Dreikönig wird in Überlingen sonst vom Karbatschenknallen, von den Narrenmärschen der Dampfkapelle und von Tauchern dominiert, die im See vor der Uferpromenade nach einem Schatz suchen. Corona machte alles anders. Vereinzelt war das Knallen der Karbatschen zu hören. Den Umzug durch die Stadt, zum Beginn der alemannischen Fastnacht, unternahmen in diesem Jahr aber nicht die Narren, sondern die Querdenker.

'Dreikönigsmarsch' gegen die Coronamaßnahmen Video: Hilser, Stefan

Mit einem Protestzug zwischen Überlingen West und Ost brachte die Gruppe „Demokratischer Widerstand Überlingen„ ihren Unmut über die Einschränkungen zur Bekämpfung der Coronapandemie zum Ausdruck. Organisiert wurde die Aktion von Udo Daecke und Gregor Baiker, die den Querdenkern nahe stehen.

Die Demonstranten prangerten die aus ihrer Sicht ungerechtfertigten Maßnahmen zum Schutz gegen die Coronapandemie an.
Die Demonstranten prangerten die aus ihrer Sicht ungerechtfertigten Maßnahmen zum Schutz gegen die Coronapandemie an. | Bild: Stefan Hilser

Start war am Bahnhof Therme. Die Teilnehmer wurden von den Organisatoren dazu aufgefordert, eine Mund-Nasen-Abdeckung zu tragen und Corona-Abstände einzuhalten. Daran hielten sie sich, sie hätten sonst damit rechnen müssen, von der Demonstration ausgeschlossen zu werden. Plakate oder Symbole rechtsgerichteter Personen waren nicht zu sehen.

Insgesamt fast 30 Beamtinnen und Beamten der Polizei sorgten für die Sicherheit von Demonstranten und Gegendemonstranten.
Insgesamt fast 30 Beamtinnen und Beamten der Polizei sorgten für die Sicherheit von Demonstranten und Gegendemonstranten. | Bild: Stefan Hilser

Die Polizei begleitete den Protestzug mit mehreren Mannschaftswagen, knapp 30 Beamten, und überwachte die Einhaltung der Coronaregeln. Am Ende des Demonstrationszugs, bei einer Kundgebung auf dem Parkplatz der ehemaligen Kramerwerke, hielt die Polizei die Demonstranten auf Abstand zu einer kleinen Gruppe von Gegendemonstranten und erstickte gegenseitige Aggressionen im Keim.

Eine kleine Gruppe von Gegendemonstranten drückte mit ihren Plakaten aus, was sie von dem „Dreikönigszug“ hielten. Sie ...
Eine kleine Gruppe von Gegendemonstranten drückte mit ihren Plakaten aus, was sie von dem „Dreikönigszug“ hielten. Sie skandierten: „Keine Toleranz für Ignoranz.“ | Bild: Stefan Hilser

Die Demo stand unter dem Titel „Dreikönigsmarsch„. In Anlehnung daran trugen einige Demonstranten eine selbstgebastelte Krone. Zusätzlich zur Coronamaske setzten sie sich eine rote Clownsnase auf, als ihr Ausdruck dafür, dass sie die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung für eine Clownerie halten. Der Zug war als „Schweigemarsch“ angelegt, monotones Trommeln gab den Takt vor, wie bei einem Beerdigungszug.

Das könnte Sie auch interessieren
Mit Flatterbändern demonstrierten die Demonstranten, dass sie auf Abstand zueinander blieben – zumindest während des ...
Mit Flatterbändern demonstrierten die Demonstranten, dass sie auf Abstand zueinander blieben – zumindest während des Demonstrationszuges. | Bild: Stefan Hilser

Unterbrochen wurde die Stille durch Suggestivfragen, die über Lautsprecher formuliert wurden. „Warum verbreitet ihr Angst statt Zuversicht?“, lautete eine der Fragen, ohne dass die Adressaten genauer benannt worden wären. Eine Kinderstimme fragte: „Wieso zerstört ihr unsere Zukunft?“. Eine weitere Frage lautete: „Warum schließt ihr Krankenhäuser in der Pandemie?“

Das könnte Sie auch interessieren

Nach Überzeugung von Daecke, der in Überlingen und Salem bereits mehrere Anti-Corona-Demonstrationen organisierte, ist die Pandemie ein „Betrug“, begangen durch Mächte, die aus Eigeninteresse handelten. Die teils katastrophalen Zustände in den Krankenhäusern seien selbstgemacht, aber nicht wirklich der massenhaften Ausbreitung einer gefährlichen und tödlichen Viruskrankheit geschuldet.

Mit einer Kundgebung auf dem Parkplatz der ehemaligen Kramerwerke in Überlingen schloss der „Dreikönigsmarsch“ ab. Die ...
Mit einer Kundgebung auf dem Parkplatz der ehemaligen Kramerwerke in Überlingen schloss der „Dreikönigsmarsch“ ab. Die Polizei sicherte den friedlichen Verlauf, Demonstranten und Gegendemonstranten wurden auf Abstand zueinander gehalten. | Bild: Stefan Hilser

Auf der Kundgebung räumte Daecke ein, dass der erste Lockdown im März 2020 möglicherweise gerechtfertigt gewesen sei wegen einer damals unklaren Gefährdungslage. Mittlerweile jedoch, behauptete er, töte die Bekämpfung des Virus mehr Menschen als am Virus selbst stürben. Er sprach in diesem Zusammenhang von „Kollateralschäden“, die niemand zähle.

Die frühere Stadträtin Sibylla Kleffner hielt am Rande des Demonstrationszugs mutig ein Gegenplakat in die Höhe. Sie sagte, die meisten ...
Die frühere Stadträtin Sibylla Kleffner hielt am Rande des Demonstrationszugs mutig ein Gegenplakat in die Höhe. Sie sagte, die meisten der Teilnehmer kenne sie, viele seien aus Überlingen. | Bild: Stefan Hilser

Die Polizei beobachtete nach eigenen Angaben „drei kleinere Gegendemonstrationen mit insgesamt elf Personen“. Eine Gruppe stand mit Abstand zu den Kundgebungsteilnehmern und zeigte Plakate, auf denen Sätze standen wie: „Ihr Idioten leugnet unsere Toten“, oder „Das ist keine Liebe, das ist Egoismus.“