Der Pott bebt – am letzten Spieltag der Saison gewinnt der VfL Bochum gegen den SV Sandhausen mit 3:1. Der Meistertitel ist damit perfekt. Nach elf Jahren steigt die Mannschaft von Trainer Thomas Reis wieder in die Erste Bundesliga auf. Auch einer aus dem Kreis der Trainer und Betreuer streckt die Meisterschale in die Höhe. Es ist Rexhep Kushutani, und dieser ist, was sein Name gar nicht vermuten lässt, ein Schwarzwälder Junge. Elf Jahre ist es auch her, dass Kushutani beim VfL Bochum angefangen hat – zunächst im Nachwuchsleistungszentrum und nach fünf Jahren als Leistungsdiagnostiker bei den Profis des Vereins. Diese Entscheidung hat er bis heute nie bereut.

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Als Zehnjähriger kam der heute 38-Jährige mit seiner Familie aus dem Kosovo nach Deutschland. In Grafenhausen wurde Rexhep Kushutani mit seinen Eltern sowie mit zwei jüngeren Brüdern und einer Schwester heimisch. Gekickt hat er beim SV Grafenhausen, war dort als Jugendlicher und auch als Aktiver ein gefürchteter Torjäger. Auch seine beiden Brüder Arben und Blerim spielten später für den Verein.

Den Ball im Blick: Rexhep Kushutani (links) im Jahr 2003 im Trikot des FC 08 Villingen.
Den Ball im Blick: Rexhep Kushutani (links) im Jahr 2003 im Trikot des FC 08 Villingen. | Bild: Dieter Reinhardt

In seiner ersten Saison bei den Aktiven des SV Grafenhausen in der Bezirksliga Schwarzwald hämmerte er den Ball über 30 Mal in die Maschen. Klar, dass da auch höherklassige Mannschaften aus der Umgebung auf den damals 19-Jährigen aufmerksam wurden. „Da haben einige natürlich angerufen. Ich habe mich für den FC 08 Villingen entschieden. So konnte ich mein Abitur nachholen und zwischen meiner Wohnung in Schwenningen und dem Gymnasium in Singen pendeln“, erinnert er sich.

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Zum 1. Juli 2003 wechselte er also zu den Villingern, stürmte in der folgenden Saison in der Verbandsliga. Und das erfolgreich, denn ein Jahr später ging‘s rauf in die Oberliga. „Dort hatte ich aber dann nur ein Spiel, weil ich mich mit Verletzungen herumplagte. Ich wurde vor allem in der zweiten Mannschaft eingesetzt“, sagt Kushutani, der zur Saison 2005/06 zum benachbarten FC Bad Dürrheim wechselte.

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Obwohl er in seiner ersten Runde den Abstieg in die Landesliga verkraften musste, denkt er gern zurück: „Das war eine tolle Zeit unter Trainer Dietmar Anders.“ Seine Stürmerqualitäten konnte er immer wieder unter Beweis stellen. „Ich war eben immer ein Strafraumwühler“, scherzt er heute.

Alles im Griff: Rexhep Kushutani (vorn) im Jahr 2006 im Dress des FC Bad Dürrheim.
Alles im Griff: Rexhep Kushutani (vorn) im Jahr 2006 im Dress des FC Bad Dürrheim. | Bild: Dieter Reinhardt

In seinem zweiten Jahr beim FC Bad Dürrheim wurde es kompliziert für Kushutani, hatte er doch inzwischen ein Sportstudium an der Ruhr-Universiät in Bochum begonnen. „Das Pendeln hat einigermaßen geklappt. Ich wollte nach dem ersten Semester von Bochum nach Freiburg auf die Uni wechseln“, erinnert er sich.

