Unter anderem CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet hat die anstehende Bundestagswahl am Sonntag, 26. September, als eine „richtungsweisende Entscheidung“ bezeichnet, welchen Weg Deutschland in den kommenden Jahren einschlagen wird. Wir blicken auf die Kandidaten der aktuell im Bundestag vertretenen Parteien, die im Wahlkreis 285 Rottweil-Tuttlingen um das Vertrauen der Wählerschaft buhlen.

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Maria-Lena Weiss, CDU

Bild 1: Über Ziele, Eigenschaften und die eigenen Chancen: So ticken diese sechs Kandidaten, die für den Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen in den Bundestag wollen
Bild: Michael Kienzler

Die 40 Jahre alte Christdemokratin lebt in Mühlheim an der Donau und arbeitet als Rechtsanwältin in Kanzleien in München, Freiburg und Stuttgart. Weiss ist außerdem Gemeinde- und Kreisrätin.

In den Bundestag möchte sie, weil „ich die Zukunft unseres Wahlkreises gestalten möchte“. Weiss will sich dafür stark machen, „dass unsere Heimat auch am Ende eines Jahrzehnts mit vielen Veränderungen lebenswert und wirtschaftsstark ist“.

Im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen möchte die CDU-Kandidatin laut eigener Aussage erreichen, dass es auch künftig sichere und gute Arbeitsplätze gibt. „Und dass wir im ländlichen Raum nicht abgehängt werden, zum Beispiel in Bezug auf bauliche Entwicklung, Verkehr, digitale Infrastruktur, ausreichend Betreuungsplätze und wohnortnahe ärztliche Versorgung“.

Mit ihrer Partei verbinde Maria-Lena Weiss einen klaren Wertekompass auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes. Die CDU trete für die soziale Marktwirtschaft ein. „Die CDU verbindet damit soziale und christliche Werte mit einer vernünftigen Wirtschaftspolitik“, so Weiss.

Mirko Witkowski, SPD

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Bild: SPD

In Schramberg lebend ist der 52-Jährige momentan Mitarbeiter im Wahlkreisbüro von Johannes Fechner, Mitglied des deutschen Bundestages. Witkowski ist außerdem Kreisvorsitzender der SPD und AWO.

Wichtig sei es ihm, glaubwürdig und verlässlich zu sein. Dazu komme auch eine gewisse Hartnäckigkeit. „Entscheidend ist, dass man auch bei unterschiedlichen Meinungen auf Augenhöhe respektvoll miteinander umgeht“, sagt Mirko Witkowski.

„Meine Themen sind soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz. Wer in Vollzeit arbeitet, muss mit seiner Familie gut davon leben können und später eine auskömmliche Rente bekommen“, führt der Sozialdemokrat aus. Der Mindestlohn müsse auf zwölf Euro erhöht werden. Ab 2040 wolle seine Partei zudem den Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien beziehen.

„Im Wahlkreis muss die Infrastruktur gestärkt werden. Dies reicht vom schnellen Internet über den Bus- und Schienenverkehr bis zu Ortsumfahrungen“, sagt Witkowski. Verbesserungsbedarf gebe es auch bei der ärztlichen Versorgung und bei der Pflege. „Ich sehe für mich eine echte Chance, den Einzug in den Bundestag zu schaffen“, verrät er noch.

Annette Reif, Grüne

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Bild: Grüne BW

Die geprüfte Wirtschaftsfachwirtin ist 43 Jahre alt und arbeitet als Launch- und Transfermanagerin in Rietheim-Weilheim. Seit 2020 ist sie Mitglied bei Bündnis 90/Die Grünen.

„Als verlässliche, gläubige, pragmatische, zielstrebige, wirtschafts- und leitungserfahrene Frau werde ich mich in Berlin mit aller Kraft und Bodenständigkeit einsetzen“, erzählt Annette Reif über ihre Motivation.

Wichtig seien ihr alle Themen, „die sich um die Zukunft unserer Erde drehen, mit einem neuen Wachstumsdenken, das auch in der Zukunft gutes Wirtschaften ermöglicht“. Dabei mache sie keine Versprechungen, „weil ich nur verspreche, was ich auch sicher einhalten kann“. Ihren starken Einsatz könne sie allerdings heute schon uneingeschränkt zusagen.

Dass Annette Reif letzten Endes tatsächlich im Bundestag Platz nehmen darf, dafür sieht sie ihre Chancen „gut bis sehr gut“. Die Region Rottweil-Tuttlingen sei es gewohnt, eine starke Persönlichkeit mit großer Kompetenz und einer guten christlichen Basis zu wählen. „Ich bin jetzt die optimale Nachfolgerin. Die Zeit ist reif“, sagt die Kandidatin der Grünen.

