Das vergangene Jahr war schwierig für die Tafel Stockach. Hauptsächlich lag das an der Pandemie-Situation und den notwendigen Abstands- und Hygiene-Regelungen. Doch dank ihrer hochmotivierten Helferinnen und Helfer blickt Leiterin Margot Kammerlander optimistisch in die Zukunft.

Und es gibt noch mehr Grund zur Vorfreude: Die Tafel Stockach zieht im Februar in größere Räumlichkeiten. Aktuell laufen die Renovierungsarbeiten.

Sitzecke, Büro, Aufenthaltsbereich

In dem Gebäude nahe der Schiesser-Kreuzung, das zuletzt eine Shisha-Bar beherbergte, haben Margot Kammerlander und ihr Mann Wolfgang, der inzwischen Vorsitzender der Bürgerstiftung Stockach ist, gerade einem Raumteiler aufgebaut. Dahinter wird sich einmal eine Sitzecke für die Mitarbeitenden verstecken.

Auf 150 Quadratmetern Fläche gibt es endlich genug Platz, um Büro und Aufenthaltsbereich zu trennen. Bisher drängten sich in der Pause alle im kleinen Büroraum – allerdings nur bis zum Frühjahr, weil ein Abstand von anderthalb Metern unmöglich einzuhalten war.

Tafel ist Begegnungsort

Der Tafelladen in der Aachbachstraße ist außerdem nur 100 Quadratmeter groß und sehr verwinkelt. Daraus resultierte ein Problem: „Es dürfen immer nur wenige Kunden in den Laden. Wir müssen sie regelrecht antreiben, sich zu beeilen“, erzählt Margot Kammerlander.

Der bisherige Laden der Tafel in Stockach hat den Charme eines Tante-Emma-Ladens. Die Räume sind verwinkelt und eng. Abstände können ...
Der bisherige Laden der Tafel in Stockach hat den Charme eines Tante-Emma-Ladens. Die Räume sind verwinkelt und eng. Abstände können hier kaum eingehalten werden, und die meist älteren Mitarbeitenden haben keine Möglichkeit, sich zu einer Pause zurückzuziehen. | Bild: Claudia Ladwig

Oft seien sie eine Stunde länger da als normal, um alle Kunden, die auf Einlass warten, zu bedienen. „Es ist sehr frustrierend, weil wir immer hetzen müssen. Man kann sich nicht mehr unterhalten, das ist aber vielen wichtig, denn die Tafel ist auch ein Begegnungsort für viele unserer Kunden.“

Die meisten Helfer sind über 70

Die Corona-Regeln bezeichnet sie als besonders hart für ihre Mitarbeitenden. Anfangs hätten sie die Vorbereitungen ohne Maske erledigt und die Maske nur angezogen, wenn Kunden kamen.

„Seit September tragen wir die ganze Zeit Maske. Und seit dem harten Lockdown schaffen meine Helfer, von denen die meisten 70 bis 80 Jahre alt sind, und ich ohne Pause mit FFP2-Maske.“ Es gebe kaum Zeit für eine Pause, die wenn überhaupt dann nur mit Abstand und im Stehen stattfinden müsse.

Nach Aufruf viele Spenden und Helfer

Ein Lichtblick im vergangenen Jahr war das Spendenaufkommen. Nach dem Aufruf von Bürgermeister Rainer Stolz, der im März im Namen aller Bürgermeister der Verwaltungsgemeinschaft um Helfer und Spenden geworben hatte, sei der Rücklauf gigantisch gewesen, so Margot Kammerlander. „Es haben sich wahnsinnig viele gemeldet, die helfen wollten: Lehrer, Schüler, Studenten, Leute in Kurzarbeit. Viele Geld- und Sachspenden wurden vorbeigebracht und Lebensmittel eingekauft.“

Geschickt seien stets haltbare Lebensmittel, erklärt Margot Kammerlander. Oder Butter, die hätten sie selten und Milch laufe immer gut. Zwei der neuen Helfer sind geblieben, und die älteren, die vorsorglich eine Zeit zuhause waren, wollten wiederkommen. Ihnen sei die Arbeit einfach wichtig. Aktuell arbeiten knapp 20 Personen für die Tafel Stockach, die älteste ist 85 Jahre alt.

