Eishockey: Der dienstälteste Schwenninger Profi ist gerade einmal 25 Jahre alt. Boaz Bassen spielt bei den Wild Wings bereits seine sechste Saison und es wird seine beste werden. Der Allrounder ist aus dem Schwäne-Team nicht mehr wegzudenken.

Dienstagmorgen, 11.44 Uhr in den Katakomben der Helios Arena. Boaz Bassen kommt mit einem strahlenden Lachen zum Gespräch und ist mächtig begeistert, dass er eine Minute zu früh dran ist. „Super!“, findet er das. Generell hat der gelernte Verteidiger, der in den vergangenen Jahren aber häufiger als Stürmer eingesetzt wurde, allen Grund, über seine bisherige Saison glücklich zu sein.

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Nach bislang 35 Spielen kommt Bassen auf drei Tore und neun Vorlagen, und damit auf ebenso viele wie in der gesamten letzten Spielzeit. Nicht nur diese Zahlen, sondern auch die gesamte Spielweise des gebürtigen Schwenningers hat ihm zuletzt seine zweite Einladung zur A-Nationalmannschaft eingebracht. „Vor fünf Jahren war ich schon einmal dabei, aber das war eigentlich nichts. Diesmal war es echt toll. Wir waren ein ganz junges Team. Ich war sogar der Älteste, das war lustig“, berichtet Bassen von dem Lehrgang mit zwei Länderspielen in der Slowakei. In der zweiten Partie war der Wild Wings-Profi von seinem Ex-Coach und heutigen Bundestrainer Harold Kreis zum Assistenzkapitän ernannt worden. „Es hat schon geholfen, den Trainer zu kennen, und es war auch toll, dass noch zwei weitere Schwenninger dabei waren. Insgesamt war es kurz, aber hat viel Spaß gemacht.“

Diesen Spaß am Eishockey hat der Linksschütze bereits seit seiner Geburt. Papa Mark spielte ebenfalls in Schwenningen, Opa Hank und Onkel Bob waren NHL-Profis, sein Cousin Chad ist bei den Selber Wölfen in der DEL2 aktiv. Auch Boaz‘ Talent offenbarte sich Schritt für Schritt. Von der U20-Mannschaft der Wild Wings Future spielte sich Bassen besonders in den vergangenen beiden Jahren klar in das Schwenninger Profiteam.

Den größten Sprung machte der Linksschütze in der Saison 2021/22 unter Cheftrainer Niklas Sundblad. „Er hat mich total gepusht und ich hatte eine richtig gute Saison“, erinnert sich der Mann mit der Rückennummer 64. Offenbar war jene Spielzeit so gut, dass auch die Talentspäher der NHL auf den damals 23-Jährigen aufmerksam geworden waren. Bei einem Vorbereitungsturnier im schweizerischen Wil wurden nicht nur die jungen Schweizer Talente von den Scouts aus der besten Liga der Welt beobachtet, sondern auch Bassen. „Ich wusste das damals nicht. Das hat mir erst später mein bester Freund Kevin Richter erzählt. Es war natürlich extrem cool und ich hatte davor schon mal ein bisschen mit Nordamerika geliebäugelt. Aber das war schnell vorbei“, erzählt Bassen.

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Dieser beste Freund ist inzwischen der Techniktrainer der Neckarstädter und hat einen nicht unwesentlichen Anteil an der Leistungssteigerung seines Kumpels. Richter arbeitet seit zwei Saisons vor und nach jeder Trainingseinheit vor allem mit den jüngeren Schwenninger Akteuren an verschiedenen sportartspezifischen Fertigkeiten. „Bei mir ging es um die Schusstechnik. Da habe ich bei Kevin sehr viel gelernt. Er hilft uns wirklich sehr“, berichtet Bassen.

Der Unterzahlspezialist schaut sich aber auch viel von den Teamkollegen ab. Besonders Zach Senyshyn und Kyle Platzer spielen für ihn eine große Rolle. „Wir haben früher eher ältere Importspieler gehabt, jetzt sind sie mehr in meinem Alter. Und wir sind eben auch Freunde außerhalb des Stadions, machen ganz viel miteinander und haben so viel Spaß. Dazu geben sie mir gute Tipps. Ich habe dadurch gelernt, das Spiel an sich besser zu verstehen und besser zu lesen“, nennt der 25-Jährige einen weiteren gewichtigen Grund für seine Verbesserung.

Denn nicht nur bei den Mannschaftskollegen fühlt sich der 1,82 Meter große und 84 Kilogramm schwere Bassen mittlerweile gut aufgehoben. Seit einiger Zeit ist der Eishockeyprofi mit der Villingerin Tabea Mose liiert und verbringt viel Zeit auch mit der Familie der Ex-Schwimmerin. „Das ist besonders an Weihnachten schön und macht die Stadt noch mehr zu meiner Heimat als ohnehin schon. Und Tabea hat dafür gesorgt, dass ich jetzt viel besser Deutsch spreche“, sagt er grinsend.

Alles in allem stimmt bei Bassen derzeit so ziemlich alles. Dennoch wird seine Leistung vom Schwenninger Umfeld gerne etwas unterschätzt. Vielleicht sehen ihn einige Fans noch als den „kleinen Bo“. „Letztes Jahr habe ich das schon noch ein bisschen gespürt und habe auch mal überlegt, ob ich vielleicht woanders hingehen soll. Aber ich habe zu Tabea gesagt, dass ich das nicht kann. Die Jungs hier sind meine Familie. Jetzt spiele ich mein bestes Jahr und ich hoffe, dass ich nächste Saison noch besser werde“, sagt der inzwischen ganz klar erwachsene Boaz Bassen.