Das Auf und Ab in der Corona-Krise ist ein Phänomen, das nicht jeder Branche gut bekommt und für viele Betriebe ein echtes, existenzielles Problem darstellt. Dass sich in diesen Zeiten deshalb alle den Gürtel enger schnallen müssen, das ist jedoch nicht der Fall, wie ein Blick in einige Baugebiete im Städtedreieck zeigt. Dort scheint der Einfluss der Krise kaum bemerkbar zu sein. Das Interesse an einem Bauplatz: ungebrochen.

Rekordeinnahmen

Ein Grund zur Freude bei den Gemeinden, wie auch Bräunlingens Bürgermeister Micha Bächle bestätigt. Gibt es zwar Grund für Trübsal, blickt man auf die sinkenden Steuereinnahmen und die vorerst auf Eis gelegten Projekte, ist die Nachfrage an Wohnraum in der Zähringerstadt hoch. Ein Phänomen, das auch auf Kreisebene zu beobachten sei, erläutert Bächle: „Der Landkreis kann auf Rekordeinnahmen der Grunderwerbssteuer blicken.“ Das habe man sich ob der Krise so nicht vorstellen können. Aber woran genau liegt das?

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Baukindergeld

„Es ist sicher zu spüren, dass das Baukindergeld nur noch bis Ende März beantragt werden konnte und viele Bauherren das noch für sich nutzen wollten“, erklärt der Bürgermeister. Dabei sei man den Leuten in Bräunlingen entgegengekommen: „Grundlage für die Förderung bis 31. März war es, bereits eine Genehmigung für den Bau zu haben.“ Man habe daher bereits viele Anliegen junger Familien im Ausschuss für Bauen, Umwelt und Stadtsanierung bearbeitet. Und Platz für junge Familien, den hat Bräunlingen auch.

Nachfrage übersteigt Angebot

Am Bregenberg entsteht im größten städtischen Projekt aktuell ein neues Wohngebiet. Von 36 Ein- und Zweifamilienhäusern sind dort bereits 20 weg. An Geschosswohnungen seien bereits mehrere verkauft. In der südlichen Kantstraße des Gebietes sollen Reihenhäuser entstehen. Und was ist mit den freien Plätzen? Dafür seien auch schon Interessenten da: „Wir arbeiten sukzessive unsere Liste ab“, sagt Bächle. Auf der befinden sich noch über hundert Namen. „Der Wunsch nach einem Platz im Gebiet ist groß. Die Nachfrage übersteigt hier das Angebot.“

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Die meisten Plätze sind weg

Auch im Ortsteil Waldhausen ist das neue Gebiet „Hinterm Kirchle III“ äußerst beliebt – und quasi schon komplett verkauft. Bis auf den 17. Bauplatz, der erst später noch dazugekommen ist. „Aber auch dafür haben wir schon mehrere Anfragen“, sagt Bächle. Wer genau den Platz bekommt und wie das geregelt werden soll, das entscheide schließlich der Gemeinderat.

Notar-Termine Niederwiesen

Der neue Abschnitt des Gewerbegebietes Niederwiesen schickte sich nach der Erschließung als Problemgebiet an. Wenig Verkäufe und daher wenig Rückfluss in die Stadtkasse – das hat sich auch geändert. Im Gemeinderat habe man über weitere Interessenten entschieden. Wenn dort auch alle Notar-Termine zustande kommen, „dann bleiben nur noch wenige freie Plätze“. Zum Jahreswechsel sei schon ein großes Grundstück mit einer Fläche von 7000 Quadratmetern an ein Unternehmen aus der Region verkauft worden. „Wir haben auch immer wieder Anfragen für größere Gebiete“, erklärt Bächle. Die gebe es in dieser Dimension jedoch momentan nicht mehr. Zufrieden kann die Stadt dennoch sein: „Das Verkaufsziel 2021 haben wir zu großen Teilen bereits erreicht.“

