Nach der Fasnet ist vor der Fasnet, denkt sich der Villinger Johann Moser und nimmt das Malheur auf die leichte Schulter. Das Malheur?

Der 80-jährige Villinger hat gerade ein Mundartbuch über die fünfte Jahreszeit geschrieben. Da wäre ein Veröffentlichungstermin noch vor der Fasnacht natürlich sehr passend gewesen. Wegen eines technischen Defekts in der Druckerei konnte das Werk allerdings erst jetzt, also nach der Narretei, geliefert werden.

Zu 95 Prozent selbst geschrieben

Nun ist es da. 43 Seiten stark. Der allergrößte Teil, „zu 95 Prozent“, ist von Moser selbst im Villinger Dialekt geschrieben. Und wie man hier „schwätzt“, dies weiß der Villinger natürlich. Er ist im Rietviertel aufgewachsen, wo ohnehin das Herz der Fasnet pulsiert. Sein Bruder ist der frühere, inzwischen verstorbene Rietbürgermeister Günter Moser.

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Jahrelang ging Johann Moser selbst ins Häs. Sein Großvater war der bekannte Villinger Schemenschnitzer Friedrich Moser. Der Enkel wäre selbst gern ins Schnitzerhandwerk eingestiegen. Allerdings hat dieser Schritt nicht geklappt, erst im Alter hat er es ausprobiert. Eine von ihm gefertigte Scheme wird im Buch abgebildet.

Der Narro, wie er leibt und lebt beim Maschgerelauf 2025.
Der Narro, wie er leibt und lebt beim Maschgerelauf 2025. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Zweites Buch in Mundart

Das Schreiben und Dichten in Mundart ist Johann Mosers Metier. Er hat 2012 schon einmal ein Büchlein in Eigenregie verfasst: „ Vu Dem un vu Sellem“, von Diesem und Jenem. Inzwischen ist es ausverkauft. Die kleinen Stücke in Mundart kommen an, vor allem wenn sie noch mit einer Übersetzung ins Hochdeutsche garniert sind.

Viele Menschen sind inzwischen nach Villingen gezogen und leben seit Langem hier. Sie interessieren sich für das Villingerische und Moser glaubt, dass solche Mundartbücher deswegen auch gern gelesen werden.

Alt-Villingerin mit Morbili-Scheme: Sie ist ein wenig knitzig, schreibt Johann Moser in seinem Buch.
Alt-Villingerin mit Morbili-Scheme: Sie ist ein wenig knitzig, schreibt Johann Moser in seinem Buch. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Narrozunft im Mittelpunkt

Nun hat er sich also der Villinger Fasnet gewidmet. Genauer gesagt ist es eine reimende Liebeserklärung an ihr wohl bekanntestes Aushängeschild, an die die Narrozunft. Johann Moser war selbst lang im Häs und kennt diese ganz besondere Atmosphäre: „S bescht isch – mach oefach mit, gang uf d‘Gass – und los die triebe“. Das Beste ist, mach einfach mit, gehe auf die Gassen und lass Dich treiben, schreibt er.

Das Zeichen der Narrenfreiheit: der Säbel. „De Villinger Narro kennt mer im ganzen Land“, schreibt Johann Moser.
Das Zeichen der Narrenfreiheit: der Säbel. „De Villinger Narro kennt mer im ganzen Land“, schreibt Johann Moser. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Rund 5000 Mitglieder hat die Narrozunft inzwischen, eine unglaubliche Zahl, findet Moser. Zu dieser Beliebtheit haben mit Sicherheit die historischen Fasnetfiguren beigetragen, die Johann Moser vorstellt: die mit der glatten Scheme („herrlich Figur“), Surhebel („en Suribel soll schen sin au weng kantig“), Morbili („knitzig“) und einige mehr.

Der Autor schreibt von der anstrengenden Arbeit der Schnitzer, von den Vorbereitungen auf die Fastnacht, von den hohen Tagen. 200 Exemplare seines Werkes hat er drucken lassen. Die Bilder der Narroschemen sind leicht verfremdet, weil Moser mit dem Urheberrecht nicht kollidieren wollte.

Der gelernte Elektroinstallateur war viel in der Welt, lernte Englisch und Spanisch. Doch jedes Mal, wenn er nach Villingen zurückkam, hüpfte das Herz vor Freude. Vor allem wenn die Fasnet naht. Dieses Gefühl lässt der 80-Jährige in seinem kleinen Buch an vielen Stellen aufleben.