Eine App für lokale Unternehmen, mit digitaler Stempelkarte, Terminbuchungen und Kundenchats: Das ist die Idee von Güvenya Ünek, die er jetzt voller Tatendrang umsetzen möchte.
„Das Vorhaben hatte ich schon immer, ich wollte schon immer eine App entwickeln“, sagt der 20-Jährige aus Donaueschingen. Aufgrund von Zeitmangel sei es aber nie dazu gekommen – bis jetzt. Denn durch die Corona-Pandemie habe er mehr Zeit „und ich konnte mich in das Thema vertiefen, wollte die Zeit sinnvoll nutzen“. Wie man eine App entwickelt und was es alles dafür braucht, das wisse der Informatiker: „App-Entwicklung war immer interessant für mich. Während meiner Ausbildung habe ich das auch gelernt.“
Apps normalerweise mit hohen Kosten verbunden
Am Anfang habe er an eine Applikation für jedermann gedacht, eine Art soziales Netzwerk, wie man es beispielsweise von Instagram oder Facebook kennt. „Aber da dachte ich mir: Bis das aufgebaut ist, dauert es wahrscheinlich Jahrhunderte“, erzählt der junge Mann mit einem Lachen. Danach sei er auf die Idee gekommen, dass er doch auch eine App für lokale Geschäfte schaffen könnte: „Es gibt so viele Unternehmen, die noch nicht mal eine Webseite haben. Und viele würden bestimmt gern eine App haben, doch das ist quasi unbezahlbar.“ Schaue man sich die Angebote im Internet an, beginnt es dem Donaueschinger zufolge bei 10.000 Euro „und nach oben ist keine Grenze gesetzt“.
Aufruf bei Facebook gestartet
Also treibt Güvenya Ünek die Sache voran. Mit dem Antrieb, selbst Erfahrungen zu sammeln und gleichzeitig Unternehmen aus der Region über die Pandemie hinaus zu unterstützen – „durch einen weiteren Schritt in die Digitalisierung„. Was folgt, ist das Aktivwerden bei Facebook, wo er in der Gruppe „Donaueschingen & Hüfingen & Bräunlingen„ einen Aufruf verfasst. Darin schreibt Ünek unter anderem: „Jetzt ist die perfekte Zeit, die Nach-Corona-Zeit vorzubereiten.“
Der Facebook-Beitrag kommt gut an. Mehrere Menschen drücken auf „Gefällt mir“, teilen den Post oder markieren andere Personen. „Ich habe ehrlich gesagt nicht mit solch einer Resonanz gerechnet. Am Anfang hatte ich vor, den Beitrag in fünf oder sechs Gruppen zu posten, weil ich nicht gedacht habe, dass sich so viele Leute melden“, sagt der 20-Jährige.
Mehrere Bewerber melden sich
Recht schnell haben sich ihm zufolge fünf lokale Firmen beworben. Ein, zwei seien nun in der engeren Auswahl, „die anderen musste ich erst mal vertrösten“, so der junge Mann. Aus Zeitgründen wolle er sich auf eine feste Firma begrenzen, mehr schaffe er nicht. „Die Chance, kostenlos eine App entwickelt zu bekommen, lässt sich keiner entgehen. Das habe ich im Nachhinein festgestellt“, fügt er mit einem Schmunzeln an. Weitere Firmen können sich dennoch gern bei ihm melden, sagt er.
Für welchen Bewerber sich Ünek letzten Endes entscheidet, das stehe noch nicht fest. Aber er habe den Kreis schon auf zwei potenzielle Partner eingegrenzt. Jetzt wolle er mit den Inhabern in Kontakt treten, um das Konzept sowie das Design und die Entwicklung zu diskutieren. „Und dann mache ich mich auch schon ans Werk. Es wird ein paar mal hin und her telefoniert, präsentiert und optimiert werden, bis die App fertiggestellt ist“, fasst er das weitere Vorgehen zusammen. Generell sei er anfangs für alles offen gewesen, egal ob ein kleiner Friseursalon oder ein größeres Lokalunternehmen. Zuerst habe er aber Friseursalons und Restaurants im Kopf gehabt, „weil ich mir ein Konzept überlegt habe mit Reservierungen, digitalen Stempelkarten, Kundenchats oder Clubkarten“. Die ganz großen Firmen seien nicht seine erste Intention gewesen.
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Über den richtigen Zeitpunkt der Umsetzung seiner Idee habe der Informatiker nicht selten nachgedacht. Zunächst habe er befürchtet, dass die ohnehin zwangsgeschlossenen Salons in der Krise kein Interesse haben. „Aber mein zweiter Gedanke war: Gerade deswegen, weil alle Friseure und Restaurantbesitzer zuhause sitzen, haben sie vielleicht jetzt die Zeit, um sich über solche Themen Gedanken zu machen. Das wollte ich nutzen“, schildert er.

Über Digitalisierung und die durch Corona befeuerte Dynamik wird ja vor allem in Schulen häufig gesprochen. Doch für Behörden und Unternehmen ist ein Fortschritt mindestens genauso unentbehrlich, sagt Güvenya Ünek: „Es ist wichtig, dass sie sich zukunftsfähig aufstellen. Firmen müssen sich in dieser Hinsicht auf jeden Fall nach vorn bewegen. Alle anderen, die das nicht tun, werden heutzutage sicher untergehen“, sagt er. In seinen Augen wirke es außerdem „extrem unseriös“, nicht in die Digitalisierung zu investieren. Bei ihm und seiner Generation sei es so: „Wenn keine richtige Webseite vorhanden ist, suche ich lieber nach etwas anderem.“
Er kann sich mehr vorstellen
Irgendwann, so vermutet er, werde wohl jede Firma eine eigene App haben – so wie fast jedes Unternehmen mittlerweile eine Webseite betreibe. „Aber was cool wird, ist dass manche das als Pioniere, als Vorreiter machen und eine App das Image sicherlich verbessern wird.“ Kommt seine Idee nun gut an, sehe er es als Perspektive, das Ganze auf lokaler Ebene weiter auszubauen und voranzutreiben – aber dann natürlich nicht mehr kostenlos als Geschenk.