Fußball-Kreisliga C: – Der ESV Waldshut, Traditionsverein in der großen Kreisstadt, hat nach einer gescheiterten Krisensitzung kurzerhand den Spielbetrieb eingestellt. Der seit 25. Februar nur mehr kommissarisch tätige Vorsitzende Rainer Huber bestätigte auf Nachfrage: „Ich habe beide Mannschaften aus der Kreisliga C abgemeldet. Diesen Schritt habe ich vollzogen, weil es interne Querelen um meine Nachfolge gegeben hat.“

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Bis vor sechs Wochen sah die Zukunft der „Eisenbahner“ noch rosig aus. Die Aktivmannschaft, seit zwei Jahren von Arlind Hashani trainiert, führte souverän und ohne Niederlage die Kreisliga C-4 an. Der Aufstieg schien angesichts des deutlichen Vorsprungs von zehn Punkten auf die Verfolger mehr oder weniger in trockenen Tüchern zu sein. In der Kreisliga C-5 fristete die 2. Mannschaft mit 16 Punkten auf Platz zehn ein weniger ambitioniertes Dasein, dennoch war der Club stolz drauf, rund 40 Aktive zu haben.

„Erste“ stand vor dem Aufstieg in die Kreisliga B

Diese Fußballer stehen nun auf der Straße, denn ihre Mannschaften existieren seit diesem Dienstag nicht mehr. Staffelleiterin Kerstin Vetter (Jestetten) bestätigte den Verwaltungsvorgang: „Beide Mannschaften wurden vom Verein abgemeldet.“

Nach dem Rückzug führt nun der FC Bergalingen II mit 31 Punkten die C-4 vor der nicht zum Aufstieg berechtigten SG FC Wehr/Brennet IV (29) an. Dritter mit 27 Punkten ist nun der DTFV Bad Säckingen. Weniger Konsequenzen hat der Rückzug der „Zweiten“ aus der C-5. Hier bleibt der SV Rheintal II vor dem SV Waldhaus II an der Spitze.

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Somit endet ein knapp fünfjähriges Intermezzo auf der Sportanlage beim Waldshuter Wildgehege. 2017 war der ESV Waldshut nach siebenjähriger Pause in den Spielbetrieb zurückgekehrt, meldete 2019 sogar wieder eine 2. Mannschaft. Für Rainer Huber liegt die Ursache für den neuerlichen Rückzug des 1929 gegründeten Vereins bei den Aktiven selbst: „Es gab keine Bereitschaft, den vom scheidenden Vorstand vorgeschlagenen Kandidaten für den Vorsitz zu akzeptieren. Bei der Krisensitzung, die wir einberufen hatten, glänzten die Vertreter der Aktiven mit Abwesenheit.“

Patt nach der Vorstandswahl

Der mittlerweile 71-jährige Huber hatte schon vor Jahren angekündigt, sich von der Spitze zu verabschieden: „Nun, nach 27 Jahren im Amt, wollte ich einen Schlussstrich ziehen und habe einen Nachfolger gefunden.“ An dessen Person aber, so Huber, hätten sich in der Hauptversammlung am 25. Februar die Meinungen geteilt: „Unser Kandidat Henri Hager wurde mit vier Stimmen Mehrheit gewählt. Kurzfristig hatte sich unser Trainer Arlind Hashani als Gegenkandidat aufstellen lassen. Henri war die knappe Mehrheit aber zu wenig. Also brachen wir die Versammlung nach längerer Diskussion ab und wollten einen neun Anlauf starten. Der ist aber gescheitert“, so Huber.

Rainer Huber, kommissarischer Vorsitzender des ESV Waldshut: „Ich habe beide Mannschaften aus der Kreisliga C abgemeldet. Diesen ...
Rainer Huber, kommissarischer Vorsitzender des ESV Waldshut: „Ich habe beide Mannschaften aus der Kreisliga C abgemeldet. Diesen Schritt habe ich vollzogen, weil es interne Querelen um meine Nachfolge gegeben hat.“ | Bild: Welte, Gerd

Deshalb zog er nun die Konsequenzen: „Ich habe eine Verantwortung zu tragen, vor allem in finanzieller Hinsicht“, verweist er auf das Vereinskonto, das marginal im Minus stehe: „Das ist kein Problem, denn die Sportanlage und das vor acht sanierte Clubheim sind in Vereinsbesitz. Wir haben über Jahrzehnte eine Miete an die Deutsche Bahn bezahlt und uns kurz nach meiner Amtsübernahme zum Kauf der Anlage entschieden.“

Sportgelände und Clubheim werden verkauft

Allerdings seien – auch wegen der zweijährigen Corona-Phase – die Einnahmen des Vereins wegen der langen Spielpause weggebrochen und zudem sei die Jugendarbeit eingeschlafen: „Wenn du in der Kreisliga C nur 30 bis 40 Zuschauer hast, kommt nicht viel Geld herein. So ist das Areal nicht zu finanzieren“, verweist Huber auf Platzpflege und die Instandhaltung des Gebäudes – oben beim Wildgehege an der Gurtweiler Straße.

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Für Huber endet somit eine Herzensangelegenheit, die in den vergangenen 27 Jahren seine Freizeit bestimmt hat: „Wir wollen den Platz nach Kräften in Schuss halten, sind aber auch schon in Verhandlung mit potenziellen Kaufinteressenten“, erklärt er: „Der ESV Waldshut wird nun vom Fußballverband, vom Sportbund und vom Verband der Deutschen Eisenbahner abgemeldet.“