Herr Geiger, nach 22 Jahren ist Schluss am Fischmarkt. Werden Sie nicht doch etwas melancholisch?
Nach 22 Jahren und 164 Ausstellungen ist einem so ein Raum schon ans Herz gewachsen, vor allem weil wir dort ja eine gute und sehr erfolgreiche Zeit hatten. Aber die beengte räumliche Situation am Fischmarkt hat mit den immer komplexeren Arbeitsabläufen und der gewachsenen internationalen Ausrichtung der Galerie nicht mehr zusammengepasst. Und wie sagt man so schön: das Bessere ist der Feind des Guten.
Andere Galerien gehen nicht zuletzt wegen Corona in die Knie, Sie investieren in ein neues Projekt. Was treibt Sie an?
Wir planen diesen Schritt ja schon sehr lange und die Verträge waren bereits 2019, also vor der Pandemie, unterschrieben. Beim ersten Lockdown im März 2020 hatten wir dann schon ein recht mulmiges Gefühl. Aber Galeristen sind – wie auch Verleger oder Theaterbetreiber – „Überzeugungstäter“, die gewohnt sind für die Kunst Risiken einzugehen. Wir sind überzeugt von unseren Künstlern und wollen ihnen hier in Konstanz eine zeitgemäße Plattform bieten, die den großen Galerien in den Metropolen der Kunst nicht nachsteht.
Woher kommt ihr Publikum woher kommen die Sammler, die bei Ihnen Kunst erworben?
Mittlerweile aus ganz Europa, darunter sehr viele private Sammler und Kunstfreunde, aber auch immer mehr Museen.

Im Feuilleton ist immer wieder davon zu lesen, dass die „Kunstblase“ bald platzt. Sorgt Sie das?
Nein, gar nicht. Wenn es überhaupt eine Blase gibt, dann dort, wo der Preis und die kunsthistorische Bedeutung auseinanderklaffen, also bei ganz jungen Künstlern, die von einigen Galerien aggressiv gehypt werden. Unser Programm ist über 46 Jahre sehr organisch gewachsen, alle unsere Künstler haben längst ihren festen Platz in der Kunstgeschichte und werden auch eine Krise bzw. Marktbereinigung problemlos überstehen.
Sie zeigen Hermann de Vries in der ersten Ausstellung in den neuen Räumen. Was begeistert Sie persönlich an seiner Kunst?
Mit Herman verbindet mich seit vielen Jahre eine enge Freundschaft. Sein Werk ist von großer innerer Konsequenz und Klarheit. Er hat nie auf Moden oder den Markt geschaut und ist gerade deshalb heute so erfolgreich. Sein künstlerisches Hinweisen auf die Schönheit, Vielfalt, aber auch Verletzlichkeit der Natur war der Zeit weit voraus und die Generation meiner Tochter feiert ihn für seine naturverbundene Lebensweise und als Vorkämpfer des ökologischen Bewusstseins.