Auf den Köpfen war in den 80er-Jahren einiges geboten. Man konnte sich von den Stars und Sternchen in Zeitschriften wie Pop Rocky, Bravo oder Brigitte inspirieren lassen. Ideen zum Nacheifern lieferten natürlich auch Seifenopern und Kinofilme wie Top Gun oder Dirty Dancing. Die einen orientierten sich am schrillen Look von Cindy Lauper oder Boy George, die anderen wollten aussehen wie Dieter Bohlen von Modern Talking oder Don Johnson von Miami Vice. Popper grenzten sich frisurentechnisch eindeutig von Punkern ab. Während beim Punk das Haarspray zum Betonieren des Iros essentiell war, gehörte der Föhn zum Hauptutensil des Poppers. Die Föhnwelle avancierte nicht nur bei den Jungs von Duran Duran und Lady Di zum Markenzeichen, auch in Pfullendorf war sie gefragt.

Auch im Gesicht war es haarig

2021: Rainer Schmauder ist nach wie vor als Herrenfriseur tätig. Zum gezwirbelten Oberlippenbart hat sich ein Kinnbart gesellt.
2021: Rainer Schmauder ist nach wie vor als Herrenfriseur tätig. Zum gezwirbelten Oberlippenbart hat sich ein Kinnbart gesellt. | Bild: privat

Tom Selleck machte als Magnum den Oberlippenbart populär und die Fußballer Rudi Völler und Toni Schumacher pflegten nicht nur ihre Schnauzer, sondern auch ihre Vokuhila-Frisuren, also „vorne kurz, hinten lang. Minipli, die Dauerwelle mit sehr kleinen Locken, war ohnehin sehr angesagt. „Früher hatten wir bei den Herren 15 bis 20 Dauerwellen am Tag“, erinnert sich Rainer Schmauder. „Aktuell sind Locken bei den Herren wieder stark im Kommen, ebenso wie der Schnauzer.“

Auch Schmauder, Jahrgang 1959, ließ sich Wickler ins Haar drehen. Dass die Dauerwellen-Prozedur rund zweieinhalb Stunden dauerte – geschenkt! Der Friseur aus Pfullendorf hat in den 80er-Jahren seinen Meister gemacht und ist seit 1985 selbständig. Als Herrenfriseur weiß er noch sehr gut an die Frisurenmode. „In den 70er-Jahren gab es ohrenfrei gar nicht, das war verpönt. Ich selber erinnere mich noch mit Schrecken an die Bundeswehrzeit, als ich mir 1978 die Haare schneiden lassen musste. Das war furchtbar!“ Doch in den 80er-Jahren ging die Tendenz klar zum Kurzhaarschnitt: „Langes Deckhaar, aber Ohren und Nacken kurz und teils ausrasiert“, erklärt der Obermeister der Friseurinnung Sigmaringen. „Damit erhöhte sich aber auch der Pflegeaufwand von null auf hundert.“

Alles Mögliche ausprobieren

1986: Mit 16 hat SÜDKURIER-Mitarbeiterin Kirsten Johanson ihre Haare stets über Kopf geföhnt. Inspiration war Limahl, der Sänger von ...
1986: Mit 16 hat SÜDKURIER-Mitarbeiterin Kirsten Johanson ihre Haare stets über Kopf geföhnt. Inspiration war Limahl, der Sänger von Kajagoogoo. | Bild: Kirsten Johanson

Auch die Autorin dieser Zeilen ließ kaum ein Frisuren-Experiment aus. Hätten es die feinen Haare hergegeben, wäre mit Sicherheit mehr toupiert und am besten auch gekreppt worden! Doch einmal abgesehen von Big Hair war von den rot gefärbten Pudellocken über die Tina Turner-Gedächtnisfrisur bis hin zum langen Nackenschwänzchen alles dabei. „Wir haben diese Schwänzchen sogar angeklebt, das waren die Vorgänger von Extensions. Der Hammer“, sagt Schmauder. Glätteisen gab es damals noch nicht, doch nicht „sleek hair“, sondern Locken waren „in“.

2021: Die Frisur von heute nennt sich „Shaggy Bob“ und hat ihre Wurzeln ursprünglich in den 70er Jahren.
2021: Die Frisur von heute nennt sich „Shaggy Bob“ und hat ihre Wurzeln ursprünglich in den 70er Jahren. | Bild: Johanson, Kirsten

Nach Kokos duftendes Haarwachs

Toupieren war äußerst angesagt, man denke nur an die TV-Serie Denver Clan. Wer sei Haar in lockige Form bringen wollte, benutzte beim Föhnen Schaumfestiger und einen Diffusoraufsatz – oder hantierte mit dem Lockenstab herum. Und um die so erzielte Pracht haltbar zu machen, bedurfte es reichlich Haarspray. „In den 80er Jahren kam auch die Pomade wieder auf“, erzählt der Friseurmeister. „Ich habe sie aus Chicago importiert, die hieß Nu Nile und war in einer Blechdose.“ Für Haare im Wet Look brauchte man natürlich Wet Gel. Stylingprodukte waren in den 1980ern auf jeden Fall unverzichtbar. 1987 hat Rainer Schmauder sogar ein eigenes, nach Kokos duftendes Haarwachs entwickelt.

Was die Stars vormachten, wurde im Alltag kopiert. „Strähnchen waren das Ding, gerne auch in intensivem Pink“, erinnert sich Schmauder. Früher bekamen die Kunden eine Art Badekappe aufgesetzt und mit einer Häkelnadel puhlte der Friseur die zu färbenden Haare hindurch. „Heute sind wir kreativer, was Farbverläufe angeht und vieles funktioniert Freihand“, erklärt Schmauder.

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Und wie bei den Klamotten kehren auch bei den Frisuren bestimmte Looks wieder. Aktuell ist es der Stufenschnitt mit Curtain Bangs, so gesehen bei Promi Heidi Klum. So funktioniert‘s: Mittelscheitel ziehen und die Haare mit einer Rundbürste links wie rechts nach außen hin locker stylen.