Frau Hofmann, Sie waren Ende 2023 beim Schlagerfestival von SonnenklarTV in El Gouna in Ägypten. Dort hatten Sie Ihren letzten Auftritt mit Ihrer Schwester Alexandra. Was war das für ein Gefühl?

Es war ein seltsames Gefühl, und natürlich war viel Wehmut dabei. Es war eine lange, eine intensive und schöne Zeit als Duo. Ich konnte daher meine Tränen bei unserer Show nicht zurückhalten, meine Gefühle haben mich total überwältigt. Da kam einfach alles zusammen.

Aber ich denke, das ist okay und auch nachvollziehbar. Immerhin haben wir 35 Jahre zusammen auf der Bühne gestanden, schon als Kinder sind wir gemeinsam aufgetreten. Es ist eine Ära, die nun zu Ende gegangen ist und ich schaue dankbar zurück. Es hat natürlich aber seine Zeit gedauert, die ganzen Veränderungen zu verdauen.

Sie treten ja beide seit geraumer Zeit schon solo auf …

Ja, aber es war nicht einfach für mich, anfangs damit klarzukommen, solo weiterzumachen. Alles war neu und anders, ich musste mich erst einmal sortieren. Es gab immer wieder dieses Wechselbad der Gefühle, und natürlich kamen auch Existenzängste auf. Alexandra hat schon vor zwei Jahren ihre Event-Firma gegründet. Ich habe nach meiner Hochzeit mit Solo-Projekten angefangen.

Meine Konzentration ist jetzt ganz bei mir, Alexandra hat ihre Konzentration auf sich gerichtet. Nach 35 Jahren ist es ja legitim, dass jeder seinen eigenen Weg geht. Ich sehe, dass Alexandra sehr glücklich ist mit ihrem Weg und ich bin sehr dankbar, dass ich auch bei mir eine Zukunft spüre.

Wie reagieren die Fans darauf?

Viele Fans konnten zunächst nicht glauben, dass unsere Trennung endgültig ist. Sie dachten, jede macht jetzt ihre Solo-Karriere, aber dann gibt es auch wieder gemeinsame Auftritte als Duo. Aber das wird nie mehr so sein. Was mich freut: Die Fans nehmen mich so, wie ich bin. Und ich schätze es sehr, dass ich auf meinen Social-Media-Kanälen absolut echt sein kann. Ich kann so sein, wie ich bin.

Haben Sie die Veränderungen inzwischen verdauen können?

Die vergangenen Jahre waren für mich eine große Lebens-Schule, auch insofern, dass ich zu mir selbst gefunden habe. Anfangs dachte ich in der Tat: Bin ich jetzt nur noch die Hälfte wert, wie soll das gehen ganz allein? Seit meinem elften Lebensjahr habe ich mit Alexandra gesungen.

Ich war immer die kleine Schwester, und jetzt gehe ich zum ersten Mal in meinem Leben gewisse Wege, die ich noch nie allein gegangen bin. Am Anfang hatte ich sehr großes Herzklopfen. Als ich moderierte, hatte ich zum ersten Mal niemanden neben mir stehen. Dann aber zu spüren, wie ich daran wachse, und herauszufinden, wer ich bin, das war sehr lehrreich und eine spannende Reise.

Anita (links) und Alexandra Hofmann bei ihrem letzten gemeinsamen Auftritt beim Schlagerfestival von SonnenklarTV in El Gouna in Ägypten.
Anita (links) und Alexandra Hofmann bei ihrem letzten gemeinsamen Auftritt beim Schlagerfestival von SonnenklarTV in El Gouna in Ägypten. | Bild: Martina Mack

Was war dabei die größte Herausforderung für Sie?

Es war für mich sehr schwer, loszulassen. Denn das, was ich gemacht habe in meinem Leben, das habe ich geliebt. Die Musik ist mein Leben, meine Leidenschaft. Ich habe mich sehr gefreut, als ich meinen eigenen Fan-Club gegründet habe. Innerhalb von ein paar Monaten hatte ich schon über 400 Mitglieder. Es hat mich total gerührt, dass so viele Menschen diesen Weg mit mir gehen.

Ich habe auch ein Fan-Magazin, das heißt „Hautnah – das Fan-Magazin“. Es wird dreimal im Jahr veröffentlicht und gilt bei manchen Fans schon als Sammel-Objekt. Es steckt viel Arbeit drin, weil ich auch die Grafik selbst mache. Ich habe auch meine Homepage selbst gebaut. Ich habe sehr viel dazu gelernt.

Wenn Sie jetzt auf die Zeit nach der Trennung zurückblicken, was sehen Sie positiv?

