Der Regionalverband hat seine seine Hausaufgaben gemacht und die vom Land geforderte Windkraftplanung für die Landkreise Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar beschlossen. 2,3 Prozent der Gesamtfläche, das sind etwa 6000 Hektar, stehen nach umfangreicher Umweltprüfung für neue Windparks zur Verfügung.

Damit liegt die Region deutlich über den Vorgaben des Landes von 1,8 Prozent der Fläche. Ebenfalls beschlossen wurde von den politischen Regionalvertretern in der jüngsten Verbandsversammlung die Ausweisung von Vorrangflächen für den weiteren Bau von Freiland-Photovoltaikanlagen. Hier geht es um 0,2 Prozent der Flächen in der Region.

Die meisten Flächen im Kreis Rottweil

Die meisten ausgewählten Flächen für Windenergie liegen im Landkreis Rottweil. Dort bläst der Wind in der Region am kräftigsten, was den wirtschaftlichen Betrieb von Windkraftanlagen ermöglicht. Im Schwarzwald wird der Bau von Windparks indes stark durch Naturschutzgebiete eingeschränkt.

So soll der weitere Ausbau der Windenergie in der Region aussehen. Vor allem im Landkreis Rottweil werden viele neue Standorte als ...
So soll der weitere Ausbau der Windenergie in der Region aussehen. Vor allem im Landkreis Rottweil werden viele neue Standorte als Vorrangflächen für Windparks ausgewiesen. Im Schwarzwald-Baar-Kreis sind die Möglichkeiten durch Naturschutzgebiete stärker beschränkt. | Bild: Schönlein, Ute

Derzeit stehen in den drei Landkreisen der Region etwa 50 Windkraftanlagen.

Wie viel Strom bringt das?

Wie viele Anlagen mit der neuen Flächenplanung in den nächsten Jahren dazu kommen werden, ist unklar. Ebenso die erwartbare zusätzliche Strommenge. „Wir planen nur die Flächen“, verdeutlichte der Direktor des Regionalverbandes, Marcel Herzberg. Was dort tatsächlich umgesetzt und welche Strommenge erzeugt werden kann, sei derzeit nicht abzuschätzen.

Das Land Baden-Württemberg treibt den Ausbau von Windenergie voran. In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg wurden jetzt 6000 Hektar ...
Das Land Baden-Württemberg treibt den Ausbau von Windenergie voran. In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg wurden jetzt 6000 Hektar Vorrangflächen ausgewiesen, die für den Ausbau von Winderparks in den nächsten Jahren genutzt werden sollen. | Bild: umweltzentrum Schwarzwald-Baar-Neckar

Die Aufnahme weiterer Flächen oder Änderungen in der aktuellen Planung seien auch in Zukunft noch möglich, erklärte Herzberg vor allem an die Adresse von Oberbürgermeister Jürgen Roth aus Villingen-Schwenningen.

Konflikt von Klima- und Artenschutz

Roth bedauerte in der Sitzung, dass der Regionalverband die abweichenden Wünsche des Oberzentrums bei der Flächenauswahl nicht berücksichtigt habe. Die Stadt VS will zwei Gebiete ausweisen, die im Auerhahn-Schutzgebiet liegen (der SÜDKURIER berichtete). Ob diese Änderungen nachträglich berücksichtigt werden kann, muss jetzt eine neue Artenschutzprüfung ergeben.

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Neben dem VS-Oberbürgermeister lehnten auch zwei Vertreter der AfD die Planung ab. Dadurch würden zu viele Waldflächen durch Windkraftanlagen zerstört. Die anderen Fraktionen im Regionalverband stimmten der Gebietsauswahl indes mit breiter Mehrheit zu.

Zugestimmt hat die Regionalversammlung bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung auch der Planung von Vorrangflächen für den weiteren Ausbau von Solarparks. Allerdings laufen dabei die Regionalplanung und die Flächenplanungen der Städte und Gemeinden zum Bedauern des Regionalverbandes parallel.

Der Ausbau von Solarparks wie hier bei den Spitalhöfen in Villingen-Schwenningen ist in vielen Kommunen inzwischen ein Selbstläufer. Das ...
Der Ausbau von Solarparks wie hier bei den Spitalhöfen in Villingen-Schwenningen ist in vielen Kommunen inzwischen ein Selbstläufer. Das Bild stammt aus dem Dezember 2021. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Photovoltaik-Ausbau ein Selbstläufer

„Der Ausbau der Freiflächen-Photovoltaik ist inzwischen auf kommunaler Ebene ein Selbstläufer“, konstatierte Verbandsdirektor Marcel Herzberg. „Am Ende werden wir damit deutlich über das Flächenziel von 0,2 Prozent kommen“, sagte Herzberg.

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„Wir haben Sonne und sind bei unserem Energiehunger besonders gefordert, die Photovoltaik zu pushen“, erklärte dazu Hermann Polzer (Grüne). Dagegen mahnte Andrea Kanold (FDP), die Solarparks vor allem entlang von Autobahnen und Bahnstrecken auszuweisen. Es sei „keine gute Entwicklung“, wenn zunehmend hochwertige Landwirtschaftsflächen für den Photovoltaikausbau verloren gingen. Deshalb sei es so wichtig, dass mit dieser Planung Vorrangflächen geschaffen würden.

Roth rät zu Agri-Kulturen

Jürgen Roth (CDU) forderte vom Regionalverband mehr Innovation bei der Planung von PV-Anlagen entlang von Autobahnen und Bundesstraßen. Außerdem wies er auf die neuen Möglichkeiten der Agri-Kultur hin, der Landwirtschaft unter Solar-Modulen. Weitere Forderung: Der Regionalverband solle die Kommunen beratend unterstützen, mit Hilfe von Photovoltaik-Anlagen künftig grünen Wasserstoff und Wärme zu erzeugen.

Region droht beim Wasserstoff abgehängt zu werden

Der Vorsitzende des Regionalverbandes, Wolf-Rüdiger Michel, erklärte dazu, dass der Verband drei Wasserstoff-Projekte fördere. Er kritisierte aber die Planung des Bundes beim Aufbau eines Wasserstoff-Leitungsnetzes.

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Während die Rhein-Neckar-Region, die Regionen Stuttgart und Freiburg bis 2035 angeschlossen werden sollen, ist der Anschluss der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg erst nach 2040 geplant. Vor allem Südbaden und Süd-Württemberg drohten bei diesem industriestrategisch zentralen Zukunftsthema abgehängt zu werden, warnte Michel.

Die Region müsse alles tun, um dies zu verhindern. Er stellte auch klar: „Ohne Hilfe des Bundes wird es beim Netzausbau nicht gehen.“