Zur Person

Es kam anders: Rexhep Kushutani wurde im Ruhrpott heimisch. Zwei Gründe gab‘s dafür: „Ich habe Sebi kennen gelernt“, zwinkert er. Mit seiner heutigen Ehefrau, die aus dem Sauerland stammt, hat er heute zwei Kinder. Die beiden Jungs Luis und Lian sind fünf bzw. zwei Jahre alt. Der zweite Grund ist der Fußball: „Durch den Fußballkurs im Sportstudium kam ich in die Bochumer Uni-Mannschaft.“

Dieses Uni-Team war damals sehr erfolgreich, wurde deutscher Meister. „Wir sind viel gereist. Bei der Studenten-EM in Kiew wurden wir Vierter. Eine super Zeit“, so Kushutani, zu dessen Mannschaftskollegen der spätere Hamburger, Stuttgarter und Leverkusener Trainer Hannes Wolf sowie der Dortmunder Coach Edin Terzic zählten.

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Der VfL Bochum war damals schon eine Kooperation mit der Ruhr-Universität eingegangen. „So bin ich beim VfL gelandet. Der Fußball-Dozent hat mich angesprochen“, sagt Kushutani. Und schon war er beim Probetraining mit der U15 des VfL, in der unter anderem der heutige Bayern-Profi und Nationalspieler Leon Goretzka spielte.

Gute Laune: Rexhep Kushutani beim Training mit den Profis des VfB Bochum.
Gute Laune: Rexhep Kushutani beim Training mit den Profis des VfB Bochum. | Bild: VfL Bochum

Kushutani hatte wohl seine Sache ganz gut gemacht. Er wurde Co-Trainer der U12, war fünf Jahre lang in verschiedenen Funktionen in der Nachwuchsarbeit des Vereins tätig, ehe der studierte Sportwissenschaftler vor sechs Jahren zum Leistungsdiagnostiker bei den Profis aufstieg. Der A-Lizenz-Inhaber krempelte die Abteilung beim Zweitligisten um und passte vor allem die Technik an. Digitalisierung ist das Stichwort. Die Trainingssteuerung ist sein Metier. Die Spieler sollen richtig trainieren, sich nicht verletzen und topfit sein.

Unter fünf verschiedenen Trainern hat er in den vergangenen Jahren gearbeitet, der sechste ist der aktuelle Coach Thomas Reis. Kushutani ist stets an Bord geblieben und in seiner Arbeit aufgegangen. „Es hat eben gepasst“, bereut er überhaupt nichts.

Rexhep Kushutani, VfL Bochum: „Wir waren eine super Clique damals beim SV Grafenhausen.“
Rexhep Kushutani, VfL Bochum: „Wir waren eine super Clique damals beim SV Grafenhausen.“ | Bild: privat

Der Schwarzwälder ist mit seiner Sauerländerin und den beiden Kindern im Ruhrpott heimisch geworden. Ab und zu besucht er seine Eltern in Grafenhausen, hält auch Kontakt zu seinen alten Kicker-Kollegen vom SV Grafenhausen. „Wir waren eine super Clique damals“, hat Kushutani seine Wurzeln nie vergessen.

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Die Zeit für Kurzbesuche im Schwarzwald ist stets knapp. „Mal eine Woche oder zehn Tage“, sagt er. Zum Dorffest im Sommer nach Grafenhausen – das hat schon mal geklappt. Dass der Heimatverein aus dem Südschwarzwald dieses Jahr sein hundertjähriges Jubiläum feiert, ist ihm nicht entgangen. Mitfeiern wird – nicht nur wegen Corona – schwierig. Der Leistungsdiagnostiker ist bei den Bochumer Profis vor allem vor der Saison ein gefragter Mann. „Die Erste Bundesliga ist schon eine Hausnummer“, weiß Kushutani und freut sich darauf, wenn im heimischen Ruhrstadion hoffentlich 26.000 Zuschauer dafür sorgen, dass „die Hütte brennt“.

Vor dem Training: Leistungsdiagnostiker Rexhep Kushutani vom VfL Bochum.
Vor dem Training: Leistungsdiagnostiker Rexhep Kushutani vom VfL Bochum. | Bild: VfL Bochum

„Ich habe einen super Job und Freunde hier“, ist Rexhep Kushutani rundum glücklich. Mit seiner Frau hat er inzwischen ein Haus gekauft – in Schwerte-Westhofen, das an Dortmund grenzt. Von dort ins Bochumer Ruhrstadion sind‘s gerade mal 25 Kilometer – ein Katzensprung. Und zum Derby seines VfL im Dortmunder Borussen-Park könnte er ja fast laufen.