2. Handball-Bundesliga: Das Zweitligaspiel der HSG Konstanz gegen den HC Empor Rostock, das am Freitag nach dramatischem Spielverlauf und einem nach Ablauf der Zeit verwandelten Siebenmeter von Lukas Köder 32:32 endete, hat ein Nachspiel. Freilich nicht auf juristischem Parkett, dafür in verschiedenen Medien. Auf diversen Social-Media-Kanälen machen Rostocker Fans ihrem Unmut Luft, man habe ihren Verein verschaukelt. Viel brisanter ist aber, was Klubchef Tobias Woitendorf der Ostsee-Zeitung berichtete. Kampfgericht und Schiedsrichter hätten den HC Empor um den Sieg in Konstanz gebracht, weil die Verantwortlichen in der ersten Halbzeit einen Rostocker Treffer nicht gewertet hätten. Woitendorf: „Bis zum Spielstand von 10:13 für die Gastmannschaft läuft die Zählung korrekt. Von da an wird ein falscher Spielstand mit einem Tor zu viel für Konstanz und in der Folge zwei Toren zu wenig für Rostock registriert.“ Der Mann hat sich das Spiel noch mal in der Aufzeichnung angeschaut und erkannt, dass zudem der Spielstand von 11:15 auf 12:15 verändert wurde, ohne dass Konstanz ein Tor erzielt hatte. Stattdessen sei auch der Treffer von Empor-Spielmacher Sveinn Sveinsson zum eigentlichen 11:16 ohne Berücksichtigung geblieben.
Die Aufregung von Tobias Woitendorf („Zählen ist doch eigentlich nicht so schwer“) ist berechtigt. Denn das Kampfgericht mit Alexander Weber als Zeitnehmer und Hansjürgen Winghardt als Sekretär sowie die Schiedsrichter Lucas Hellbusch und Darnel Jansen haben im ersten Durchgang den Überblick verloren. Tatsächlich hatten die Rostocker 18 Tore erzielt und Konstanz nur 17, der offizielle Halbzeitstand lautete allerdings 18:17 für die HSG. Und dieser wurde von den Unparteiischen vor Beginn von Abschnitt zwei beiden Seiten ausdrücklich bestätigt.
„Zählen ist doch eigentlich nicht so schwer“Tobias Woitendorf, Klubchef HC Empor Rostock
Was war passiert? Einen Fehler gab es beim Stand von 10:13 und noch mal einen beim korrekten Spielstand von 11:15, der beim Kampfgericht bereits ein 12:14 war. Kurzum: Addiert man zum Halbzeitstand von 17:18 den Ablauf der zweiten 30 Minuten (14:15), ergäbe sich ein 33:31 für Empor Rostock.
Und warum gibt es kein juristisches Nachspiel? Ganz einfach: Weil die Rostocker keinen Einspruch einlegten. Der hätte direkt nach Spielende beim Kampfgericht hinterlegt werden müssen, der Zweitligist aus Mecklenburg-Vorpommern verzichtete aber darauf. „Wenn wir das gemacht hätten und dem stattgegeben worden wäre, wäre das Spiel in Konstanz wiederholt worden“, sagte Klubchef Woitendorf. Der finanzielle Aufwand, der Reisestress, die personellen und sportlichen Risiken waren Empor schlicht zu groß. Denn hätte man das Wiederholungsspiel am Bodensee verloren, wäre ja auch der eine Punkt weg. Hätten die Rostocker die Partie am vergangenen Freitag allerdings verloren, wären sie auch zu Protest geschritten.
Nüchtern betrachtet ist das eher verständlich denn seltsam. Ein Wiederholungsspiel wäre möglicherweise auf einen Wochentag zwischen zwei Spieltagen terminiert worden – und in der Konstanzer Schänzlehalle hätte wohl ein zusätzlich motivierter Gegner auf die Rostocker gewartet.
Bei der HSG Konstanz hat man zu diesem Thema keine Meinung, da man selbst ja nichts dazu beigetragen hatte.