Für das 60 Millionen-Megaprojekt in der Schwenninger Innenstadt hat der Gemeinderat einstimmig den Weg frei gemacht. Mit der Summe soll neben weiteren Maßnahmen ein Kulturforum anstelle des alten Einkaufszentrums Rössle gebaut werden. Doch dieses Gelände gehört der Stadt noch gar nicht. Wie geht es weiter?
Die große Frage: Pokert HBB?
Schon in der Sitzung hatten Andreas Flöß (Freie Wähler) und Dirk Sautter (CDU) klargemacht, dass man nicht bereit sei, jeden Preis zu bezahlen. Diese Position verteidigt Flöß auch nach der Debatte und warnt die Eigentümerin, die Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft (HBB) aus Hamburg davor, den Bogen zu überspannen.

Doch wie positioniert sich HBB, immerhin war auch einmal von einem Umbau die Rede. „Wir respektieren den Beschluss des Stadtrates, das Rössle-Areal selbst entwickeln zu wollen“, stellt HBB-Geschäftsführer Harald Ortner auf Anfrage fest.
Scheitern eingestanden
Seit dem Erwerb durch HBB habe man über Jahre gemeinsam mit der Stadt versucht, den Mittelpunkt von Schwenningen aufzuwerten, da dieser dringend eine Entwicklung benötigt. „Leider sind unsere Bemühungen aus den bekannten Gründen, die wir nicht zu verantworten haben, gescheitert“, erklärt Ortner weiter und spielt damit unter anderem auf die Folgen der Corona-Pandemie an.
Einer Eigenentwicklung durch die Stadt wolle HBB grundsätzlich nicht im Wege stehen.
Grundstück nicht zu verschenken
Eine Einschränkung macht Ortner: „Allerdings werden wir das Grundstück nicht verschenken, wie das einige Politiker von uns fordern. Wir haben realistische Preisvorstellungen und sind zu Verhandlungen gerne bereit. Die Stadt hat es in der Hand, wie schnell in die Umsetzung gegangen werden kann.“
Reichen 4,6 Millionen?
Oberbürgermeister Jürgen Roth muss also schnell mit Verhandlungen beginnen, immerhin soll der Verkauf bereits 2025 über die Bühne gehen. Die Stadtverwaltung hat auch schon einmal gerechnet: Sie spricht in der Vorlage über kalkulierte Erwerbskosten von 4,6 Millionen Euro und Rückbaukosten von etwa zwei Millionen Euro.
„Größte, getätigte Investition“
Doch wie geht es danach weiter? Der Abriss und der Neubau des Kulturforums seien neben den weiteren Maßnahmen die Voraussetzung für eine positive Entwicklung Schwenningens, betont auf Anfrage Andreas Flöß. Die Summe von 60 Millionen für den Neubau des Kulturforums sei die „größte, jemals getätigte Investition“, sagt der Freie Wähler, der hauptberuflich als Architekt tätig ist.

Umbau lohnt sich nicht
Der Umbau des Rössle hätte sich für die Stadt kaum gelohnt, nicht nur, weil die Immobilie eine Energieschleuder sei. Das alte, seit zwei Jahrzehnten leer stehende, „tote Einkaufszentrum“ wäre ein einengendes Korsett gewesen, das nicht „optimal für unsere Zwecke“ hätte genutzt werden können. Es wäre schwierig gewesen, die Volkshochschule, Bibliothek und Teile der Stadtverwaltung passgenau unterzubringen.
Das ist mit einem Neubau nun sehr viel besser möglich. Hier halte die Stadt die Fäden in der Hand, aus Sicht von Flöß sei es auch möglich, sich besser gegen Teuerungen zu wappnen. Sollte absehbar sein, dass das Projekt die 60 Millionen doch übersteigt, müsse die Baumasse angepasst werden, sodass das Limit gehalten werde.
„Bau mit Strahlkraft“
Ziel sei es, das tote Areal am Rande der Schwenninger Innenstadt wiederzubeleben. Hier wagt er doch den Blick nach Villingen. Was der Kreis aus dem alten Postgebäude gegenüber dem Bahnhof gemacht habe, sei „gut gelungen“. Auch in Schwenningen hofft er mit dem Kulturforum auf einen Bau mit „Strahlkraft“, hinzukomme ein ganzes Bündel weiterer, flankierender Maßnahmen, beispielsweise die Sanierung der städtebaulich prägenden alten Bücherei oder der Anbau der Galerie an das Heimatmuseum.
„Stadt kann es nicht allein richten“
Allerdings setzt hier Andreas Flöß ein großes Aber an: „Die Stadt wird es nicht allein richten.“ Sie wird die Grundlagen schaffen, aber dann müssten sich auch die privaten Investoren, die Bürgerinnen und Bürger engagieren.
Mischung wird es machen
Ziel sei es nach wie vor, den Handel zu halten. Dort, wo dies nicht möglich sei, müssten Immobilieneigentümer verstärkt Wohnraum schaffen, beispielsweise für Studierende, hofft der Architekt. Die Mischung werde es künftig machen. Die Stadt sei dabei Impulsgeberin.
Doch überfordert sie sich nicht dabei? Immerhin muss nicht nur die Erneuerung der Schwenninger Innenstadt geschultert, sondern in den nächsten Jahren ein neues Hallenbad gebaut werden. Die Sanierung in der Schwenninger Innenstadt sei teilweise bereits im Haushalt abgebildet, sagt Flöß dazu. Klar müsse aber auch sein, dass trotz der hohen Investitionen die weitere Infrastruktur, wie Straßen, Wege und Plätze – auch in der Villinger Innenstadt nicht vernachlässigt werden dürfte.