Im Juni 2024 war Feodora Heisler noch beim Konzert der Geistigen Nothilfe in Königsfeld. Ihr Lieblingsplatz in der ersten Reihe im Kirchensaal der Herrnhuter Brüdergemeine war wie immer für sie reserviert. Begeistert verfolgte die agile Seniorin das Geschehen auf der Bühne und genoss das Zusammensein mit den Künstlern nach den Konzerten.

In Zukunft werden die Veranstaltungen der Geistigen Nothilfe ohne ihre engagierte Unterstützerin stattfinden. Am 28. August ist Feodora Heisler, wie erst jetzt bekannt wurde, im Alter von 99 Jahren während eines Aufenthaltes am Starnberger See verstorben.

Beim Auftakt der Konzertreihe zum 100-jährigen Bestehen der Geistigen Nothilfe freute sich Feodora Heisler auf die Feier ihres „Schnapszahl-Geburtstags“ am 30. März. Wie immer verzichtete sie auf Geschenke und bat um Spenden zugunsten des Königsfelder Kulturvereins.

Mit Unterstützung von Albert Schweitzer aktiv

Ihr Schwiegervater August Heisler gründete mit Unterstützung von Albert Schweitzer die Geistige Nothilfe Königsfeld im Jahr 1924. Der Landarzt betrachtete den Schwarzwald als kulturelles Notstandsgebiet. Gleichzeitig wollte er auch den Künstlern in der wirtschaftlich schwierigen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg helfen. Sein Sohn Wyldbore war ebenfalls Arzt in Königsfeld und wandelte die Privatinitiative seines Vaters 1976 in einen Verein um.

„Seit 1947 hat Feodora Heisler ihren Ehemann aktiv bei seiner Arbeit unterstützt“, erklärt der Trossinger Musikprofessor und Künstlerischer Leiter der Konzertreihe Reinhard Becker. Die Musikliebhaberin habe sich für Verein mit Herzblut engagiert. Sie genoss die Nähe zu den Künstlern, die sie häufig im Doktorhaus beherbergte.

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Auch das Familienleben von Feodora und August Heisler war geprägt von der Freundschaft zu Albert Schweitzer. „Albert Schweitzer war der Pate aller drei Kinder“, weiß Reinhard Becker.

Auch ihre adlige Herkunft machte Feodora Heisler zum gesellschaftlichen Mittelpunkt in Königsfeld. Im Jahr 2015 kamen Max Markgraf von Baden und seine Frau Valérie mit einem Vierspänner in den Kurort, um Feodora Heisler zu ihrem 90. Geburtstag zu gratulieren. Als geborene von Zwehl besuchte Feodora – wie auch ihr Mann Wyldbore – das vom Haus Baden gegründete Internat Schloss Salem. Auch zum Fürstenhaus in Donaueschingen pflegte die Adlige enge Beziehungen.

Bürgermeister Fritz Link würdigt die Verstorbene

Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1999 lebte Feodora Heisler allein in dem Königsfelder Doktorhaus. „Feodora Heisler hat sich immer eingebracht und intensive Kulturarbeit geleistet“, würdigt Bürgermeister Fritz Link ihre Lebensleistung.

Durch mehrere Unfälle war die Seniorin den vergangenen Jahren körperlich beeinträchtigt und auf Hilfe angewiesen. Dennoch war sie bei den Konzerten und dem anschließenden Nachhock immer dabei. „Es war ihr ein Herzensanliegen, immer da zu sein“, beschreibt Reinhard Becker die willensstarke Feodora Heisler. „Wir werden sie vermissen.“

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