Der DRK-Kreisverband Donaueschingen hat den Waldkindergarten „Apfelbäumchen“ übernommen. Es ist bereits die zweite Trägerschaft für eine solche Einrichtung.

Übernahme wird lange vorbereitet

2024 wurde in Hausen vor Wald der erste Waldkindergarten unter Rot-Kreuz-Trägerschaft eröffnet. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit führte der Kreisverband parallel Gespräche mit den Verantwortlichen des Donaueschinger Waldkindergartens „Apfelbäumchen“. Jetzt hat das Rote Kreuz auch dort die Trägerschaft übernommen.

„Somit haben wir jetzt zwei Kindergärten“, sagt DRK-Kreisgeschäftsführer Tobias Rosenstiel. Das Konzept des Natur- und Waldkindergartens passe sehr gut zum Roten Kreuz und der Philosophie des Kreisverbands. Rosenstiel könne sich derzeit nicht vorstellen, eine häusliche Einrichtung zu übernehmen. „Für die Eltern und vor allem für die Kinder ändert sich mit der Übernahme nichts.“

Eltern stoßen an ihre Grenzen

Der Kindergarten „Apfelbäumchen“ wurde über 20 Jahre lang unter einer Elternträgerschaft betrieben. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Formalitäten, ein immer größerer Aufwand auf die Eltern zu. Ein Problem waren auch die ständigen Wechsel.

Das „Apfelbäumchen“ besteht in der Hauptsache aus zwei Bauwagen. Die Kinder halten sich aber weitestgehend im Freien auf.
Das „Apfelbäumchen“ besteht in der Hauptsache aus zwei Bauwagen. Die Kinder halten sich aber weitestgehend im Freien auf. | Bild: Lutz Rademacher

„Als wir dann in Hausen vor Wald aktiv wurden, sind sie auf uns zugekommen und haben angefragt, ob wir eventuell die Trägerschaft übernehmen können.“

Diese Trägerschaft wurde dann 2024 mit den Eltern und dem Förderverein vorbereitet. Dann wurden die Verträge mit der Stadt gemacht: „Alles war sehr harmonisch. Ich habe mich selbst gewundert, wie ruhig und schön das zwischenmenschlich über die Bühne ging“, sagt Tobias Rosenstiel rückblickend.

Schwierige Bedingungen laufen einfach weiter

„Die früheren Erzieherinnen haben aus Leidenschaft hier gearbeitet, wurden weit unter Tarif bezahlt“, sagt Josephine Höfer, Vorsitzende des bisherigen Trägervereins. Bereits 2016 habe der Trägerverein beschlossen, die Trägerschaft aufzugeben. Im Vorstand gab es immer viele Wechsel, weil die Kinder in der Regel nur drei Jahre da sind. Daher war für die Arbeitnehmer kaum Beständigkeit geboren.

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Doch es habe laut Höfer nie jemand nach einem Träger gesucht, alles sei einfach so weiter gelaufen. Als es dann 2023 wieder einmal zu einem großen Wechsel kam, habe sie sich bereiterklärt, den Vorsitz zu übernehmen, aber zur Bedingung gemacht, einen neuen Träger zu finden. Andererseits wollte sie unbedingt „das, was da ist, für die Kinder weiterführen“.

DRK als logischer Nachfolger

So habe sich Josephine Höfer auf den Weg gemacht, einen Träger zu finden. „Von den Werten, die hier oben vermittelt werden sollen, ist das Rote Kreuz das Neutralste. Uns ist es wichtig, in keine Schublade gesteckt zu werden, sondern dass man hier einfach sein kann und dass es hier so weitergeht.“

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Nachdem die Entscheidung für das DRK gefallen war, habe Höfer dafür gekämpft, dass der Wechsel auf den 1. Januar 2025 klappt, zumal das Personal mittlerweile nach Tarif bezahlt wird und sich auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen weiter verschärft haben.

Josephine Höfer selbst ist derzeit in Elternzeit und wird demnächst wieder arbeiten. Oft habe sie bis zu 30 Stunden in der Woche für den Kindergarten gearbeitet, das ginge dann nicht mehr. „Das, was wir hier als Laien führen, ist ein Kleinunternehmen“, sagt sie. Deshalb habe sie Hochachtung vor ihren Vorgängern. Es sei bewundernswert, dass das so viele Jahre in dieser Konstellation funktioniert habe.

„Und alles für unsere Kinder. Wir wollen, dass sie das hier erleben können, im Wald, in der Natur, nicht in häuslichen Einrichtungen. Sie sollen ihre Kindheit so lange es geht genießen“.

Rund um die Bauwagen gibt es viele Spielgelegenheiten.
Rund um die Bauwagen gibt es viele Spielgelegenheiten. | Bild: Lutz Rademacher

Wird die Platzvergabe zum Problem?

Kritisch sieht Höfer, dass die Stadt Donaueschingen im Jahr 2024 die Vergabe Kindergartenplätze auch für das „Apfelbäumchen“ übernommen hat. Denn: „Wir brauchen Kinder, deren Eltern Zeit haben, die wollen und die mithelfen.“

Die Hecken müssen geschnitten werden, Hackschnitzel verteilt, es muss geputzt werden, die Abfälle aus der Trockentoilette geschaufelt werden. Auch einfache Reparaturen gehören dazu. „Wenn wir Eltern zugewiesen bekommen, die Vollzeit arbeiten oder mit mehreren Kindern alleinerziehend sind, werden die keine Zeit haben, um hier zu helfen.“ Heute seien nur Eltern da, „die unbedingt hier sein wollten und jeder ist bereit, seinen Teil beizutragen.“

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Für die Eltern wird vieles leichter

Da die Trägerschaft mit vier Ämtern jetzt wegfällt, werden nun wieder Kapazitäten frei und es braucht weniger Eltern. „Jetzt sind wir nur noch Eltern. Keine Vorstandsmitglieder und keine Arbeitgeber für das Personal. Ich genieße das schon diesen Monat. Ich bin einfach nur noch die Mama, die ihre Kinder bringt und wieder abholt“, erzählt Josephine Höfer.

Neue leiterin schwärmt fürs „Apfelbäumchen“

Jessica Lippert ist die neue Leiterin des Kindergartens. „Das ist ein wunderschöner Ort. Es ist einer der schönsten Waldkindergärten, die ich kenne“, schwärmt sie. Auch sie begrüßt die Übernahme der Trägerschaft durch das Rote Kreuz.

Der Förderverein bleibt indes bestehen. Eine Mitgliedschaft der Eltern, die ihre Kinder im „Apfelbäumchen“ untergebracht haben, ist verpflichtend.