Und plötzlich geht es ganz schnell: Denn der Einzelhandel darf ab dem kommenden Montag wieder öffnen – unter Einhaltung der geltenden Hygienebedingungen, also mit maximaler Kundenanzahl, Maskenpflicht und Abstand. Zwar wurde der Corona-Lockdown bis zum 28. März verlängert, doch gleichzeitig haben Kanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs auch Lockerungen ab dem 8. März beschlossen. Öffnungen sind deshalb auch in Donaueschingen möglich, weil im Schwarzwald-Baar-Kreis die Inzidenz seit mindestens drei Tagen in Folge unter dem Richtwert 50 liegt.

Leseratten dürfen stöbern

Freude und Erleichterung herrscht derweil bei Axel Beurer, Inhaber vom Geschäft Morys Hofbuchhandlung: „Ich bin glücklich, dass wir wieder aufmachen dürfen, aber habe gehofft, dass auch alle anderen Einzelhändler das dürfen“, sagt er. Beurer habe schon immer bezweifelt, dass der Einzelhandel ein Infektionstreiber ist. Bis heute gab es ihm zufolge keinen Positivbefund innerhalb des Morys-Teams. Die Schließungszeit hat nun lange genug gedauert, findet Beurer; der bis dato letzte Verkaufstag im Buchladen sei auf Mitte Dezember datiert. Dass der Lockdown so lange geht, damit habe er anfangs nicht gerechnet.

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Mit der Wiedereröffnung endet am Montag auch für viele Mitarbeiter die Kurzarbeitet, berichtet der Morys-Eigentümer. Seine Angestellten und auch ihn selbst habe die Krise nicht unerheblich finanziell getroffen. Angebote wie Click-and-Collect seien lediglich der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. „Das haben wir gemacht, aber kostentragend war das nicht. In der Not und Verzweiflung versucht man, jede Möglichkeit auszuschöpfen“, berichtet Axel Beurer. Auf diesem Weg habe man in erster Linie versucht, den Kontakt zu Kunden aufrechtzuerhalten, doch nur ein kleiner Bruchteil des normalen Umsatzes sei erreicht worden.

Viel Zeit, um sich auf die Rückkehr von Kunden vorzubereiten, bleibt der Hofbuchhandlung nicht. Trotzdem ist noch das eine oder andere zu tun: „Wir müssen die Bestsellerliste auf Vordermann bringen, die sich in den vergangenen Monaten natürlich komplett verändert hat“, sagt Beurer. Zudem müssen laut des Inhabers alle Bücher feinsäuberlich abgestaubt werden, es muss neu dekoriert werden und außerdem wurde bislang aufgrund der Lage noch nicht wirklich viel bestellt. Letzteres soll sich nun ändern, denn laut Beurer werden zum Beispiel Neuerscheinungen groß bestellt.

In den Abläufen sei man dagegen schnell wieder drin: Verstärkte Hygiene sei mittlerweile schon rund ein Jahr Thema, „das ist gut zu handeln und nichts Neues“. Wenn fortan die Geschäftstüren wieder nahezu durchgehend geöffnet sind, finde ein gutes Durchlüften statt. Und den ganz engen Kundenkontakt habe man in Buchhandlungen ohnehin nicht, so Beurer: „Kunden stöbern in der Regel eigenständig durch die Regale und halten sich zwischen drei und circa 15 Minuten im Geschäft auf“, sagt er.

Hygiene als fester Bestandteil

Ihre Arbeit darf ab Montag auch Sybille Ganter wieder aufnehmen. Sie betreibt Kosmetikstudios in Titisee-Neustadt und Donaueschingen. „Wir haben den Vorteil, dass wir in Sachen Hygiene ohnehin schon gut aufgestellt sind. Und wir arbeiten sowieso nur nach Termin; da ist vieles, was jetzt nötig ist, bereits Standard“, erläutert sie. Geklärt werden müsse aber noch das Thema Schnelltests: „Muss jeder Kunde einen vorweisen? Wo bekommt man sie her? Und wer führt sie durch?“

Auch sie darf endlich wieder arbeiten: die Kosmetikerin Sybille Ganter.
Auch sie darf endlich wieder arbeiten: die Kosmetikerin Sybille Ganter. | Bild: privat

Generell finde sie es toll, dass ihre Branche jetzt arbeiten darf. „Wir warten schon lange darauf, bislang war das ein Hinhalten“, sagt Ganter. Für sie sei es unverständlich, dass Friseursalons schon seit einer Woche offen sind; und auch im Dezember durften diese ihr zufolge mehrere Wochen länger als Kosmetikstudios arbeiten. „Wir sind derselben Berufsgenossenschaft unterlegen und auch bei der Handwerkskammer im gleichen Bereich, nur sind Friseure eingetragen und wir nicht“, sagt die Kosmetikerin.

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Trotz der aktuell positiven Gefühlswelt ist das Studio hart von der Krise getroffen worden. Neben Sybille Ganter arbeitet eine Teilzeitkraft im Donaueschinger Geschäft. Diese sei in Kurzarbeit, alle geringfügig Angestellten mussten laut der Inhaberin gekündigt werden. Nun rechnet sie erfahrungsgemäß mit jenen Kunden, die sofort einen Termin möchten und mit solchen, die wegen eines mulmigen Gefühls unsicher sind und erst einmal abwarten.

Einkaufserlebnis kehrt zurück

Gewischt und gekehrt wird im Juwelier Mardorf. Denn Inhaberin Sarah Breinlinger bringt für die kommende Woche zusammen mit ihren Mitarbeitern alles auf Vordermann, wie sie berichtet: „Im Stillen haben wir uns immer darauf vorbereitet, damit wir jederzeit bereit sind.“ Nach Bekanntwerden der Lockerungen im Einzelhandel stünde also zuerst ein Rundumputz von Verkaufsflächen, Böden und Fenstern an.

Inhaberin Sarah Breinlinger inmitten ihres Juweliergeschäfts in Donaueschingen.
Inhaberin Sarah Breinlinger inmitten ihres Juweliergeschäfts in Donaueschingen. | Bild: Wursthorn, Jens

„Ich hoffe, dass die Kunden nach monatelangem Onlinekauf wieder große Lust haben, sich vor Ort in Geschäften umzusehen und darin zu stöbern“, sagt Breinlinger. Sie sei sich aber sicher, dass viele Menschen das Bedürfnis haben, irgendwo hinzugehen und sich bei Vor-Ort-Käufen die Waren direkt anzusehen und anzuprobieren.

In Sachen Hygiene sei der Juwelier Mardorf auf dem neuesten Stand und dadurch bestens ausgestattet. Das sei auch ein wichtiger Faktor, so die Inhaberin, damit sich die Kunden wohlfühlen können und statt Angst ein Sicherheitsgefühl vermittelt werde.