Beim zweiten Anlauf hat es geklappt: Nach dem wetterbedingten Abbruch der Premiere konnte Giacomo Puccinis „Madame Butterfly“ in Bregenz nun doch bis zu Ende gespielt werden. Ein paar Regentropfen hier und da sorgten für etwas Abkühlung in der schwül-warmen Nacht, ansonsten blieb es ruhig.
Nun konnten Butterfly und Suzuki den hintertriebenen Heiratsvermittler Goro endlich in den Bodensee stoßen, der Fürst Yamadori wurde auf einer Sänfte durchs Wasser getragen, das Boot in Form eines großen Papierschiffchens tauchte auch noch auf.
Und wenn ganz am Schluss die Bühne in Flammen aufzugehen scheint, hat Andreas Homoki seine Pflicht als Seebühnen-Regisseur vollends erfüllt. Nämlich die, den See in die Inszenierung einzubeziehen und irgendwo auch ein bisschen Feuerwerk einzubauen.
Wirkliches Interesse am Bühnenspektakel hat Homoki aber nicht – über solche Erwartungen setzt er sich souverän hinweg, baut keine aufsehenerregenden Stunts ein, auch die Artisten des Wired Aerial Theatres sind eher unterbeschäftigt. Die Bühne selbst bleibt ohnehin statisch.
Wer also beim Premieren-Abend nach der Hälfte des Spiels nach Hause fahren musste, hat zumindest an überraschenden Effekten wenig verpasst. Die Inszenierung bleibt ruhig, konzentriert sich ganz auf die Titelfigur Butterfly und folgt deren emotionalen Wechselbädern. Das Licht und die Videoprojektionen spielen dabei eine wesentliche Rolle und schaffen unterschiedliche Stimmungen.
Allerdings fehlen auch die Zwischentöne. Zu den überraschendsten Regie-Einfällen gehört noch die Traum-Szene zum Orchester-Zwischenspiel zu Beginn des dritten Akts, in der sich Butterfly und Pinkerton im Stil eines Hollywood-Films in die Arme fallen. Das Aufwachen in der harten Realität ist für Butterfly daraufhin umso bitterer.
„Rigoletto“-Regisseur inszeniert „Freischütz“
All das spricht keineswegs gegen die diesjährige Produktion. Man sollte nur nicht mit falschen Erwartungen hinfahren. Betrachtet man die „Butterfly“ im Zusammenhang mit den vergangenen Inszenierungen aus der Ära der Bregenzer Intendantin Elisabeth Sobotka, könnte man sagen, dass die „Carmen“ der virtuose Kopfsatz war, der „Rigoletto“ das sarkastische Scherzo und die „Butterfly“ das ruhige und poetische Andante.
Wenn 2024/25 der „Freischütz“ in der Inszenierung des „Rigoletto“-Regisseurs Philipp Stölzl folgt, könnte dieser zum furiosen Finale werden.
Für Elisabeth Sobotka wird es jedenfalls die letzte Produktion sein, die sie in Bregenz verantwortet. Nach dem Sommer 2024 verabschiedet sie sich vom Bodensee und wechselt an die Berliner Staatsoper Unter den Linden.
Dort hatte sie einst als Operndirektorin gearbeitet, nun kehrt sie als Intendantin zurück. Wer der gebürtigen Wienerin in Bregenz folgt, steht noch nicht fest. Ende des laufenden Sommers soll die Stelle ausgeschrieben werden.