Diskretion ist wichtig

Die neue Tafel Stockach wird ihre Kunden hell und luftig empfangen. Die vormals anthrazitgrauen Wände haben die Kammerlanders weiß gestrichen. Die bisher schwarze Decke hat die Stadt, die Eigentümerin des Gebäudes ist, mit weißen Platten abgehängt. Von der Heinrich-Fahr-Straße aus schirmt bald eine bepflanzte Terrasse den Eingangsbereich ab. Die bodentiefen Fensterscheiben werden mit Folien beklebt, die zwar Tageslicht, aber keine neugierigen Blicke durchlassen, denn Diskretion ist allen Beteiligten wichtig.

Die Leiterin der Tafel Stockach, Margot Kammerlander, und der Vorsitzende des Trägervereins Singener Tafel, Udo Engelhardt, sind ...
Die Leiterin der Tafel Stockach, Margot Kammerlander, und der Vorsitzende des Trägervereins Singener Tafel, Udo Engelhardt, sind begeistert von dem neuen Gebäude, in das der Tafelladen bald einziehen wird. Hier gibt es viel mehr Platz, sodass die Regale und Waren künftig übersichtlich angeordnet werden können. | Bild: Claudia Ladwig

Der Verkaufsraum soll rundum und im Mittelbereich Regale bekommen. Margot Kammerlander betont, dadurch werde es nur wenige dichte Begegnungen geben, die Kunden würden sich nicht zu nahe kommen. Hinter dem Haus befindet sich ein großer Parkplatz. Auch das wird eine deutliche Verbesserung sein.

Dankbar für Unterstützung der Stadt

Udo Engelhardt, Vorsitzender des Trägervereins Singener Tafel sagt: „Für uns als Träger ist es wichtig, dem Team und den Kunden eine deutlich bessere Lösung anbieten zu können, die auch für die Zukunft Entwicklungspotential hat. Mit der Stadt Stockach haben wir einen verlässlichen Vermieter und Partner. Ich bin froh und dankbar für die Unterstützung der Stadt.“

Bald gebe es beispielsweise mehr Möglichkeiten für einen Kühllager- und Vorbereitungsraum. Auch kleine Einkaufswagen seien bestellt worden. Engelhardt macht klar: „Wir wollen unseren Kunden das Einkaufen möglichst angenehm machen.“ Dafür habe der Trägerverein rund 25.000 Euro investiert, berichtet der Vorsitzende. „Die Kunden sind es uns wert. Sie sollen es bei uns schön haben.“

Eröffnung soll Anfang Februar sein

Zum 31. Januar wird der jetzige Tafelladen ausgeräumt. In Fahrzeugen mit Hebebühne, die vom Tafellager kommen, werden die Waren dann ins neue Domizil gebracht. Anfang Februar soll die Eröffnung stattfinden – wenn bis dahin die bestellten Regale da sind. Sonst müssten sie mit den alten improvisieren, sagt Margot Kammerlander.

Noch hofft sie, dass alles klappen wird. Dann können die Kundinnen und Kunden das neue Einkaufserlebnis genießen. Wie bisher wird es zwei Öffnungstage geben: Mittwoch, 15.30 bis 18 Uhr, und Donnertag, 11 bis 13 Uhr. Eventuell käme mal ein dritter Tag hinzu, doch dafür sei mehr Personal nötig.

„Man ist nicht allein“

Pro Tag kommen etwa 50 Personen zum Einkaufen. Die Tendenz sei etwas steigend, stellt Margot Kammerlander fest. „Ich wünschte, manche Leute würden sich trauen herzukommen. Wenn man in Not ist, trifft man hier lauter Leute, denen es genauso geht. Man ist nicht allein, sondern gehört dazu.“

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Ein Einkaufsausweis werde neuen Kunden nach Offenlage ihrer finanziellen Lage ganz unkompliziert direkt im Büro ausgestellt. Dann hat die Leiterin der Tafel Stockach noch ein Anliegen an die Spender: „Es wäre schön, wenn Spenderinnen und Spender ihre Adresse angäben. Ich würde mich gerne für jede Spende bedanken.“