Ich habe zu Anfang von Corona die Zeit genutzt, um ein Fernstudium zu machen in Wirtschaftsrecht, Buchhaltung und Bilanz. Ich bin absolut kein Zahlen-Mensch und habe mich damit sehr schwergetan. Ich stand wie gesagt als Kind zum ersten Mal auf der Bühne. Es wurde alles für mich gemacht, aber irgendwann sind diese Menschen nicht mehr da, und dann stehst du allein da und verstehst das alles gar nicht.

Mein größtes Defizit sind Zahlen, ich ging dann zur Industrie- und Handelskammer und habe mich beraten lassen. Ich habe die Mittlere Reife, konnte damals kein Abitur machen, weil ich in meiner Teenie-Zeit schon 300 Auftritte im Jahr hatte. Man riet mir also dazu, dieses Fernstudium zu absolvieren. Ich habe noch in der Corona-Zeit meinen Abschluss gemacht und habe jetzt einen sogenannten Wirtschaftsführerschein, das ist eine solide Basis. Es hat mich schon stolz gemacht, dass ich das durchgezogen habe.

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Gab es in Ihrer Umbruchphase auch Menschen aus der Show-Branche, die Ihnen geholfen haben?

Ja, es gab einige Menschen, die mir beigestanden haben. Einer davon ist Michael Holm. Mein Mann und ich waren auch zu seinem 80. Geburtstag eingeladen – zuvor waren wir bei ihm zu Hause. Bei seinem 80. waren nur enge Weggefährten geladen, etwa 50 Gäste, und wir durften dabei sein. Er hat mir viele gute Ratschläge gegeben, auch zu Titeln, von denen er meint, dass sie gut zu mir passen würden. Ich bin ja auch eine klassisch ausgebildete Sopranistin, was viele nicht wissen. Ich habe mich riesig darüber gefreut, dass Michael Holm mich unterstützt hat und es auch weiterhin tun wird.

Die Sängerinnen Anita (links) und Alexandra Hofmann waren jahrzehntelang immer zusammen unterwegs. Hier 2002 bei eine Schiffstaufe.
Die Sängerinnen Anita (links) und Alexandra Hofmann waren jahrzehntelang immer zusammen unterwegs. Hier 2002 bei eine Schiffstaufe. | Bild: Ulrich Perrey/dpa

Eine wunderbare Unterstützung haben Sie auch durch Ihren Mann Christian.

Ja, Christian ist wirklich ein Geschenk des Himmels. Wir haben solch eine gegenseitige Wertschätzung, und bei mir war es damals wirklich Liebe auf den ersten Blick.

Was schätzen Sie ganz besonders an Christian?

Ich brauche mich bei ihm nie zu erklären. Er weiß immer, wie es mir geht. Und das ist ein so befreiendes Gefühl, wenn man sich nicht erklären muss, auch wenn es einem nicht gut geht. Er spürt, ob ich meine Ruhe brauche, in den Arm genommen werden will oder ob ich ein Gespräch möchte. Und er bringt mich auch immer wieder zum Lachen. Wir teilen die gleichen Werte und wir ticken in fast allen Dingen gleich. Das Einzige, wo wir unterschiedlich sind: Ich bin immer etwas schneller. Christian braucht etwas länger für alles, aber das ist total okay. Seine Ruhe überträgt sich sogar auf mich. Wir haben einen wunderbaren Frieden miteinander.

Was macht Christian zu Ihrem Traummann?

Es ist die Kombination aus allem. Er hat einerseits den nötigen Humor, aber auch die nötige Ernsthaftigkeit, um gewisse Themen zu besprechen. Ich kann mich immer auf ihn verlassen, und vor allem hat er ein riesengroßes Herz und das allerschönste Lächeln. Wenn er mich in den Arm nimmt, macht meine Seele einen Luftsprung. Christian ist die perfekte Mischung.

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Wie geht es bei Ihnen weiter?

Im Frühjahr oder Sommer erscheint mein neues Album. Deshalb werde ich in der nächsten Zeit noch viel im Studio sein und weitere Songs aufnehmen. Mein neuestes Lied heißt „Wir fangen gerade erst an“. Das ist jetzt auf dem Markt und soll auch ein bisschen eine Art Motto sein: Es geht jetzt richtig los. Und darauf freue ich mich.

Was wünschen Sie sich für 2024?

Ich habe die Ehre, auf die „Könige der Volksmusik“-Tour zu gehen. Das ist die Abschiedstournee von Marianne und Michael, und es hat mich so gerührt, dass ich dabei sein darf. Dass sie mich an ihrer Seite haben wollten. Früher haben sie mich immer „Küken“ genannt und mich unter ihre Fittiche genommen.

Sie standen mir mit Rat und Tat zur Seite bei meinen ersten Schritten im Show-Business. Die Tournee geht von Februar bis April. Mein Mann und ich waren vor Kurzem bei den beiden zum Weißwurstessen und haben über die ersten Programmpunkte gesprochen. Das neue Jahr wird also sehr schön für mich beginnen und ich bin gespannt, was 2024 alles bringt.