Revierleiter Wolfgang Schelb steht an einem Wald zwischen Überachen und Blumegg. Von hier aus überblickt er weite Teile seines Reviers Blumberg-Riedböhringen-Achdorf. Genau gegenüber zeigt er oberhalb von Aselfingen eine Stelle mit abgestorbenen Eschen. „Die Esche war eine gute Baumart für nasse Lagen“, bis sie von einem Pilz befallen wurde.

Sie haben diesen Sommer alle Hände voll zu tun, die Blumberger Waldarbeiter, von links Jürgen Hauptvogel, Christian Martin und Michael ...
Sie haben diesen Sommer alle Hände voll zu tun, die Blumberger Waldarbeiter, von links Jürgen Hauptvogel, Christian Martin und Michael Meister. | Bild: Lutz, Bernhard

Nun plagt die Forstleute zusätzlich der Borkenkäfer. Es hat zwar in den letzten Tagen geregnet, doch „für den Borkenkäfer viel zu wenig“, sagt er. Der Regen habe den Boden nur oberflächlich genässt, in tiefere Regionen, wo die Bäume wurzeln, sei er nicht eingedrungen.

Unwegsame Hanglagen

Im Achdorfer Tal, das zu Schelbs Revier gehört, haben die Forstleute wegen des tonhaltigen Bodens (Opalinuston) aber auch schon bei wenig Regen Probleme, weil der Boden dann schmiert. Dann werde es mit dem Abtransport des Holzes schwierig. Ohnehin ist der Wald im Bereich Achdorf wegen der vielen unwegsamen Hanglagen schwieriger zu bewirtschaften als Wald mit einer einfacheren Topographie. Um die Hänge gegen Rutschungen zu stabilisieren haben sie frei gewordene Flächen mit Eichen bepflanzt, die mit ihren Pfahlwurzeln tief greifen.

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Wir steigen bergan. Steil geht es im Distrikt Überachen hinauf. Senkrechte Wände und Felsen, bis auf 800 Meter Höhe. Der Wald hier ist stark strapaziert. Vor etwa sechs bis sieben Jahren hätten sie hier schon „rund 500 Festmeter kaputte Esche rausgehauen“, auch, um den Ahorn zu schützen. Nun lichtet der Borkenkäfer den Wald noch weiter aus. Schon von weitem sind die Motorsägen der Waldarbeiter zu hören, krachend fallen die Baumstämme zu Boden. Wolfgang Schelb meldet uns an, damit nichts passiert.

Waldarbeiter Christian Martin bearbeitet eine gefällte Fichte.
Waldarbeiter Christian Martin bearbeitet eine gefällte Fichte. | Bild: Lutz, Bernhard

Rund 150 Festmeter Fichte müssen sie hier fällen, schildert Waldarbeiter Christian Martin. Zwei Tage Schwerarbeit in diesem schwierigem Gelände. „So stark habe ich den Käferbefall noch nie erlebt“, sagt Martins Kollege Michael Meister. Er ist schon seit 32 Jahren Waldarbeiter der Stadt Blumberg.

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Der Borkenkäfer wüte besonders auf den trockenen Kammlagen, wo die Bäume wegen des geringeren Regenfalls ohnehin schon mehr geschwächt seien. Und der Käfer sei auch in bereits befallenen Beständen immer wieder anzutreffen. Doch nicht nur die Kammlagen seien trocken, sagt Revierleiter Wolfgang Schelb, auch andere Stellen. Das hänge mit dem Klimawandel zusammen.

Was der Borkenkäfer bewirkt, ist hier deutlich zu sehen: Die befallenen Fichten sterben ab und werden braun. Die Waldarbeiter müssen ...
Was der Borkenkäfer bewirkt, ist hier deutlich zu sehen: Die befallenen Fichten sterben ab und werden braun. Die Waldarbeiter müssen allein dort 150 Festmeter abgestorbene Fichte schlagen. | Bild: Lutz, Bernhard

„Was die Vorfahren vor 50 und 60 Jahren gepflanzt haben, hat für das damalige Klima gepasst.“ Bei einer jährlichen Erwärmung von bis zu zwei Grad würde es den vor 50 Jahren gepflanzten Kulturen zu warm. „Wenn es immer noch wärmer wird und im Sommer nicht mehr genügend regnet...“: Diesen Satz mag der Revierleiter gar nicht beenden. Dann wäre dies ein Fiasko, wie er doch noch sagt. Blumberg ohne Wald, die Südbaar ohne Wald, für viele wäre das kaum vorstellbar.

Etwas besser sehe es im Raum Riedböhringen aus, namentlich am Nordhang des Eichbergs, der nicht so trocken sei und nicht so viel Sonneneinstrahlung wie der Südhang erhalte.

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Blumberg hat auf seiner Gemarkung mit rund 10 000 Hektar circa 4000 Hektar Wald, davon 3000 Hektar Stadtwald. Es sind Riesenflächen, die die Forstleute bewirtschaften müssen. Wenn man einen Wald umbaut, dauere das schon einmal zehn bis 15 Jahre, dann stehe aber erst einmal eine Dickung, erläutert Revierleiter Schelb. Bis auf den Flächen dann wieder Altbäume stünden, gingen zwei bis drei Menschen-Generationen ins Land, sprich mindestens circa 50 bis 60 Jahre.

Appell an Waldbesucher

Wie sollen sich Waldbesucher derzeit verhalten? „Wenn wir Holz einschlagen, sollen sie die Absperrungen beachten und dort nicht hineinlaufen.“ Waldarbeiter Jürgen Hauptvogel wünscht sich, dass die Schilder des Forst und die Absperrungen grundsätzlich beachtet werden. Sein Kollege Christian Martin ergänzt den Wunsch: „Und dass die Leute verständnisvoller sind, wenn sie irgendwo warten müssen.“ Wenn sie die Arbeiten im jeweiligen Gewann wieder beendet hätten, würden sie die Wege wieder öffnen. Die Holzernte laufe in allen drei Revieren auf Hochtouren mit den gesamten sechs Mitarbeitern und mit Fremdfirmen.

Arbeit auf Hochtouren

Die Waldarbeiter werden noch lange Zeit auf Hochtouren arbeiten müssen, macht Schelb deutlich: „Wir müssen schauen, dass wir unseren Wald zukunftsfähig umbauen.“

Die Schäden durch den Borkenkäfer waren unlängst Thema im Blumberger Gemeinderat. Vor der Waldbegehung des Gemeinderats am 13. September berichtet der SÜDKURIER über die drei Reviere.