Herr Melchert, Sie waren an beiden Feiertagen ohne Ihre Familie unterwegs zu einem Handballspiel, das gar nicht stattfand. War das das mieseste Weihnachten Ihres Lebens?

Sagen wir so, man kann sich schönere Weihnachten vorstellen, man will natürlich zuhause sein bei der Familie. So war das alles schon ein bisschen deprimierend, aber so ist es halt.

Wie liefen der Anreisetag Freitag und der eigentliche Spieltag Samstag denn genau ab?

Wir sind um 13 Uhr losgefahren und kamen um 20 Uhr in Hamm an. Dann haben wir noch schnell im Hotel was gegessen und uns am nächsten Morgen um 10 Uhr zum Frühstück getroffen. Eine Viertelstunde vor der geplanten Videoanalyse haben wir die Info bekommen, dass einer unserer Spieler Kontakt hatte mit einem Verdachtsfall, also Kontaktperson zweiten Grades ist. Da an Weihnachten alle enger beieinander sind als sonst, sollte man das auch ernster nehmen.

Mit dem Thema bin ich auf die Handball-Bundesliga und Hamm zugegangen. Alle haben gesagt, wir wollen das Risiko nicht eingehen. Ob das betroffene Familienmitglied des Spielers positiv ist, wissen wir nicht. Als wir dann wieder in Konstanz angekommen waren, haben wir die Nachricht bekommen, dass ein Elternteil eines anderen Spielers in Quarantäne ist. Unterm Strich war es dann doch besser, dass wir das Spiel abgesagt haben, um kein Risiko einzugehen.

Warum wurde nicht trotzdem gespielt? Es wurden doch alle getestet.

Ja, aber zwei Tage vor dem Spiel, an Heiligabend mittags. Wenn man dann erst abends die Leute trifft, war der Test leider zu früh.

Ist jetzt das ganze Team in Quarantäne? Schließlich hatten ja alle ziemlich lange Zeit im Bus Kontakt, oder trugen Sie auf der Fahrt Masken?

Der Spieler kam direkt von seiner Familie, war also gar nicht im Bus. Er ist auch privat zurückgefahren. Der andere ist in Quarantäne.

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Ist die Austragung des Heimspiels am 30. Dezember gegen den TV Emsdetten in Gefahr?

Das kommt auf die ganzen Tests an. Ich muss mit dem Gesundheitsamt reden wegen des Spielers, dessen Familienmitglied auf jeden Fall positiv ist. Viele Ämter entscheiden unterschiedlich. Er wohnt in der Schweiz und muss dort in Quarantäne.

Der TV Emsdetten hat an Weihnachten sein Spiel auch wegen eines Verdachtsfalls im Umfeld der Mannschaft abgesagt. Jetzt ist das eingetreten, was jeder vor den Feiertagen befürchtet hatte. Wenn vorher getestet wird und man dann sozialen Kontakt hat, kann so etwas passieren.

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Die Zweitliga-Tabelle gibt jetzt schon ein schiefes Bild ab, eine Mannschaft hat erst neun Spiele ausgetragen, andere bereits 14. Im Januar pausiert die Liga wegen der Weltmeisterschaft. Danach droht das Chaos noch größer zu werden, da die Nationalspieler in Ägypten wohl zahlreiche neue fremde Kontakte haben. Wie soll diese Saison nur beendet werden?

Schwierig. Ich weiß, dass die HBL daran ist, mögliche Spielpläne zu entwerfen. Man ist erst mal so verblieben, dass versucht wird, die Saison komplett durchzuziehen. Ich bin ein bisschen zwiegespalten. In der Zweiten Liga haben wir weniger Nationalspieler, da ist es vielleicht möglich mit vielen Englischen Wochen.

Ich weiß aber nicht, wie lange man das durchziehen kann. Man spielt auch immer mit der Gesundheit der Menschen. Ich verstehe jeden Nationalspieler, der für die WM abgesagt hat. Die Gesundheit muss vorgehen.

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Sind Sie in diesem Fall ausnahmsweise froh, dass Sie keine Nationalspieler haben, die Sie abstellen müssen?

Mit der Frage habe ich mich noch nie beschäftigt. (lacht) Es ist zwar immer schön, Nationalspieler zu haben, in der aktuellen Situation sind wir aber vielleicht wirklich im Vorteil.

Nach dem schwierigen Ende von 2020. Was wünschen Sie sich fürs neue Jahr?

Erst mal, dass der ganze Mist aufhört und wir in die Normalität zurückkommen. Dass die Kurven der Fallzahlen zügig runtergehen. Und dass wir endlich wieder unserem Lieblingssport Handball nachgehen können, in vollen Hallen. Darauf freut man sich doch am meisten. Und als Fußballfan hoffe ich ganz klar, dass Schalke die Liga hält – so wie die HSG natürlich auch.