Dafür seien einige der Referenten gleich Feuer und Flamme für das Konzept gewesen.

Das könnte Sie auch interessieren

Am Samstag vor Festivalstart ging es dann an die Vorbereitungen auf dem Gelände. Für den Aufbau vor Ort hat Schliek rund 15 Helfer aus seinem Freundeskreis gewinnen können. Was den finanziellen Aspekt angeht, so ist das Festival mit vielen Fragezeichen verbunden. „Da es das erste Mal ist, dass wir sowas machen, habe ich überhaupt keine Einschätzung wie viele Leute kommen werden“, sagt Schliek. Er hofft auf rund 1000 Besucher am Vatertag. „Vielleicht werden es dann am Wochenende auch nochmal ein paar mehr“, fügt er an.

Bestenfalls wird es finanziell ein hellblaues Auge

Für die Finanzierung des Festivals ist Schliek mit seinen privaten Ersparnissen in Vorleistung gegangen. „Wir ziehen das jetzt durch. In erster Linie war es ja ein Wunsch von mir, sowas auf die Beine zu stellen. Bestenfalls komme ich finanziell mit einem hellblauen Auge davon.“ Sein Traum wäre indes, dass sich das Festival als jährliche Veranstaltung etabliert.

Das könnte Sie auch interessieren

„Klar, Mahlspüren im Tal ist nicht der Nabel der Welt, aber da ist es wie beim Reisen auch: Die Hauptsache ist, dass man interessante Menschen kennenlernt“, sagt Heiko Schliek und muss wieder lachen. Das ist am Ende auch das Ziel: Den Menschen aus der Region die Welt zeigen. „Die meisten finden solche Abenteuer faszinierend, aber die wenigsten würden wirklich selbst mit der Vespa von Alaska nach Feuerland zu fahren oder 1200 Kilometer wandern“, so Schliek.

Heiko Schliek und seine Freundin Katrin Ortleb auf einer ihrer Reisen in Patagonien. Im Hintergrund der Granitberg Fitz Roy.
Heiko Schliek und seine Freundin Katrin Ortleb auf einer ihrer Reisen in Patagonien. Im Hintergrund der Granitberg Fitz Roy. | Bild: Heiko Schliek

Für alle, die mehrere Tage in Mahlspüren bleiben und das ganze Programm erleben wollen, steht auf dem Festivalgelände übrigens ein Zeltplatz zur Verfügung. Dort wird es auch einige interessante Weltreisemobile zu sehen geben, kündigt Schliek an.

So etwas gab es in Stockach noch nie

Die Stockacher Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier findet die Idee zum Festival spannend, wie sie auf Nachfrage des SÜDKURIER betont. „Ich finde es ist eine tolle Idee und werde mir das Festival auf jeden Fall anschauen. Das ist auf jeden Fall etwas, was wir so noch nie in Stockach hatten.“ Besonders freue sie sich darauf, ins Gespräch mit den Organisatoren zu kommen. „Ich bin auch sehr gespannt, wie die Resonanz auf das Festival ist“, sagt sie.