Die Familie Kieninger aus Mönchweiler und die Familie Vogel sind seit vielen Jahren miteinander befreundet und teilen ihre Begeisterung für das Wandern. Seit elf Jahren packen sie ihr Rucksackvesper und machen sich 14-tägig auf ausgedehnte Touren. Die beiden Männer Klaus-Dieter Kieninger und Wolfgang Vogel haben gemeinsam auf Bergtouren schon so manchen Gipfel erklommen.

In der Corona-Zeit zu Hause verharren kam für die beiden Freunde nicht in Frage und so schmiedeten sie eigene Pläne. Das Besondere daran: Die beiden Herren sind inzwischen 82 (Kieninger) und 79 (Vogel) Jahre alt.

Quer durch den Schwarzwald

Was dahintersteckt, verriet Gertrud Kieninger dem SÜDKURIER ohne das Wissen der beiden Freunde. „2020 machten sich Klaus-Dieter und Wolfgang in Etappen auf den Schwarzwald-Querweg von Lahr nach Rottweil“, erzählt Gertrud Kieninger. Rund 95 Kilometer sei die Strecke gewesen, die sie auf die Höhen des mittleren Schwarzwaldes bis hinab ins Neckartal nach Rottweil führte.

Klaus-Dieter Kieninger zeigt auf den Hohenstoffelen, den es auf der Etappe von Welschingen, Hohenstoffelen-Mägdeberg nach Mühlhausen zu ...
Klaus-Dieter Kieninger zeigt auf den Hohenstoffelen, den es auf der Etappe von Welschingen, Hohenstoffelen-Mägdeberg nach Mühlhausen zu überwinden galt. | Bild: Wolfgang Vogel

„Mein Mann ist bei der Streckenauswahl eher unbedarft und sagt immer, das schaffen wir schon“, sagt Getrud Kieninger. Blut geleckt hätten die beiden auf dieser Tour. Sie wollten mehr. „Noch auf dem Weg von Lahr nach Rottweil schmiedeten sie den Plan, von Freiburg aus nach Konstanz zu wandern, auf einer Strecke, die mit 180 Kilometer allerdings doppelt so lang ist, wie die erste Tour.“ Die Route führt vom Breisgau über den Hochschwarzwald durch die Wutachschlucht, über den Hegau bis zur Bodenseeregion.

Konditionell gut vorbereitet sind beide. Kieninger ist regelmäßig fünf bis sechs Kilometer zu Fuß unterwegs und Vogel als Marathonläufer auch gut trainiert. Doch angesichts ihres Alters planten sie die Tour, die man in sieben Tagesetappen schaffen kann, auf 14 Etappen.

Einer fotografiert, der andere navigiert

„Die Aufgaben waren klar verteilt. Wolfgang ist der Fotograf und mein Mann ist für die Wegstrecke zuständig“, berichtet Ehefrau Kieninger. Die beiden wandern nicht nach digitalen Karten auf dem Smartphone, sondern „klassisch“ mit der Wanderkarte. Am 8. Oktober diesen Jahres war es dann soweit. Die beiden Freunde machten sich in Freiburg auf den Weg. Vor ihnen lagen lange 180 Kilometer Strecke mit 3950 Metern Aufstiegen und 3850 Meter Abstiegen.

Auf dem Weg von der Wutachmühle nach Randen gönnt sich Wolfgang Vogel eine Ruhepause auf einer Himmelsliege.
Auf dem Weg von der Wutachmühle nach Randen gönnt sich Wolfgang Vogel eine Ruhepause auf einer Himmelsliege. | Bild: Klaus-Dieter Kieninger

Die erste Herausforderung hatten sie schon bei ihrer zweiten Etappe von Buchenbach nach Hinterzarten, wo es galt, auf der 14,2 Kilometer langen Strecke 800 Höhenmeter zu überwinden. Die längste Etappe mit 19 Kilometern führte die Freunde vom Randen nach Engen. Einmal ist Klaus-Dieter Kieninger auf einem matschigen Weg von der Wutachmühle nach Randen ausgerutscht. „Von oben bis unten ist er verdreckt nach Hause gekommen, aber passiert ist zum Glück nichts“, erzählt Gertrud Kieninger. Die Anfahrten zu den Etappen und die Heimfahrten wurden weitestgehend mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigt.

Nach 180 Kilometer und 14 Etappen haben Klaus-Dieter Kieninger und Wolfgang Vogel ihr Ziel Konstanz erreicht.
Nach 180 Kilometer und 14 Etappen haben Klaus-Dieter Kieninger und Wolfgang Vogel ihr Ziel Konstanz erreicht. | Bild: Wolfgang Vogel

Belohnt wurden die beiden Wanderer auf ihrer Tour mit tollen Aussichtpunkten, netten Begegnungen, Ausblicken über den Titisee und Mindelsee sowie auf und von den Hegaubergen. Vom Hochfirst ging es hinunter durch die Wutachschlucht mit ihren beeindruckenden Naturschauspielen. Nicht ohne Stolz beendete die beiden, kurz bevor es mit Schneien anfing, am 25. November die letzte Etappe von Wallhausen im Zielort Konstanz. Es war geschafft.

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Bereits neue Pläne

„Die beiden haben schon zwei weitere Herausforderungen im Visier. Entlang des Kinzigtäler Jakobusweg auf 90 Kilometer von Schenkenzell nach Gengenbach oder den Kandelhöhenweg mit 112 Kilometer von Oberkirch nach Freiburg“, verrät Gertrud Kieninger. Diese Geschichte soll als Überraschung für die beiden Freunde erscheinen.

„Gerade in der heutigen Zeit ist es doch wichtig, auch über andere und schöne Ereignisse zu berichten, und ich hoffe, dass mir die beiden nicht den Kopf abreißen, wenn sie die Zeitung aufschlagen und sich darin wiederfinden“, schmunzelt Gertrud Kieninger.