Am Sonntagmorgen, nur 13 Stunden nach dem Triumph, saßen die Handballer der HSG Konstanz bereits im Flieger nach Mallorca. Nicht alle, aber die meisten – und das mit klaren Absichten. Feiern, feiern, feiern, oder anders gesagt: die Sau rauslassen. Das dürfte erneut an die Grenzen der körperlichen Fähigkeiten gehen, denn was „Malle“ so bietet an Freizeitmöglichkeiten ist ja hinlänglich bekannt. Auf unsere Nachfrage bei Daniel Eblen, warum seine Jungs nicht bei Top-Temperaturen am See Party machen, entfährt dem Trainer ein kurzer Lacher. „Das wäre vom Wetter her schon gegangen“, sagt er dann, „aber da hätte man sie halt erkannt.“ Noch Fragen?
Nein, alle Fragen sind seit Samstagabend 21.33 Uhr beantwortet. Die „Studententruppe, die Leistungssport betreibt“, wie Torwart Simon Tölke seine HSG beschreibt, hat mit einer großartigen Leistung den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft. Das bloße Endergebnis mag so aussehen, als sei das entscheidende Spiel gegen Empor Rostock ähnlich wie das 31:31 im Hinspiel an der Ostsee eine umkämpfte Angelegenheit gewesen, allein das stimmt eben nicht.
Rostock ohne Chance
Der Meister der 3. Liga Nord hatte vor 1650 euphorisierten Zuschauern keine Chance, die Partie war vorzeitig entschieden. 25:13 führte die HSG nach 41 Minuten, 25:13, zwölf Tore Vorsprung, nur 13 Gegentore – brillant von der ersten Minute an die Abwehrarbeit, eindrucksvoll Simon Tölke zwischen den Pfosten, das notwendige Zusammenspiel zwischen Deckung und Keeper, das in den ersten drei Relegationsspielen (zweimal Eisenach, Hinspiel in Rostock) nicht annähernd so funktioniert hatte wie in den Ligaspielen, klappte diesmal mit Auszeichnung.
Erst in der Schlussphase, als die Rostocker in ihrer Verzweiflung Harakiri spielten, total offensiv deckten und so Kaletsch & Co. den Spaß nahmen, schmolz der Vorsprung. Allerdings gerieten Sieg und Aufstieg nie in Gefahr. Die Konstanzer wollten nur noch die Uhr herunterspielen, „andauernd gab es Unterbrechungen, dafür keinen Spielfluss mehr, gefühlt waren es die längsten 15 Minuten meiner Karriere“, umschreibt Simon Tölke das seltsame Treiben. „Aber da es ja nicht mehr schiefgehen konnte, war mir das einfach wurscht.“ Was vielmehr bleibt für den 26-Jährigen: „Die ersten 40 Minuten waren von so einer Vehemenz, die wir in der gesamten Saison noch nicht gezeigt hatten – und das im wichtigsten Spiel.“
Stolzer Trainer
Da schwingt Stolz mit, den auch Daniel Eblen fühlt. „Jeder hat ein richtig gutes Spiel gemacht“, sagt der Trainer, „da bin ich schon stolz auf die Jungs.“ Vor allem, dass sie die unter der Woche intensiv trainierte 6:0-Deckung so bärenstark auf die Platte brachten, entzückt Eblen, der auch während des vogelwilden Schlussaktes gelassen blieb. „Wir waren ja nie im roten Bereich.“
„Ein Team, ein Ziel – Mission erfüllt“ stand auf den gelben T-Shirts, die sogleich verteilt wurden. Jawohl, nach einem Jahr 3. Liga ist die HSG Konstanz wieder zweitklassig. Doch jetzt ist erst mal Urlaub, auch für Daniel Eblen und André Melchert. Nicht Mallorca, nein, Familienurlaub an der Adria. Der Trainer ist schon weg, der Sportchef folgt, sie treffen sich in bella Italia. Und sprechen garantiert über Handball!