Andreas Anton, FDP

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Bild: FDP BW

Andreas Anton lebt in Trossingen und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Basel. Der 37-Jährige ist Mitglied des Kreisvorstandes der FDP Tuttlingen und Delegierter für Bundes-, Landes- und Bezirksparteitage.

„Ich würde mich als offen, interessiert und begeisterungsfähig bezeichnen. Darüber hinaus zeichnet mich eine gewisse Hartnäckigkeit aus“, sagt Anton. Zu diesen Eigenschaften geselle sich aber „leider gelegentlich auch eine gewisse Zerstreutheit“.

„Wir haben das große Glück, in unserer Region über eine gesunde, starke Struktur mittelständischer Unternehmen zu verfügen. Der Mittelstand in Deutschland ist nicht nur das ‚Rückgrat‘, sondern auch der Kopf und der Bizeps unserer Wirtschaft“, sagt Anton. Dort entstünden die meisten Arbeits- und Ausbildungsplätze, dort herrsche Erfindergeist und Innovationskraft. Eine verschärfte Erbschaftssteuer oder die Wiedereinführung einer Vermögenssteuer lehne er ab.

Im Wahlkreis sei der Ausbau der Gäubahn ein Projekt, „das uns bereits seit vielen Jahren bewegt“. Es ist Andreas Anton zufolge deutlich festzustellen, „dass in Berlin die Bedeutung des Ausbaus nicht erkannt wird“. Seine Chancen auf ein Bundestagsmandat schätzt er zwar nicht allzu hoch ein, „aber ich kämpfe natürlich um jede Stimme“.

Joachim Bloch, AfD

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Bild: AfD BW

Der 58-Jährige lebt und arbeitet als selbstständiger Rechtsanwalt in Tuttlingen. Nach zehn Jahren als Ortschaftsrat in Tuttlingen-Möhringen trat Bloch aus der SPD aus, um jetzt Direktkandidat der AfD im Wahlkreis 285 zu werden.

„Als sozial eingestellter Kandidat will ich durch Begegnungen mit allen Schichten die Sorgen der Menschen erfahren“, sagt er. „Wahlkampf-Wettrennen durch Rathäuser sind nur Show.“ Laut eigener Aussage möchte er sich dafür stark machen, „dem Volk seine Grundrechte zurückzugeben“. Den „Gender-Irrsinn“ sowie Zuwanderung und Energiewende wolle er stoppen, dafür „synthetischen Sprit“ fördern.

In seinem Wahlkreis wolle sich Bloch für eine Interessenvertretung kleinerer Hersteller einsetzen – „mit dem Ziel, die mittelstandsfeindliche Medizinprodukteverordnung zu reformieren“. Darüber hinaus sei er „für leistungsfähige Ost-West-Verbindungen mit neuer Autobahn durch den Kreis Tuttlingen“. Denn weniger Staus würden gleich mehr Umweltschutz bedeuten.

Zu seinen Chancen auf ein Bundestagsmandat äußert sich der AfD-Kandidat so: „Ich will das knappe Rennen zwischen AfD, CDU und Grüne gewinnen und direkt in den Bundestag einziehen.“

Aynur Karlikli, Linke

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Bild: Linke BW

Karlikli ist 57 Jahre alt, geboren im türkischen Ankara und lebt in Stuttgart. Die gelernte Industriekauffrau und Ersatzschöffin beim Jugendgericht Stuttgart ist Landesmigrationsbeauftragte ihrer Partei und Bezirks-Beirätin für Stuttgart Nord.

„Unsere Demokratie wird nur dann stärker, wenn alle Menschen an ihr teilhaben“, beschreibt sie ihre Motivation, in das Parlament einziehen zu wollen. „Unsere Zukunft kann nur dann eine solidarische sein, wenn wir anfangen, sie im Hier und Heute zu gestalten. Ich als Frau aus einer Arbeiterfamilie will mich dafür einsetzen.“

Messen lasse sich Aynur Karlikli an dem, was sie bisher in ihrem Leben privat sowie in der Gesellschaft erreicht habe: „Mein Einsatz für die Schwächeren, meine Arbeit für den Frieden und für Frauen, die Gewalterfahrungen machen mussten.“ Im Erfolgsfall wolle sie für ein besser funktionierendes Gesundheitssystem kämpfen, dazu für gerechtere Renten, gerechte Löhne und für den besseren Ausbau des Bus- und Bahnlinienverkehrs.

Die Reihenfolge der Kandidierenden ergibt sich aus dem Endergebnis der Bundestagswahl 2017 in Baden-Württemberg.