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Auch in Donaueschingen

Der Bauboom macht auch in Donaueschingen keinen Halt. Mit der Niedrigzinsphase der Banken habe diese Entwicklung etwa vor fünf Jahren auch hier eingesetzt, heißt es aus dem Rathaus. „Und damit einhergehend eine hohe Nachfrage an Bauplätzen begonnen“, erklärt Pressesprecherin Beatrix Grüninger. Daran habe auch die Pandemie nichts geändert. „Fast jede Woche erreichen uns Anfragen.“ Grüninger sieht die Gründe für den Boom in Donaueschingen auch darin begründet, dass es zu Beginn der Entwicklung in der Kernstadt und allen sieben Teilorten noch freie Bauplätze gab und die Nachfrage zu diesem Zeitpunkt noch gedeckt werden konnte. „Schnell wurden dann auch rund zwanzig städtische Bauplätze in einem Jahr veräußert.“

Was ehemals militärischer Bereich war, wird nun nach und nach zu einem neuen Stadtteil: In dem Donaueschinger Baugebiet „Am ...
Was ehemals militärischer Bereich war, wird nun nach und nach zu einem neuen Stadtteil: In dem Donaueschinger Baugebiet „Am Buchberg“ tut sich einiges – und das trotz Corona. | Bild: Simon, Guy

Nachfrage bleibt, Plätze werden weniger

Die Nachfrage habe über die Jahre angehalten, die verfügbaren Bauplätze hingegen abgenommen. „Da die Erschließung neuer Baugebiete jedoch komplex, aufwändig und zeitintensiv ist, ist es gar nicht möglich, das Angebot an neuem Bauland so schnell zu erweitern, um dieser Nachfrage weiterhin nachkommen zu können. Daraus resultiert die derzeitige Situation, dass es deutlich mehr Interessenten als Bauplätze gibt“, sagt Grüninger.

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Am Buchberg

Auch in dem neuen Gebiet verzeichne die Stadt eine sehr große Nachfrage an Interessenten für Bauplätze. So seien im Bereich der nördlichen Villinger Straße bereits 2017 und 2018 Mehrfamilienhäuser im Bestand verkauft worden. Im Bereich Tafelkreuz sei bereits ein neues Wohngebiet mit 14 Einzelhausbauplätzen erschlossen. „Hiervon wurden 13 Bauplätze in kürzester Zeit veräußert“, so Grüninger. Mit der Bebauung wurde bereits begonnen. Vor rund einem Jahr habe die Konversions- und Entwicklungsgesellschaft mbH (KEG) südlich der Kindertagesstätte eine etwa 11.000 Quadratmeter große Fläche an zwei Investoren verkauft: „Hier entstehen zwei Mehrfamilienhäuser im Geschosswohnungsbau sowie insgesamt 34 Doppel- beziehungsweise Reihenhäuser.“ Auch dafür gebe es weiter eine sehr hohe Nachfrage: „Jede Woche melden sich Interessenten mit verschiedensten Vorstellungen, sowohl für Freiflächen als auch für Bestandsgebäude.“

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Das tut sich aktuell am Buchberg

Das Konversionsgelände weist eine militärische Vornutzung auf. Fast alle nicht denkmalgeschützten Bestandsgebäude sind zum Abbruch vorgesehen.

  • Baureifmachung: Damit ist die KEG derzeit beschäftigt. Die Umnutzung der militärischen Gebäude erfordere umfangreiche Vorarbeiten wie Ausschreibungen, Gutachten und die Durchführung des Abbruchs an sich. „Dies bedeutet, dass es einen gewissen Zeitraum in Anspruch nimmt, bis dann wirklich ein neuer Bauplatz auf dem Markt platziert werden kann“, sagt Rathaussprecherin Beatrix Grüninger.
  • Abbruch: Im Bereich des Reitstalls und des ehemaligen Economas finden momentan Abbrucharbeiten statt. Der ehemalige französische Kindergarten in der Alemannenstraße steht in den nächsten Wochen ebenfalls zum Abbruch an.
  • Straßenverlauf: Planungen für den neuen Verlauf der Prinz-Karl-Egon Straße laufen genauso wie die Planungen für die Grünachse von Nord nach Süd.
  • Vermarktung: Zudem ist die KEG aktuell mit der Vermarktung des Südbereichs zwischen der Villinger Straße, dem Hindenburgring und der Friedhofstraße beschäftigt und ist diesbezüglich mit verschiedenen Investoren im Gespräch.