ZF Friedrichshafen hat im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Hannoveraner Konkurrenten Continental überholt und ist jetzt Deutschlands zweitgrößter Automobilzulieferer. Branchenprimus bleibt aber weiterhin Bosch aus Stuttgart. Wie aus den veröffentlichten ZF-Jahreszahlen hervorgeht, kam der Stiftungskonzern vom Bodensee 2021 auf einen Umsatz von gut 38,3 Milliarden Euro – das sind 4,5 Milliarden mehr als der Dauerrivale aus Niedersachsen. Dieser hatte 2021 allerdings seine Antriebssparte Vitesco abgespalten und daher massiv an Umsatz verloren.

Bosch bleibt die Nummer eins im Autozuliefergeschäft

Die Freude bei ZF ist daher verhalten, auch weil die kommenden Monate für den Getriebebauer herausfordernd werden dürften. Der scheidende Konzern-Chef, Wolf-Henning Scheider, sprach am Donnerstag in Friedrichshafen von einem „hoch volatilen Umfeld“, dem sich ZF gegenübersehe. Scheider wird seinen bis Anfang 2023 laufenden Vertrag nicht verlängern und nach dann nach knapp fünf Jahren an der Konzernspitze „auf eigenen Wunsch“ ausscheiden, wie er sagte.

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Zwar lässt die Corona-Krise langsam nach, dafür sorgt der Krieg in der Ukraine für Verwerfungen, etwa mit Blick auf die Teileversorgung. So hätte sich die Preisentwicklung bei Fracht und Materialien gegenüber dem Jahr 2021 noch einmal beschleunigt, sagte ZF-Finanzchef Konstantin Sauer. „Davon wird etwas am Ergebnis hängenbleiben“, sagte er.

ZF 2020 Kopie

Daher stellt ZF seinen Ausblick für 2022 „ganz explizit unter Vorbehalt“, wie Scheider betonte. Konkret geht das Unternehmen davon aus, seine 2022er Umsätze auf mehr als 40 Milliarden Euro nach oben schrauben zu können. Die operative Gewinnspanne soll zwischen 4,5 und 5,5 Prozent und damit auf dem Niveau des Vorjahres liegen.

Wolf-Henning Scheider, Vorstandsvorsitzender (CEO) der ZF Friedrichshafen AG. Er wird seinen Vertrag nicht verlängern.
Wolf-Henning Scheider, Vorstandsvorsitzender (CEO) der ZF Friedrichshafen AG. Er wird seinen Vertrag nicht verlängern. | Bild: Felix Kästle

2021 hat ZF mit 783 Millionen Euro wieder einen Millionengewinn eingefahren. 2020 fiel noch ein satter Verlust an. Beim Umsatz legte man sogar um gut 17 Prozent auf mehr als 38,3 Milliarden Euro zu. „2021 ist es uns gelungen, unsere Ziele zu erreichen. Wir sind auf Kurs geblieben“, sagte Scheider. ZF verfüge über Auftrage, „bis weit über die Dekade hinaus“.

Wolf-Henning Scheider (links) und Konstantin Sauer, Finanzvorstand der ZF Friedrichshafen AG bei der Präsentation von Unternehmenszahlen.
Wolf-Henning Scheider (links) und Konstantin Sauer, Finanzvorstand der ZF Friedrichshafen AG bei der Präsentation von Unternehmenszahlen. | Bild: Felix Kästle, dpa

Besonders von neuen Aktivitäten erwartet man Wachstum. Bei Zentralrechnern für Autos rechnet ZF mit dem Absatz von Millionenstückzahlen ab Mitte dieses Jahrzehnts. In diesem Geschäftsfeld werden man „unter den Top 3 oder 4 Herstellern der Welt liegen“, sagte Scheider.

ZF hält an klassischen Geschäftsfeldern fest – kein Verkauf wie bei Conti

Anders als Rivale Conti will ZF an seinen bisherigen Kernaktivitäten festhalten. „Es wird nicht so sein, dass wir verbrennungsmotorische Kompetenzen, wie etwa Getriebe, abstoßen“, sagte Scheider.

Die Transformation der ZF hin zum E-Mobilitätsanbieter werde man „gemeinsam durchführen“. Unternehmensteile zu verkaufen, die nicht zum Kerngeschäft gehören, kann sich Scheider aber vorstellen.

In Deutschland wackeln Stellen und Werke

Zwar hat ZF 2021 weltweit rund 3500 Stellen geschaffen, im Inland werden indes Jobs abgebaut. „Hie und da“ werde es an manchen Standorten Stellenabbau geben, sagte er und fügte an: „Aber sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen. Auch könne er nicht ausschließen, dass Standorte geschlossen werden, so Scheider. In Deutschland beschäftigt ZF an rund 50 Standorten etwa 53.700 Menschen.