Die Zunftoberen der Villinger Narrozunft sind nicht gerade dafür bekannt, dass ihnen zu Ereignissen jeglicher Art kein Kommentar einfallen würde. Doch bei der Hauptversammlung, die vor ungewohnt magerer Besucherkulisse in der Neuen Tonhalle stattfand, fiel es selbst den Obernarren schwer, die Fasnachtsaison 2021 mit vielen Worten zu beschreiben.
Denn: Vor einem Jahr fand ja coronabedingt keine Fasnet im eigentlichen Sinne statt. Entsprechend knapp fielen die Berichte aus. Und auch die Versammlung wurde in Rekordzeit von unter zwei Stunden abgearbeitet. Denn zur Fasnet-Hochsaison 2022 fiel kein Wort.
Fasnet 2021? „Chaotisch“
„Chaotisch“, das war das Wort, das Zunftmeister Anselm Säger am ehesten einfiel, um die politischen Vorgaben mit Abstands- und Hygieneregeln, Verboten und Einschränkungen zu kommentieren. Was letztlich dazu führte, dass die Fasnet 2021 ausfallen musste. „Das war unser anstrengendstes und schwierigstes Jahr“, so Säger. Zunftschreiber Jens Schaumann konkretisierte, was genau an der Fasnet 2021 statt- beziehungsweise nicht stattfand.
Programm auf Sparflamme
So konnte die Jaag-Puppenausstellung nur als filmische Inszenierung stattfinden, das Schmücken des Narrobrunnens in der Oberen Straße fand nur im Kreise einiger Ratsherren frühmorgens statt. Und sonst? „Strählkurse, Rolleschüttle, Einpfitzen für Kinder, Narro- und Mäschgerle-Obed, Schlüsselübergabe und natürlich auch die Umzüge, all‘ das fand ja nicht statt“, bedauerte Schaumann. Lediglich der Online-Ball „Late Night VS“ als Ersatz für den Zunftball war ein Lichtblick in der sonst gar so unnärrischen Zeit.

Dass die Aktion einiger wagemutiger Narros, sich an den hohen Tagen letztlich doch ins Häs und auf die Straßen zu trauen, letztlich für wüste Beschimpfungen und persönliche Beleidigungen einzelner Zunftmitglieder über die sozialen Medien geführt habe, kritisierte der Zunftschreiber harsch. „Digital ließ sich das Abstandsgebot einhalten, leider litt das Anstandsgebot darunter“, kommentierte er scharfzüngig.
Schön geschmückte Schaufenster
Immerhin ging die Idee, einige Schaufenster mit Narrenfiguren zu dekorieren, wie ein Lauffeuer durch die Stadt und immer mehr Schaufenster waren närrisch dekoriert.
Auch Brauchtumssprecher Michael Bohrer rang um Worte, um der Saison 2021 aus Brauchtumssicht noch Positives abgewinnen zu können. „Des war koa normals Zunftjohr, des war nit schee. Die Brauchtumsarbeit isch nu ein Hindernislauf gse“, reimte er im Villinger Dialekt.
Lücken allerorten
Die mehr oder weniger nicht stattgefundene Fasnet hat nicht nur Lücken im Terminkalender gelassen, sondern auch selbige in die Zunftkasse gerissen. Zunftsäckelmeister Karl-Heinz Huy musste aufgrund fehlender Einnahmen aus Veranstaltungen über schwindende Kassenstände berichten. Und das, obwohl in diesem Jahr nicht unerhebliche Investitionen für dringende Modernisierungsarbeiten an und vor allem vor der Wagenhalle anstehen, wo der Eingangsbereich neu gepflastert werden muss. „Da werden wir unsere Rücklagen angreifen müssen“, so Huy in seinem Bericht.
Sommerfest im Juli steht
Jetzt sind die Narros optimistisch für die Zukunft. Die Planungen für das Sommerfest im Spitalgarten am zweiten Juliwochenende laufen bereits. Und auch die Fasnet 2023 hat die Narrozunft bereits fest im Visier.