Sommerferien – das ist in Villingen auch die Zeit für den Startschuss zu den Vorbereitungen für die großen Villinger Tonhallenbälle. Villingens Zunftmeister Anselm Säger bringt die Lage so auf den Punkt; „Wir machen auf alle Fälle einen Ball“, sagt er. Wie genau, dazu gibt es in den Vereins-Zirkeln großes Grübeln.
Der Narro-Chef kennt die Lage seit Wochen. In der Tonhalle ist die Gastro-Krise angekommen. Nach zwei Corona-Jahren schlägt an Villingens größter Bühne der Personalmangel durch.
Anselm Säger beschreibt die drohende Situation so: „Es wäre ja der Super-Gau, wenn wir nach Dreikönig Fasnetbälle machen könnten und es gibt keinen Caterer in der Halle.“

Es geht durchaus um alles, auch für Anselm Säger. Deshalb hat er bereits eine Marschroute abgesteckt. Während sich in diesen Wochen erste Gruppen für die Erarbeitung von Sprechnummern oder zum Entwurf von Choreografien für Tänze zusammenfinden, will der Narro-Chef nicht hinten anstehen. „Zeitnah nach den Schulferien müssen wir uns fragen: Wie kriegen wir die Bälle gerettet.“
Anselm Säger will dabei nicht freiwillig die Ansprüche absenken. „Die Villinger Fasnetbälle haben einen hohen Stellwert. Deshalb gehören auch Essen und Trinken dazu“, formuliert er und ergänzt: „Auch ein Barbetrieb ist wichtig.“
Nicht nur Schwierigkeiten in der Küche
Bislang hat das Hallenmanagement das alles bereitstellen können. Zuletzt gab es aber mehrfach Probleme, nicht nur mit der Bewirtung. Ein großes Unternehmen stellte zuletzt bei Veranstaltungsbeginn fest, dass weite Bereich der Tiefgarage gesperrt waren. Veranstaltungsteilnehmer konnten nicht mehr in die Halle einfahren. Teilweise wurde diese Situation dann aber kurz vor Beginn über das Hallenmanagement gelöst.

Oder: Ein großer Villinger Verein wollte eine festliche Veranstaltung vorbesprechen. Ein den Vereinsvertreten unbekannter Herr soll dann dem Villinger Club eröffnet haben, Speisen gebe es nur zum Abholen an der Theke. Es sei kein Personal verfügbar. Auch hier gelang es über den Beschwerdeweg schließlich, eine Lösung zu finden. Ob diese funktioniert, muss abgewartet werden.
Das sagt der Hallen-Chef
Der Geschäftsführer der Kultur- und Tagungsräume, Matthias Jendryschik, ist dem Hallenmanagement übergeordnet. Er bestätigte dem SÜDKURIER zuletzt schon vielseitige Bemühungen für die Kundenzufriedenheit. Unter anderem sei es teils auch so, dass sich Bewirtungspersonal von verschiedenen Hallen-Wirten engagieren lasse. Alles nur, so Jendryschik, um bestmöglichste Lösungen für Hallenveranstaltungen zu finden.
Säger will Narren zusammenrufen
Anselm Säger sieht das alles mit Sorge. Er will die Zuggesellschaft zusammenrufen. Nicht für die Umzüge sondern für die Bälle. Und der Narro-Chef macht ganz klar, dass er damit nicht nur Katzen, Zunft, Hexen und Glonki meint, sondern auch die kleinen Vereine, für deren Ball es eine Bewirtungs-Lösung zu finden gelte.
Anselm Säger strebt das nicht direkt an, aber wirft durchaus eine kleine Revolutions-Idee in die Debattenrunde. Er schildert, dass es bei den großen Karnevalsbällen im Rheinland oft auch keinen Verpflegungsservice am Tisch gebe. „Dort werden Tüten mit einem Vesper pro Sitzplatz vorab ausgelegt“, habe er beispielsweise schon in Mainz erlebt.
„Selbstbedienung oder eine kleine Karte“ will der Zunftmeister deshalb nicht kategorisch bei der Ball-Planung für die Villinger Fasnet 2023 ausschließen. Dass damit nicht alle glücklich werden, ahnt er auch. So wie ein Veranstalter, der in der Tonhalle zuletzt einen Festakt plante und dem ausschließlich Selbstbedienung angeboten worden sein soll. Wegen befürchteter Störung des Bühnenbetriebs in Folge der Selbstbedienung sagte dieser Veranstalter der Halle diese Vorgehensweise ab.
Die besondere Idee für die Villinger Vereine
Vielleicht kommt es aber zur Fastnacht 2023 auch zu einem noch engeren Schulterschluss der Villinger Vereine. „Wir müssen auch prüfen, ob wir uns bei den Bällen gegenseitig bedienen können“, lässt Anselm Säger die Katze aus dem Sack. „es geht dabei darum, dass es überhaupt etwas zu essen und zu trinken am Tisch gibt“, sagt er. Und fügt hinzu: „Ob das schlussendlich lukrativ ist, steht überhaupt erst einmal gar nicht im Vordergrund.“
Fakt ist: Die großen Vereine schaffen es bei ihren Festen, warme Speisen und Getränke für Tausende von Gästen bereitzustellen. Das könnte auch in der Tonhalle gelingen. Säger speziell zu diesem Punkt: „Wir müssen uns aber bei unserer Besprechung frühzeitig fragen: Können wir das wirklich und wollen wir das.“
Dauerthema Bewirtungsqualität
Die Bewirtungsqualität in der Tonhalle war schon immer ein großes Gesprächsthema: Der Schorle-Preis, die Wartezeit auf Schnitzel und Pommes, die Weinauswahl und vieles mehr. Säger sagt: „Wir diskutierten in Villingen immer noch auf einem sehr hohen Niveau.“ Jetzt, da sich die Möglichkeiten reduziert haben, werde dies erst so richtig klar. Der Narro-Chef will mit den anderen Ball-Vereinen zusammen eine zukunftsfähige Lösung finden. „Dafür gilt es nun, alle Hebel in Bewegung zu setzen“, macht er klar.

Für die Hexenzunft bezieht Michael Merklinger Position. Die Lage sei „bei uns schon Thema gewesen“, schildert er. Es sei auch im Interesse der Hexen, dass nach den Ferien rasch Klärungen hergestellt werden. Für ihn ist klar: „Dass sich die Leute in der Halle selbst am Platz versorgen, das geht nicht. Punkt.“ Nicht nur die Hexen schauten „jetzt gespannt auf die kommende Jubiläums-Veranstaltung der Katzenmusik im September – klappt es dort oder nicht“, das werde entscheidend sein, sagt er.