Eishockey: Das ist doch ein recht großer Schritt, den Michael Bitzer in den letzten Wochen gegangen ist. Nicht jener, von der großen Kreisstadt Selb mit ihren knapp 15.000 Einwohnern ins doch etwas größere Villingen-Schwenningen, obwohl der Deutsch-Amerikaner dabei immerhin auch schon 450 Kilometer zurücklegte. Viel bedeutsamer aber ist der Schritt von der DEL2 in die oberste deutsche Spielklasse und natürlich die Entscheidung, künftig nicht mehr die Nummer eins, sondern die Nummer zwei zu sein.
Er ist da, wenn er gebraucht wird
Bei den Selber Wölfen und auch zuvor beim ETC Crimmitschau war der Torhüter aus Moorhead in Minnesota der klare „Starting Goalie“. Speziell in den letzten beiden Saisons in Selb machte der 30-Jährige von sich reden, spielte mit den Oberfranken zwar jeweils Relegation, zeigte dabei aber auch überragende Leistungen. Und so kontaktierte Schwenningens Geschäftsführer Stefan Wagner den Keeper, lotste ihn an den Neckarursprung in die DEL.
„Es wird schon anders sein, klar. In den letzten Jahren habe und durfte ich immer erwarten, die meisten Spiele zu machen. Jetzt geht es darum, immer bereit zu sein. Natürlich werden es weniger Spiele sein. Aber ich werde im Training meine Leistung zeigen – und wann immer ich gebraucht werde, bin ich da“, erklärt Bitzer seine neue Situation und seine Einstellung dazu.
„Es ist die bestmögliche Liga in Deutschland“
Wie viele Partien der Backup-Torhüter in der kommenden Saison bestreiten wird, ist dabei offen, zumal Eriksson durchaus als Viel-Spieler bekannt ist. Doch Wild-Wings-Cheftrainer Steve Walker äußerte bereits Ende der letzten, so erfolgreichen Spielzeit den Wunsch, dem Schweden auch öfter eine Pause zu gönnen. Dennoch muss sich der Neuzugang in Geduld üben. „Es ist die bestmögliche Liga in Deutschland, und da wollte ich immer hin. Zudem will man einfach mit den besten Spielern spielen. Man wächst dadurch als Profi und Mensch“, sagt Bitzer.
Umso wichtiger ist da natürlich, dass man sich gerade mit dem Torhüter-Kollegen gut versteht. Wie zu erwarten, gab und gibt es mit Eriksson absolut gar keine Probleme. Im Gegenteil. „Wir kommen sehr gut miteinander klar, das ist auch wichtig, finde ich. Er hat sich bei mir gemeldet, nachdem klar war, dass ich nach Schwenningen komme, hat mich willkommen geheißen und gesagt, dass es hier wirklich toll ist.“
Bitzer gehört schon richtig dazu
Auch Torwarttrainer Josh Robinson, ebenfalls neu bei den Wild Wings, hat früh den Kontakt zum zweiten Torhüter gesucht. „Wir waren schon den ganzen Sommer über in Kontakt, und unsere Kinder spielen jetzt hier viel zusammen. Hier sind generell alle eine Familie, und wir gehören schon richtig dazu“, ist der Linksfänger gemeinsam mit Ehefrau Brittni und den beiden Söhnen gut in der Doppelstadt angekommen.
Natürlich haben sich auch die Bitzers vorher ein wenig schlau gemacht, hatten mit Ex-Wild-Wing Mitch Wahl und dem gebürtigen Schwenninger Vincent Schlenker gute Informanten. „Sie haben uns nur Gutes berichtet. Zudem hat sich meine Frau mit einigen anderen Frauen ausgetauscht und dabei auch nur Positives gehört. Wichtig waren uns die Möglichkeiten für unsere Kinder, und die sind offenbar super. Dazu gibt es hier viele andere Kinder“, sagt der Familienvater. Dennoch wird der Papa wohl die meiste Zeit in der Helios Arena verbringen und auf langen Busfahrten, die Bitzer gern zum Lesen nutzt.
Die Karriere stand schon kurz vor dem Ende
Neben der Familie geht es natürlich auch um die eigene Karriere, die vor drei Jahren bereits einmal kurz vor dem Ende stand. Damals hatte der mit 1,80 Meter eher kleingewachsene Torhüter ein gutes Angebot aus der Heimat, in Zukunft als Trainer zu arbeiten. Zunächst entschied er sich aufzuhören, setzte dann aber seine Laufbahn doch in Selb fort. „Ein paar Dinge haben sich damals anders entwickelt als gedacht, sodass ich mich umentschieden habe. Und jetzt werde ich in der DEL spielen. Über diesen Wechsel musste natürlich ich nicht nachdenken“, so Bitzer über seinen dann doch wirklich großen Schritt.